Work & Winning Studie zeigt: Viele Migranten wollen Deutschland wieder verlassen

Studie zeigt: Viele Migranten wollen Deutschland wieder verlassen

Jeder vierte Zugewanderte denkt über Auswanderung nach. Besonders alarmierend: Ausgerechnet hochqualifizierte Fachkräfte in Mangelbranchen ziehen einen Weggang in Betracht. Die Gründe reichen von Bürokratie bis Diskriminierung.

Deutschland verliert ausgerechnet jene Menschen, die es am dringendsten braucht. Eine neue Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) offenbart ein beunruhigendes Muster: 26 Prozent der Zugewanderten erwägen, dem Land wieder den Rücken zu kehren. Drei Prozent haben bereits konkrete Auswanderungspläne. Besonders brisant: Es sind vor allem gut ausgebildete Fachkräfte, die über einen Weggang nachdenken – genau jene Gruppe, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt händeringend gesucht wird.

Die Flucht der Qualifizierten

Die Abwanderungsneigung variiert stark nach Branchen. In der IT- und Kommunikationsbranche denken bis zu 39 Prozent der zugewanderten Fachkräfte über einen Wegzug nach. Ähnlich hoch sind die Werte bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen. Auch im Gesundheits- und Sozialwesen – Sektoren mit eklatantem Personalmangel – erwägen zwischen 24 und 28 Prozent der Migranten eine Auswanderung.

„Gerade die für Erwerbs- oder Bildungszwecke zugezogenen, besser gebildeten, wirtschaftlich erfolgreicheren sowie sprachlich besser integrierten Migranten denken überdurchschnittlich häufig über eine Ausreise nach oder äußern konkrete Abwanderungspläne“, erklärt IAB-Forscher Lukas Olbrich. Ein Paradoxon: Je besser integriert und qualifiziert die Zugewanderten sind, desto mobiler scheinen sie zu sein.

Zwischen Heimweh und Frust

Die Motive für einen möglichen Weggang unterscheiden sich je nach Zielregion. Wer in sein Herkunftsland zurückkehren möchte, nennt überwiegend soziale Faktoren – Familie, Partner, Freundeskreis. Diese Gruppe stammt vorwiegend aus europäischen Ländern, allen voran Polen und Rumänien, gefolgt von der Türkei und Ukraine.

Wer hingegen in ein Drittland weiterziehen will, etwa in die Schweiz, die USA oder nach Spanien, tut dies primär aus beruflichen und wirtschaftlichen Erwägungen. Doch es gibt auch systemische Gründe, die branchenübergreifend für Frust sorgen: politische Unzufriedenheit, hohe Steuerlast und vor allem die allgegenwärtige Bürokratie. Bei Geflüchteten kommen Diskriminierungserfahrungen als zusätzlicher Faktor hinzu.

Seite 1 / 2
Nächste Seite