Work & Winning »Weg mit dem Bildungsbarock«

»Weg mit dem Bildungsbarock«

Wenn Wissen jederzeit abrufbar ist und Maschinen Analysen schneller liefern als jeder Abiturient, dann muss Schule lehren, was uns wirklich unersetzbar macht. Denn was KI nicht kann, wird zum Schulfach der Zukunft…

Diese Ausgabe dreht sich um Talent und Skill – und selten war klarer, dass wir beides neu definieren müssen.

Denn seit Google wissen wir: Wissen allein hat(oft) keinen Eigenwert mehr, außer den fürs Ego. Denn wenn vieles, was je gedacht, gesagt oder berechnet wurde, in Sekundenschnelle abrufbar ist – warum lehren wir unsere Kinder immer noch, Jahres- zahlen auswendig zu lernen? Und jetzt kommt die nächste, viel größere Zäsur: Künstliche Intelligenz. Es ist also nicht fünf vor zwölf – es ist längst Mittags- pause. ChatGPT & Co. verändern nicht nur, wie wir arbeiten – sondern wer überhaupt noch was macht. Die Maschinen werden besser im Denken. Sie ana- lysieren, schreiben, argumentieren. Wirklich.

In der Techszene kursiert längst ein neues Dogma: It’s not about the analysis anymore. It’s about validation. Die menschliche Rolle verschiebt sich: Weg vom Produzieren – hin zum Kuratieren, Kontrollieren, Einordnen. Und genau hier liegt der Auftrag an unser Bildungssystem. Schule muss nicht mehr verhindern, dass Schüler KI nutzen – sie muss dafür sorgen, dass sie es können. Nicht nur oberflächlich, sondern tief, souverän, reflektiert. Wir müssen sie zu AI Natives machen. 

KI für alle

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben gerade jedem Bürger ein ChatGPT-Abo spendiert. Vielleicht ist das radikal – aber vielleicht auch genau richtig. Warum nicht jedem Schüler in Deutschland Zugang geben, mit entsprechender Anleitung? Denn machen wir uns nichts vor: Diese Generation wird es zuerst treffen. KI wird zuerst die Jobs zerstören, in die Schüler und Azubis gerade erst starten wollen: Junior – Analysten, Research Assistants, Daten-Jongleure. All die Einstiegsjobs, die darauf beruhen, Informationen zu strukturieren – erledigt ChatGPT jetzt schon erschreckend gut. Und es wird jeden Monat besser.

Was wir brauchen

Wenn Schule heute noch Tabellen ausfüllen lässt, trainiert sie exakt die Fähigkeiten, die bald keiner mehr braucht. Was wir stattdessen lehren sollten: Mit- denken. Gegenlesen. Hinterfragen. Werkzeuge beherrschen. Maschinen führen. Kurz gesagt: Nicht lernen wie Maschinen – sondern lernen, wie man mit ihnen gewinnt. Dafür muss man übrigens endlich auch das „Mensch sein“, also das „Schüler sein“ besser verstehen. Es gibt mehr als genug Daten, die belegen, dass wir alle mehr Bewegung brauchen, am besten täglich. Selbst Social Media muss in der Schule und zu Hause besser gemanagt werden, wenn wir in den Klassenräumen keine Dopamin-Junkies und Aufmerksamkeitsspannen von Goldfischen vor uns sit- zen haben wollen. Was es jetzt braucht: Keine Schulreförmchen, sondern eine echter Neuentwurf. Der harte Reboot statt Reform. Und welches Land hule so im KI-Zeitalter radikal neu denkt, kann Generationen auf die Zukunft programmieren.