Work & Winning „Wir sind in großer Sorge um die Industriearbeitsplätze im Freistaat“

„Wir sind in großer Sorge um die Industriearbeitsplätze im Freistaat“

Die US-Zölle treffen bayerische Firmen besonders hart. Welchen Stellenabbau sehen Sie kommen? 

Die erratische Zollpolitik sorgt in erster Linie für Verunsicherung bei den Unternehmen. Was die Unternehmen am dringendsten brauchen, ist Planungssicherheit. Das ständige Hin und Her bei den Zöllen – erst Ankündigung von Zöllen in Teilbereichen, dann flächendeckend, dann teilweise wieder Rücknahme oder Aufschiebung – schafft große Unsicherheit und zerstört Vertrauen. So lässt sich globaler Handel weder gestalten noch lenken. Der Freistaat ist von Zöllen besonders negativ betroffen. Denn die USA sind der größte Exportmarkt für Bayern: 2024 betrug das Exportvolumen rund 29 Milliarden Euro, das entspricht einem Anteil von fast 13 Prozent. Wir sind in großer Sorge um die Industriearbeitsplätze im Freistaat, deren Abbau bereits begonnen hat und dringend gestoppt werden muss. Wenn der Zollstreit sich fortsetzt, verschärft das die Krise. Seriös beziffern lässt sich ein dadurch verursachter Stellenabbau aber noch nicht.

Sie fordern eine neue Arbeitsmoral. Hingegen wünschen sich viele junge Menschen eine 4-Tage-Woche, mehr Work-Life-Balance. Geht das zusammen? 

Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass wir uns wieder mehr anstrengen müssen, wenn wir unseren Wohlstand bewahren wollen. Deshalb sind Debatten über eine Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich oder gar Null-Bock-Tage fatal. Denn sie nähren die Illusion, es ginge auch mit weniger Arbeit, weniger Mühe und weniger Aufwand. Das Gegenteil ist aber der Fall: Wir müssen uns aus dieser Krise buchstäblich herausarbeiten. Mit Leistungsbereitschaft, Fleiß und Disziplin, also mit den Werten, die unser Land überhaupt erst stark und erfolgreich gemacht haben. 

Und die Älteren sollen bis zum Alter von 68 Jahren arbeiten?

Wir brauchen bei der Rente grundlegende Reformen. Das heißt, dass Frühverrentungsanreize abgebaut und das Arbeiten im Alter attraktiv gemacht werden müssen. Hier beschreitet das Koalitionspapier mit der Aktivrente den richtigen Weg. Und perspektivisch darf die Anhebung des Renteneintrittsalters – etwa auf 68 Jahre – kein Tabu sein.

Wohlstand für alle lautete das einstige Versprechen von Ludwig Erhard. Wie sollte der Leitsatz in 2025 lauten? 

Dieser Leitsatz von damals bleibt unverändert erstrebenswert, aber anstrengungslosen Wohlstand gibt es nicht. Denn ich wiederhole: Nur wenn wir uns wieder mehr anstrengen und eher mehr statt weniger arbeiten, kann es gelingen, das Wohlstandsversprechen der Sozialen Marktwirtschaft zu erfüllen.

Der Ludwig-Erhard-Gipfel 2025 findet vom 7. bis 9. Mai auf Gut Kaltenbrunn am Tegernsee stand. Die Verbände bayme vbm vbw sind Co-Veranstalter des ersten Konferenztages. Verfolgen Sie den Gipfel jederzeit live im Stream.

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