Work & Winning YouTube zahlt aus: 55 Milliarden Dollar Wirtschaftsleistung – aber für wen eigentlich?

YouTube zahlt aus: 55 Milliarden Dollar Wirtschaftsleistung – aber für wen eigentlich?

YouTube hat im Jahr 2024 angeblich 55 Milliarden Dollar zur US-Wirtschaft beigetragen – das behauptet zumindest der neue Oxford Economics Impact Report. Damit unterstützt die Plattform laut eigenen Angaben 490.000 Jobs – ein Riesenerfolg für die Creator Economy. Oder doch nur ein gut gepacktes Werbepaket?

Milliardenmaschine mit Schattenseiten

YouTube präsentiert sich in dem Bericht als Jobmotor und Innovationsplattform. Seit der Einführung des Partnerprogramms im Jahr 2007 sollen Millionen von Creators eine echte Bühne für wirtschaftliche Selbstverwirklichung gefunden haben. Das klingt nach digitalem Kapitalismus mit Herz – ist aber nur die halbe Wahrheit.

Denn während die Headline-Zahl beeindruckt, lohnt sich ein Blick auf die Basis: Laut YouTube sind 3 Millionen Creators im Partnerprogramm. Teilt man die angegebenen 70 Milliarden Dollar Ausschüttung der letzten drei Jahre durch diese Zahl, bleiben im Schnitt rund 8.000 Dollar pro Creator – pro Jahr. Die großen Fische wie MrBeast (mit bis zu 85 Millionen Dollar Einnahmen) verzerren diese Statistik erheblich.

Von der Leidenschaft zum Side Hustle

Der Bericht feiert Erfolgsstories, Monetarisierungsmöglichkeiten und die algorithmisch gesteuerte Reichweiten-Demokratisierung. Aber: Nur 4,3 % der Creators verdienen mehr als 100.000 Dollar jährlich. Fast die Hälfte kommt auf unter 15.000 Dollar. Was nach „Wirtschaftswunder YouTube“ klingt, ist für viele eher ein Nebenverdienst als ein echtes Einkommen.

Selbstverständlich bietet YouTube Tools, Infrastruktur und eine riesige Bühne. Aber der Zugang zu ernstzunehmenden Einnahmen bleibt mühsam – und ist stark von algorithmischer Sichtbarkeit abhängig. Wer Glück, Know-how und Konsistenz mitbringt, kann wachsen. Aber für viele bleibt es bei Views ohne Verdienst.

Warum der Hype trotzdem wichtig ist

Trotz aller Kritik: Der Impact Report zeigt, wie Plattformen wie YouTube nicht nur Entertainment liefern, sondern wirtschaftlich messbare Effekte erzeugen – von Merchandising bis Personalaufbau, von Mikro-Arbeitsplätzen bis Markenkooperationen. Die Creator Economy ist real. Nur darf man nicht vergessen: Ihre glänzendsten Aushängeschilder sind nicht die Norm, sondern die Ausnahme.

YouTube bleibt eine der wichtigsten Plattformen für Creator – aber auch ein System, das von wenigen profitiert und vielen nur einen Hoffnungsschimmer bietet. Wer also von der Creator Economy leben will, braucht neben Kreativität auch unternehmerisches Denken – und einen langen Atem.