Work & Winning Zwischen Buzzword-Bingo und Benefit-Realität: Was Stellenanzeigen wirklich über Arbeitgebende verraten

Zwischen Buzzword-Bingo und Benefit-Realität: Was Stellenanzeigen wirklich über Arbeitgebende verraten

Gastbeitrag von Sultan Waraich, Geschäftsführer von Curato Leads

Der Fachkräftemangel ist längst Realität – und mit ihm wächst die Zahl an Stellenanzeigen, die um Aufmerksamkeit konkurrieren. In dieser Lage werden Benefits zur Währung im Recruiting – doch worauf kommt es wirklich an? Vergütung, Arbeitsplatzsicherheit und Work-Life-Balance gehören laut Stepstone-Studie über alle Altersgruppen hinweg zu den wichtigsten Faktoren. Täglich entsteht auf Jobplattformen eine Flut an Versprechen: Weiterbildungen, Mobilitätsbudgets, Obstkörbe. Doch statt Orientierung zu schaffen, lassen viele dieser Anzeigen zentrale Fragen offen: Welche Benefits haben tatsächlich Substanz – und was bleibt bei näherem Hinsehen vage?

Schlagworte mit wenig Gehalt

Begriffe wie „offene Kommunikation“ oder „flache Hierarchien“ gehören längst zur Standardformel – sagen aber wenig aus, wenn sie ohne Kontext bleiben und wirken dann sogar schnell abschreckend. Sie vermitteln häufig den Eindruck, dass das Unternehmen nichts Substanzielles zu bieten hat und deshalb auf leere Floskeln zurückgreift. Erst konkrete Hinweise auf gelebte Praktiken, etwa regelmäßige Team-Reviews oder partizipative Entscheidungsprozesse, geben Aufschluss über die tatsächliche Kultur im Unternehmen.

Vielfalt statt Floskel

Gerade weil nie klar ist, in welcher Lebensphase sich Bewerbende befinden oder welche Werte für sie besonders zählen, lohnt sich ein genauer Blick auf die angebotenen Benefits: Viele Unternehmen setzen auf Vielfalt, um möglichst viele Jobsuchende anzusprechen. Je vielfältiger und umfangreicher die Zusatzleistungen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass für unterschiedlichste Lebenssituationen und Bedürfnisse etwas Passendes dabei ist.

Entscheidend ist, dass Benefits in Stellenanzeigen offen und ausführlich beschrieben werden – ohne abgenutzte Floskeln wie „Obstkorb“ oder „flache Hierarchien“. Konkrete und nachvollziehbare Angaben ermöglichen es, den tatsächlichen Mehrwert eines Angebots realistisch einzuschätzen.

Konkreter statt wohlklingend

„Weiterbildungsmöglichkeiten“ kann vieles heißen – vom einmaligen Kurs bis zum strukturierten Programm mit Budget und Zeitkontingent. Aussagekräftiger sind Formulierungen wie: „1.500 Euro jährlich für Weiterbildung, plus zwei Freistellungstage“. In Gesprächen lohnt es sich, nach bisherigen Beispielen zu fragen, um ein realistisches Bild zu bekommen.

Transparenz als Qualitätsmerkmal

Gute Arbeitgeber benennen ihre Leistungen klar und nachvollziehbar – auch bei Arbeitszeit und Gehalt. Aussagen wie „bis zu drei Tage Homeoffice pro Woche“ oder eine Gehaltsspanne („52.000 bis 62.000 Euro brutto“) bieten Orientierung. Allgemeine Floskeln wie „attraktives Paket“ hingegen deuten oft auf fehlende Struktur. Arbeitgeber, die in ihren Stellenanzeigen eine konkrete Gehaltsspanne angeben, merken den Unterschied sofort – vor allem in der Qualität der Bewerbungen. Offen kommunizierte Gehaltsrahmen und Leistungen erleichtern es Bewerbenden, ihre Erwartungen abzugleichen und fundierte Entscheidungen im Bewerbungsprozess zu treffen.

Klassische Benefits nicht unterschätzen

Zuschüsse zur Altersvorsorge, Bonusregelungen oder vermögenswirksame Leistungen sind keine verstaubten Relikte – sie zeigen, dass die wirtschaftliche Realität ernst genommen wird. Ein transparenter Hinweis wie „Bonus bis zu 10 % des Jahresgehalts bei Zielerreichung“ schafft Vertrauen – schon vor dem ersten Gespräch.

Wer auf Jobsuche ist, sollte also auf transparente und konkret beschriebene Benefits achten, die zur eigenen Lebenssituation passen und nicht nur aus Floskeln bestehen. Klare Angaben zu Leistungen, Gehalt und Unternehmenskultur schaffen Orientierung und ermöglichen es, gezielt Arbeitgeber auszuwählen, die wirklich zu den eigenen Vorstellungen und Werten passen. So lässt sich im Bewerbungsprozess früh erkennen, wo Substanz statt leere Versprechen geboten wird.

Sultan Waraich