Ablage Rhetorik: Wie du komplexe Themen ansprechend erklärst

Rhetorik: Wie du komplexe Themen ansprechend erklärst

Komplexe Redeinhalte wie wissenschaftliche Theorien oder juristisches Kauderwelsch sorgen schon mal dafür, dass Zuhörer vor Freude vom Stuhl rutschen. Der Komplexitätsgrad eines Themas lässt sich rhetorisch zwar nicht reduzieren, wohl aber kann ein bildhafter Vergleich auch abstrakte Inhalte veranschaulichen.

„Alles, was ich über die Wissenschaft weiß, habe ich von Superhelden gelernt.“ 

Du hast es auf den ersten Blick durchschaut: Das ist der Titel einer Physik-Vorlesung. Der Professor, der diese Vorlesung gehalten hat, heißt James Kakalios. Er war es leid, dass seine Studenten sich in seinen Lehrveranstaltungen zu Tode langweilten. Also warf er die üblichen Versuchsanordnungen in die Tonne und wandte sich den wirklich wichtigen Dingen zu.

Fortan veranschaulichte er physikalische Prinzipien, indem er Superhelden-Comics auf ihren wissenschaftlichen Gehalt abklopfte. Was spricht dagegen, dass wir alle so schnell laufen können wie Flash? Wie hebt Superman Häuser? Wie muss ein Spinnennetz beschaffen sein, um ein Auto zu stoppen? Und siehe da: Innerhalb kürzester Zeit waren seine Vorlesungen überlaufen. Auch von Nicht-Physikern. Und sein Buch „Physik der Superhelden“ wurde ein Bestseller.

Alles eine Frage der (visuellen) Aufbereitung

Manche von uns haben es von Berufs wegen nicht leicht, wenn sie vor anderen sprechen müssen. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich von Wissenschaftlern, Juristen oder anderen Fachexperten, die mit schwer vermittelbaren Themen geschlagen sind, diese Frage gehört habe: Kann ich den Komplexitätsgrad meiner Inhalte mit rhetorischen Mitteln reduzieren?

Der Wunsch ist nachvollziehbar. Wenn wir komplexe Sachverhalte ungefiltert wiedergeben, schalten wenigstens Teile des Publikums früher oder später ab. Insbesondere, wenn wir es mit fachlich weniger versierten Zuhörern zu tun haben.

Meine Antwort ist dennoch immer die gleiche: Nö. Die Komplexität eines Themas kann auch die Rhetorik nicht reduzieren. Etwas anderes aber kann sie leisten: Durch sprachliche Bilder können wir auch komplexe Inhalte verständlich machen, ohne uns fachlich ins Knie zu schießen. So wie James Kakalios. Der reduziert seine Inhalte nicht – immerhin hält er immer noch eine Physik-Vorlesung. Seine Strategie lautet: Verbildlichung.

Auch Karl-Heinz Brandenburg spricht gern in Bildern. Der Erfinder der MP3-Datei veranschaulicht Laien sein Verfahren zur Datenkompression mit einer Analogie zur Tütensuppe: Alle wichtigen Bestandteile des Ausgangsmaterials sollen erhalten werden – so wie die Gemüse- und Fleischstückchen in einer Tütensuppe beim Gefriertrocknen. Heraus kommt ein Konzentrat, das wenig Platz benötigt und sich leicht transportieren lässt. Bei der Rückverwandlung von Bits in Musik rekonstruiert die Software aus diesen Kernbestandteilen anschließend Töne und Klangfarben. Aus dem Konzentrat wird wieder eine Arie oder eine Rockhymne – so wie das heiße Wasser aus dem Pulver in der Tüte wieder eine ganze Mahlzeit macht.

Ob Superhelden oder Tütensuppe: Je weiter die Analogie vom ursprünglichen Thema entfernt ist, desto besser. Gerade bei trockenen Themen wird Mut belohnt. Die Erklärung wird dadurch nicht nur anschaulicher, sondern dank des inhaltlichen Kontrasts auch einprägsamer. Einen Redner, der uns erklären kann, was wir eigentlich nicht verstehen, vergessen wir auch nicht.

Schieß dir nicht selbst ins Knie: Versuch nicht, den Komplexitätsgrad deines Themas rhetorisch zu reduzieren. Sprich lieber über Spider-Man – schließlich willst du seriös wirken.

Was das in der Praxis bedeuten kann, zeigen zum Beispiel diese zehn inspirierenden und legendären TED-Talks

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