Leadership & Karriere Rhetorik: Der erste Satz

Rhetorik: Der erste Satz

Wenn wir vor anderen sprechen zählt der erste Satz mehr als jeder andere. In diesen Sekunden bilden sich die Zuhörer unwillkürlich ein Urteil. Die Cracks unter den Rednern und Autoren machen es vor: Ein guter Start ist die halbe Miete. 

„Ich möchte heute über die erweiterte Produktpalette sowie deren Potenzial als Innovationstreiber für die Weiterentwicklung der Telekommunikationsbranche sprechen.“

Was für ein erster Satz. Ein gutes Beispiel. Dafür, wie ein erster Satz auf gar keinen Fall klingen darf. Deshalb hat ihn so auch niemand gesagt. Sondern so:

„Heute erfindet Apple das Telefon neu.“

Gleicher Inhalt, gleiche Aussage, völlig anderer Effekt. Einer, der eines Redeeinstiegs würdig ist: Dieser Satz erzeugt Emotionen. Die Rede wurde legendär.

Viele geniale erste Sätze sind vor allem überraschend – eine unerwartete Wendung gleich zu Beginn. Eines der besten Exemplare dieser Gattung stellte der Bestseller-Autor Paul Krugman 2009 an den Anfang eines Beitrags über eine Chinareise:

„Ich habe die Zukunft gesehen, und sie wird nicht funktionieren.“

Um die Ecke denken, bildhafte Assoziationen, Pointen, Wortwitz – alles mögliche Strategien, damit die Leute bis zum Schluss an den Lippen des Sprechenden hängen. Die Frage ist nur: Wie gießt man sie in einen genialen ersten Satz?

Natürlich gibt es Kriterien, die dabei helfen. Ein guter erster Satz ist anschaulich und simpel. Vor allem: so kurz wie  möglich, so lang wie nötig. Er enthält maximal konkrete Begriffe, also nicht ‚Gewürz‘, sondern Zimt. Warum? Das Wort ‚Zimt‘ aktiviert im Gehirn das gleiche Areal wie – Zimt eben. Wichtig fürs Hörverständnis: Wo immer möglich Verben verwenden, keine Substantivierungen. Auch nicht vergessen: die Adjektiv-Diät. Je weniger, desto besser. Tabu sind Binsenweisheiten und abgegriffene Floskeln wie „Wir haben uns heute hier versammelt, um…“ Gähn.

Wenn diese Kriterien erfüllt sind, ist der erste Satz formal tauglich. Ob er reinhaut, weißt du deshalb noch lange nicht. Deshalb gibt es den Fahrstuhl-Test, den sogenannten ‚Elevator Check‘: Stell Dir vor, du triffst einen wichtigen Kunden, den CEO oder irgendeine andere Chance auf zwei Beinen im Fahrstuhl. Du hast nur ein paar Sekunden, um deine Idee zu präsentieren. Dann macht der Fahrstuhl ‚ping‘, und deine Chance steigt aus. Wenn dein Satz diesem Test standhält, dann passt er. Mind the ping.

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