Leadership & Karriere Sprachen lernen für alle: Interview mit Duolingo-Gründer Luis von Ahn

Sprachen lernen für alle: Interview mit Duolingo-Gründer Luis von Ahn

Luis von Ahn, Gründer der weltweit erfolgreichen Sprachlern-App Duolingo, eröffnet morgen/heute das Tech Open Air. Wir haben uns mit dem erfolgreichen Seriengründer und Erfinder des Captcha-Codes darüber unterhalten, wie man immer und immer wieder eine neue Idee findet und dabei erfolgreich ist. Fazit: Dem Mann wird offenbar schnell langweilig.

Herr von Ahn, Sie haben den Captcha Code erfunden und bereits zwei Firmen an Google verkauft…Wie kamen Sie dann noch auf die Idee für Duolingo? Denkt man sich danach nicht einfach “Fuck it, ich höre jetzt auf zu arbeiten”?

Als ich gerade meine zweite Firma an Google verkauft hatte, war ich für eine kurze Zeit entschlossen, dass ich mich zur Ruhe setze. Geld brauchte ich danach wirklich nicht noch mehr. Dann wurde mir aber doch langweilig. Also anstatt mich zur Ruhe zu setzen, fing ich an, an etwas neuem zu arbeiten, das nicht dazu diente, Geld zu machen, sondern meine Leidenschaft zu verfolgen. Und meine Leidenschaft war schon immer Bildung, weshalb ich auch ein College Professor für Informatik bin. Deshalb wollte ich unbedingt etwas schaffen, dass die Bildung weltweit vorantreibt und habe mir strategisch Gedanken gemacht, wie ich das am Besten umsetzen kann. Dabei entstand dann Duolingo.

Glauben Sie, dass Sie irgendwann wieder gelangweilt sein werden und nach einem neuen Projekt suchen?

Wahrscheinlich, das scheint bei mir alle paar Jahre zu passieren.

Haben Sie jetzt schon eine neue Idee?

Nein, ich bin momentan zu 100% auf Duolingo fokussiert.

Sie hatten bereits so viele erfolgreiche Ideen. Captcha, das Bilder-Labelling-Spiel Matching und mehr. Wie schaffen Sie das, immer wieder neue und vor allem erfolgreiche Unternehmen zu erschaffen? Gibt es da ein Geheimnis?

Nein, ein Geheimnis gibt es da nicht. Zu allererst ist es wirklich ein sehr langsamer Prozess, neue Ideen zu erschaffen. Die Leuten denken, dass passiert einfach so innerhalb von einer Minute. Ich weiß ja nicht, bei manchen Leuten funktioniert das vielleicht so, aber bei mir dauert das Monate. Du hast zuerst eine Idee und dann denkst du länger drüber nach und findest, dass es eine blöde Idee ist. Dann erzählst du es Bekannten und die werden dir auch erstmal sagen, das ist eine bescheuerte Idee, das wird niemals funktionieren. Dann denkst du weiter darüber nach und verbesserst die Idee und dann, nach ein paar weiteren Monaten, kannst du dich schlussendlich doch davon überzeugen, dass es eine gute Idee ist.

Holen Sie sich in dieser Zeit Hilfe?

Ja, ich rede viel mit Freunden und Bekannten und wirklich, meistens halten sie es beim ersten Mal für eine schlechte Idee aber dann verbessere ich sie konstant anhand ihres Feedbacks und schließlich halten sie es gegen Ende doch für plausibel.

Aber wie bleiben Sie in dieser Zeit am Ball? Was hält Sie motiviert?

Ich bin einfach ziemlich stur. Ich lasse mir selbst keine Wahl, weil ich es unbedingt durchsetzen will.

Welche Hindernisse stellen sich einem in der Gründungszeit in den Weg?

Die sind jedes Mal anders. Anfangs ist es das Schwerste, Leute zu finden, die mit dir arbeiten wollen und die auch gleichzeitig gut sind. Das ist wirklich schwer. Und wenn du welche findest, dann sind sie oft nicht so gut, wie du es dir erhofft hast. Wenn du schon ein paar Monate suchst und dann jemanden findest, derjenige aber nicht wirklich gut genug ist sondern nur ok, dann musst du entscheiden, ob du denjenigen einstellst, oder ob du noch weiter suchst. Mein Tipp ist, weiterzusuchen, bis man zu 100 Prozent überzeugt ist. Eines der größten Hindernisse ist also die eigene Ungeduld.

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