Leadership & Karriere Gedächtnismeisterin Christiane Stenger erklärt, wie du keine Passwörter mehr vergisst

Gedächtnismeisterin Christiane Stenger erklärt, wie du keine Passwörter mehr vergisst

Das Wochenende steht vor der Tür und plötzlich stellt man fest: Shit, ich hab mein Passwort für Netflix vergessen. Raus aus dem Kopf, und einfach nicht mehr auffindbar. Na klar, der Reset-Button ist natürlich eine Lösung. Aber wäre es nicht schöner, einfach mal einen Trick draufzuhaben um das Passwort innerhalb von Minuten wieder zum Vorschein kommen zu lassen?

Christiane Stenger hat solche Tricks ziemlich gut drauf. Die 29-Jährige ist zweimalige Junioren-Gedächtnisweltmeisterin und hat bereits mehrere Bücher zum dem Thema verfasst. Aktuelles Buch „Wer lernen will, muss fühlen: Wie unsere Sinne dem Gedächtnis helfen“ ist im März dieses Jahres erschienen und erklärt die wichtigsten Merkstrategien, die über unsere Sinne funktionieren. Wir haben mit Christiane mal nach Tipps und Tricks gefragt, wie man sich sein eigenes Passwort gut merken kann und dabei hat sie auch verraten, dass sie nicht immer alles im Kopf hat.

Liebe Christiane, wie bist du überhaupt zu dem Gedächtnissport gekommen?

Schon in der 2. Klasse langweilte ich mich in der Schule und begann mir Krankheiten auszudenken, um nicht hingehen zu müssen. Der Arzt schickte mich dann zum Psychologen um einen IQ Test zu machen. Durch das Ergebnis 145 IQ kam ich in eine Hochbegabtenförderung, die unter anderem auch einen Kurs mit dem Namen „Gedächtnistraining und Naturphänomene“ anbot. Dieser Kurs fand zufällig in meiner Straße statt, was wohl der Hauptgrund war, warum ich hinging. Das hat mir großen Spaß gemacht, und dort lernte ich die unterschiedlichen Gedächtnistechniken kennen. Dann habe ich von den Meisterschaften gehört, und da direkt teilgenommen – und bin das erste Mal Deutsche Junioren-Gedächtnismeisterin geworden. Ja, so hat das angefangen und mit 16 Jahren habe ich dann auch schon das erste Buch dazu geschrieben.

Wie helfen dir diese Gedächtnistechniken im Alltag?

Man glaubt es kaum, aber diese Techniken helfen einem im Alltag sehr. Alleine schon wenn man einen kurzen Gedanken oder eine Idee hat, aber man zu faul ist es aufzuschreiben. Oder wenn man einkaufen geht und sich dann im Kopf sozusagen eine eigene Einkaufsliste erstellt. Oder aber wenn man zum Beispiel auf einer Party ist und sich die Namen der neuen Leute merken möchte. Auch für die Schule oder Uni kann man die Methoden gut verwenden, insbesondere wenn man einen Vortrag oder ein Referat halten möchte und sich anhand der Techniken an der Agenda entlanghangelt.

Wie sehen diese Techniken denn so aus? 

Also grundsätzlich beruhen alle Techniken darauf, dass man sich Bilder und Räume vorstellt, die man mit Informationen verknüpft und sich dann Routen beziehungsweise Geschichten dazu überlegt. Das gibt es schon seit über 2000 Jahren. Die Griechen und Römer haben sich so schon ihre Reden gemerkt. Selbst Zahlen lassen sich in Bilder umwandeln. Die Sechs kann ein Würfel sein, die Acht eine Achterbahn, die Sieben die Sieben Zwerge. Wenn man sich dann eine Geschichte dazu ausgedacht hat, ist es eigentlich kein Auswendiglernen mehr. Und je verrückter die Geschichten sind, desto besser kann man sie sich merken. Es ist wie in der Werbung: Je auffälliger der Spot, desto krasser bleibt er einem im Gedächtnis. Am besten sind also starke Bilder, emotionale Geschichten, kuriose Einzelheiten.

Was wäre beispielsweise deine Story um sich das eigene Passwort zu merken?

Naja es gibt da ganz verschiedene Möglichkeiten. Ein klassischer Trick ist zum Beispiel, dass man die ersten vier Buchstaben von seinem Lieblingswort nimmt, dann dahinter die vier Lieblingszahlen und dann übersetzt man das Lieblingswort ins Englische und nimmt davon auch nochmal die ersten vier Buchstaben mit auf. So hat man einen schönen Mix aus Buchstaben und Zahlen. Eine andere Technik ist, dass man sich ein Passwort überlegt und dieses dann in verrückte Geschichte integriert. Nehmen wir mal die Zahl 5SEL7KM. Jetzt beginnt man sich dazu eine Story zu überlegen. Ich verwende gerne für Zahlen Bilder, beispielweise für die 5 eine Hand, für die 7 dann die Sieben Zwerge und für die 8 würde die Achterbahn stehen. Man kann aber auch einfach die Zahlen als Zahlen verwenden, das ist einem selbst überlassen. Die Story für unser Passwort wäre also wie folgt: Fünf Spatzen ärgern einen Esel, lassen dabei einen Luftballon steigen, der landet dann bei den Sieben Zwergen, die daraufhin dann zum Kegeln gehen in München. Es hört sich total bescheuert an, aber die Technik funktioniert tatsächlich und man kann sich so damit viel besser einen Buchstaben-und Zahlensalat merken. Wichtig dabei ist, dass die Geschichte auch immer einen lustigen und persönlichen Bezug hat, der für einen selbst wichtig ist. Denn so bleibt die Story bei einem hängen, da man mit ihr immer irgendwie etwas verbindet.

Gibt es denn etwas, dass auch mal eine Gedächtnisweltmeisterin vergisst?

Also wenn ich die Techniken bewusst anwende, dann vergesse ich so gut wie nie etwas. Allerdings passieren im Alltag natürlich genug Situationen, in der ich mal einen Schlüssel vergesse, wenn ich aus dem Haus gehe oder in der  ich zu einem Vortrag fahre, aber meinen Laptop nicht dabei habe und dann wieder zurückfahren muss. Und wenn dann bei solchen Malheurs beispielweise der Taxifahrer fragt, was ich beruflich mache, und ich dann sage ich bin Gedächtnistrainerin, ist mir das dann auch etwas unangenehm. Aber ansonsten bleiben die meisten Dinge dank den Techniken im Kopf drin.

Welche Technik wendest du selbst am häufigsten an?

Hmm, das ist eigentlich die Routen-Methode, auch Loci-Methode (lateinisch locus „Ort“, „Platz“) genannt. Die einfache Route ist beispielweise die am Körper. Man überlegt sich 10 Punkte am Körper, diese verknüpft man mit bestimmten Informationen die man sich merken möchte, und anhand dieser Punkte arbeitet man sich entlang einer Geschichte ab.

 

 

 

 

 

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