Leadership & Karriere Die sieben Mantras der Innovationsentwicklung

Die sieben Mantras der Innovationsentwicklung

Innovation darf nicht nur gepredigt werden – Innovation muss auch gelebt werden. Die jungen Gründer der Innovationsschmiede Dark Horse machen es vor: 30 völlig gleichberechtigte Köpfe aus 25 Disziplinen begeistern mit ihren Ideen DAX-Konzerne wie auch kleine und kleinste Unternehmen. Mit dem „Digital Innovation Playbook“ präsentieren Dark Horse erstmals eines ihrer Erfolgsgeheimnisse: Das „Innovation Board“. Patrick Steller, Innovationsberater bei Dark Horse, hat für uns die „sieben Mantras der Innovationsentwicklung“ zusammengefasst.

Mantra #1: Ohne Nutzer geht’s nicht.

Ein Innovationsprojekt, das auch nur die Chance haben möchte, erfolgreich zu sein, stellt immer den Nutzer (und die Nutzerin) in den Mittelpunkt der Unternehmung. Finden wir heraus, was ihn motiviert, welche Probleme ihn beschäftigen — die bisher noch niemand gelöst hat — und was ihn motiviert, können wir innovative Lösungen mit echtem Mehrwert und langer Halbwertszeit erschaffen. Damit unterscheidet sich die nutzerzentrierte Innovationsentwicklung auch eklatant von der Werbung. Bei letzterer geht es ja eher darum, kurzfristig Bedürfnisse zu generieren, die vorher nicht existierten, um ein Produkt oder einen Service verkaufen zu können.

Jeder Nutzer ist eingebettet in ein komplexes Netzwerk aus unterschiedlichen Bedingungen, Beteiligten und Bedürfnissen. Nur wenn wir dieses System richtig verstehen und deuten können, sind wir in der Lage, Neues zu erschaffen. Mit qualitativen Recherchemethoden untersuchen wir daher zuerst einzelne Nutzer und versuchen unsere Lösungen erst später auf die große Masse auszuweiten. Ist der Einzelne überzeugt, hilft er uns quasi, die Massen zu begeistern. Das bedeutet auch, dass wir nach draußen in die reale Welt gehen müssen und unsere Annahmen, die wir im stillen Kämmerlein entwickelt haben, mit der Realität abgleichen müssen. Und zwar so schnell wie möglich. Schon im frühen Stadium eine rohen Idee, die sich vielleicht einmal als Innovation entpuppt, bauen wir auf Nutzerfeedback bei unseren Überlegungen.

Mantra #2: Innovationsentwicklung ist auch immer ein Stück Schizophrenie.

Alle Stilrichtungen der nutzerzentrierten Innovationsentwicklung bestehen im Kern aus drei großen Disziplinen: (1) den Nutzer erforschen und verstehen — und lieben! — lernen; (2) möglichst viele Ideen möglichst schnell entwickeln und rough prototypisieren; (3) Prototypen mit dem Nutzer testen — nicht verteidigen, denn eine überzeugende Idee muss für sich selbst sprechen! — und Feedback einholen.

Egal, ob wir uns mit den Methode des Design Thinkings, des Service Designs, des Lean-Startups oder mit dem von uns entwickelten »Innovation Board« beschäftigen, diese Disziplinen müssen wir durchlaufen, und zwar mehrmals. Und während wir das machen, müssen wir uns in verschiedene Denkmodi versetzen. In der Phase des Nutzerkennenlernens agieren wir analytisch, empathisch wie Sherlock Holmes (der Analytiker) und Dr. Watson (der Mann fürs Gefühlige). In der Phase der Ideenentwicklung versuchen wir wie MacGyver die Gesetze der Physik zu überlisten und bekannte Technologien zu zweckentfremden. In der Phase des Testens sind wir die kritischen Geister, die gemeinsam mit dem Nutzer mit aller Kraft versuchen, die Idee kaputt zu machen. Wirklich! Nur, wenn unsere Idee dieses Prozedere überlebt, hat sie eine Chance auf Markteinführung.

Mantra #3: Design Thinking und Co. (und auch wir!) preisen ihre spezifischen Prozesse als Heilsbringer für Innovationsentwicklungen an, dabei ist das Quatsch!

Wir sind uns absolut sicher, dass sich Innovationen nicht in strikte Prozesse und feste Korsetts pressen lassen. Klar, das klingt jetzt vielleicht despektierlich oder gar ketzerisch, aber überlegen wir doch einmal kurz, was Prozesse überhaupt leisten sollen. Sie geben den Menschen Struktur, die wissen, wo sie starten, welche Wege sie gehen und wo sie landen möchten. Eine Innovation ist allerdings dadurch gekennzeichnet, dass man Letzteres im Vorfeld nicht wissen kann. Sonst wäre es ja keine Innovation, per definitionem etwas Neues, sondern ein Produkt der Logik. Fehlt also das Ergebnis, so gibt es keinen Prozess, der vorher festgelegt werden kann. Allerdings gibt es an dieser Stelle eine Mini-Einschränkung: Es gibt eine Art Prozess, allerdings nicht als festgelegte Reihe aufeinanderfolgender Aktionen, sondern im Sinne es situationsbedingten Wechsels zwischen verschiedenen Denkmodi (s. Mantra #2).

Mantra #4: Culture beats Methods, always!

Eine Innovationsentwicklung ist nicht unbedingt erfolgreich, wenn wir Methode X oder Y oder Z besonders gut anwenden können. Wichtiger für das Gelingen ist ein funktionierendes Team. Innovationsprojekte sind Kollaborationen. Wenn das Projektteam Empathie nicht nur für die Nutzer, sondern auch untereinander aufbaut, so verschmelzen ihre spezifischen Stärken zu einer Art »Superkraft«. Das ist besonders effektiv, wenn wir in multidisziplinären Teams arbeiten. Damit Coder, Marketingleute, Controller und meinetwegen die Praktikanten aus der Rechtsabteilung tatsächlich zusammenarbeiten können, braucht es einen Kulturwandel. Alle müssen auf Augenhöhe agieren, dumme Fragen und verrückte Vorschläge machen können.

Eine gute Teamkultur ist echt wichtig. Nicht umsonst investieren erfolgreiche Investoren auch gerne mal in Startups mit einer Scheißidee, aber einem fähigen Team. An ersterem kann man leicht schrauben. Zweiteres braucht Zeit.

Die letzten zwei Punkte gibt es auf der nächsten Seite. 

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