Leadership & Karriere Die letzten Vertreter der New Economy verlassen Trump

Die letzten Vertreter der New Economy verlassen Trump

Eigentlich musste sich doch niemand mehr ernsthaft wundern, als Donald Trump am Donnerstag verkündete aus dem Pariser Klimaschutzabkommen auszutreten. Der derzeitige US-Präsident hat längst klargemacht, dass er die meisten seiner irritierenden Wahlversprechen zumindest versucht einzuhalten, wenngleich sie auch nicht immer einfach so durchzusetzen sind.

Aber trotz des aus Wirtschaftssicht schädlichen sogenannten Muslim-Bans im Januar gab es bis Donnerstag einige wenige Vertreter der New Economy, die noch dem naiven Glauben verfallen waren, einen besänftigenden Einfluss auf das unberechenbare Trumpeltier im weißen Haus haben zu können.

Bis dahin nämlich gehörte etwa Tesla-Chef Elon Musk zwei Beratergremien des weißen Hauses an, unter anderem dem „Economic Advisory Board“. Nun hat Musk, der nach dem Muslim Ban trotz anhaltender Kritik bisher in den Gremien verblieben war angekündigt, diese endgültig zu verlassen. Über Twitter ließ er wissen, dass er jetzt „keine Wahl“ mehr habe.

Einzig verbliebener Vertreter aus dem Silicon Valley

Nachdem im Februar bereits Uber-CEO Travis Kalanick hingeschmissen hatte, war Elon Musk der einzig verbliebene Vertreter der Wirtschaft aus dem Silicon Valley, der weiterhin den Präsidenten beraten wollte. Bis Trump am Donnerstag beschloss, mit dem Paris-Austritt diese für Elon Musk rote Linie zu übertreten. Auch Disney-Chef Bob Iger hat nun den Rückzug angekündigt.

Zuvor hatten bereits weitere Größen aus dem Silicon Valley gegen einen Austritt aus dem Abkommen mobil gemacht. Apple-CEO Tim Cook, der einer der grünsten Companys der Welt vorsteht, hatte im Vorfeld der Ankündigung sogar mit Trump telefoniert, um ihn zur Beibehaltung des Abkommens zu bewegen, wie Bloomberg berichtete.

Bereits im vergangenen Monat hatten beide CEOs zusammen mit 23 weiteren führenden Vertretern der New Economy, darunter Facebook, Google und Microsoft, einen offenen Brief gegen den Austritt unterschrieben, der in Form von ganzseitigen Anzeigen in der New York Times, dem Wall Street Journal und der New York Post abgedruckt wurde.

Himmel, sogar Shell unterstützt Paris

All die Milliarden-Businesses, von denen sich Trump so gerne leiten lässt, konnten ihn nicht überzeugen – ja Himmel, sogar Shell und Unilever unterstützen das Pariser Abkommen. Doch wie es scheint setzt Trump ausschließlich auf das Gestern mit gestrigen Mitteln, auf Autos mit Verbrennungsmotor, auf die sterbende Kohleindustrie, auf Öl: auf Old Economy.

Aus europäischer Sicht sind solche Entwicklungen schwer zu ertragen: Auflösungserscheinungen innerhalb der EU, der Aufstieg der europäischen Rechten, der Brexit, die Trump-Election, der Trump-Muslim-Ban, nun der Trump-Austritt aus dem Pariser Abkommen – innerhalb von zwei Jahren sind vermeintliche Gewissheiten ins Wanken geraten. Nationale Egotrips und ihre damit verbundenen fatalen Folgeerscheinungen sind im Moment so en vogue, so gang und gäbe, dass man jeden Tag aktiv an sich arbeiten muss, um sich nicht daran zu gewöhnen. Denn: Nein, all das ist nicht normal.

Niemand lacht über Amerika

Dass ein alter, weißer, aus der Tradition der Old Economy kommende Mann im weißen Haus sitzt – geschenkt, das ist ein alter Hut. Aber es ist nicht normal, dass ein Rassist mit einer problematischen Beziehung zur White-Nationalist-Bewegung, ein Misogyn und dem Anschein nach pathologischer Narzisst Präsident eines der noch mächtigsten Länder der Welt ist. Jemand, der wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel leugnet und noch dazu in der Lage ist, die daraus resultierende Entscheidung als Akt der Naturliebe umzudeuten. Bei der Verkündung am Donnerstag sagte er: „It [das Abkommen] fails to live up to our environmental ideas. As someone who cares deeply about the environment, which I do, I cannot in good consciousness support a deal that punishes the United States, which is what it does.“ Zwar kündigte Trump an, ein neues Abkommen verhandeln zu wollen, doch wie ernst er es damit meint, wird klar, als er hinzufügt: „If we can, that’s great. And if we can’t, that’s fine.“

Gemäß seiner verzerrten Realitätsauffassung sagte Trump auch, die anderen Länder würden über die USA lachen, da sie damals mit dem Abkommen einen für sich so ungünstigen Deal abgeschlossen hätten. Nein, die anderen Länder lachen nicht über die USA. Sie sind schockiert über eine gefährliche US-Regierung, die gerade nicht nur dabei ist Amerika selbst, sondern auch alle anderen zu ficken.

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