Leadership & Karriere Vielen Dank für die Blumen: Vom Umgang mit Komplimenten im Office

Vielen Dank für die Blumen: Vom Umgang mit Komplimenten im Office

Mit Komplimenten kann man sich herrlich blamieren. Vor allem als Empfänger. Mit einer ungeschickten Reaktion bringt man sogar den Sender noch in eine peinliche Lage. Wie man nicht auf Komplimente antworten sollte – und wie man sie annimmt.

Viele Menschen können mit Komplimenten überhaupt nicht umgehen – obwohl sie sich genauso nach Bestätigung sehnen wie jeder andere auch. Vor allem im Job kann das durchaus zum Problem werden: Wer negativ auf positives Feedback reagiert, sorgt nicht nur effektiv dafür, dass sie irgendwann ausbleiben. Er vermittelt auch den Eindruck an sich selbst zu zweifeln – kein Indikator für Kompetenz.

Lob vs. Gegenlob

Menschen mit geringer Durchsetzungsfähigkeit glauben oft, sie müssten Komplimente abwehren wie einen Faustschlag oder zurückschlagen wie einen Tennisball. Beides kann bei Vorgesetzten und Kollegen ernsthafte Verstimmungen hervorrufen. Ein Lob nicht anzunehmen wird leicht als respektlos aufgefasst, und ein gefühlt erzwungenes „Gegenkompliment“ wirkt einfach nur unaufrichtig.

Es gibt verschiedene Gründe dafür, warum Menschen abwehrend auf Komplimente reagieren. Viele wollen einfach nicht arrogant wirken. Manche praktizieren die Abwehr oder das Zurückschießen mit einem Gegen-Kompliment als unbewusstes Gesprächsritual – im Bemühen, ein imaginäres Gleichgewicht wiederherzustellen. Und die Skeptiker unter uns vermuten hinter jedem Kompliment ein eigennütziges Motiv.

Folgende Immunreaktionen treten bei Komplimentallergikern besonders häufig auf:

Strategie Kompliment Reaktion Effekt
Ignorieren „Dieses Kleid steht dir hervorragend!“ „Wohin gehen wir zum Lunch?“ Verdammt, sie fühlt sich angebaggert …
Fehlinterpretieren „Ich möchte, dass du die Projektleitung in Hamburg übernimmst.“ „Bist du mit meiner Arbeit in München nicht zufrieden?“ Ist er wirklich durchsetzungsfähig genug für eine Führungsrolle?
Leugnen „Warst Du gerade im Urlaub? Du siehst toll aus!“ „So ein Quatsch, ich sehe schrecklich aus!“ Was denkt sie dann wohl, wie ich aussehe?
Diskutieren „Mit dem Projektlaunch hast du dich selbst übertroffen!“ „Überhaupt nicht, wir hatten weniger Gäste als erwartet, die Deko war zu pink und ich habe auf der Bühne dreimal „äh“ gesagt!“ Auf die nächste Weihnachtsparty lade ich den nicht ein …
Ins Lächerliche ziehen „Ohne deine Unterstützung hätte ich dieses Projekt nie stemmen können!“ „Klar, als ob irgendjemand auf den IT-Nerd hören würde.“ Okay, bei der Präsentation sitzt du im Publikum!
Infragestellen: „Deine Stimme kommt echt gut im Einspieler für den neuen PR-Clip.“ „Ist das dein Ernst? Bist du taub oder was?“ Nö, aber bei dir höre ich ab sofort selektiv.
Bumerang „Mit dem Wertschöpfungs-Argument hast du den Kunden echt umgedreht, Respekt!“ „Ach komm, du wickelst doch jeden Kunden um den Finger! Bei mir war es nur ein Zufallstreffer…“ Mit der Haltung stimmt das wahrscheinlich sogar …

Jede dieser Abwehrreaktionen kann sehr unangenehme Auswirkungen auf die Beziehung der Gesprächspartner haben. Wenn wir abwehrend reagieren, verhalten wir uns nämlich unbewusst respektlos. Ignorieren, Leugnen, Infragestellen – all das sind Verhaltensweisen in der Kommunikation, die dem Gesprächspartner einen Mangel an Respekt signalisieren. Keine gute Weichenstellung für die Zukunft.

Wie reagiert man also souverän auf ein Kompliment?

Was ist die Alternative? Wie reagiert man souverän auf ein Kompliment, ohne den Eindruck zu vermitteln, dass man sich selbst auf die Schulter klopft?

Selten ist in der Kommunikation etwas so einfach wie in diesem Fall: Komplimente nimmt man einfach an, indem man „Dankeschön“ sagt – und fertig. Das ist höflich, das ist respektvoll, und weil man nichts hinzufügt, wirkt es auch nicht arrogant. Für Komplimentscheue mag sich das anfangs ungewohnt anfühlen, doch längerfristig wirkt es sich nicht nur auf die Beziehungen, sondern auch auf das Selbstbewusstsein positiv aus.

Zum Schluss noch die Ausnahme, die die Regel bestätigt: Wenn du die Frau des französischen Präsidenten bist und ein ausländisches Staatsoberhaupt dir vor laufenden Kameras ein sexistisches Kompliment macht, darfst du es ignorieren.

Das könnte dich auch interessieren

Widerstand gegen die Rückkehr ins Büro: Neue Studie von Owl Labs warnt vor zu strengen Büroregeln Leadership & Karriere
Widerstand gegen die Rückkehr ins Büro: Neue Studie von Owl Labs warnt vor zu strengen Büroregeln
Führung im Wandel: Zwischen digitaler Revolution und Vertrauensverlust Leadership & Karriere
Führung im Wandel: Zwischen digitaler Revolution und Vertrauensverlust
Mut zur Unvollkommenheit: Wie wir Selbstzweifel im Berufsleben überwinden Leadership & Karriere
Mut zur Unvollkommenheit: Wie wir Selbstzweifel im Berufsleben überwinden
Marina Zubrod: „Es ist nicht romantisch, Unternehmer zu sein“ Leadership & Karriere
Marina Zubrod: „Es ist nicht romantisch, Unternehmer zu sein“
So wird aus deiner Idee ein Jungunternehmen und kein Startup Leadership & Karriere
So wird aus deiner Idee ein Jungunternehmen und kein Startup