Leadership & Karriere Was für ein Typ: Wie tickt Hollywoods erfolgreichster Horrorfilm-Produzent?

Was für ein Typ: Wie tickt Hollywoods erfolgreichster Horrorfilm-Produzent?

Acht Jahre später hatte er seine Lektion gelernt. Denn 2007 schlug er sich mehr schlecht als recht als unabhängiger Produzent durch, als er den Thriller „­Paranormal Activity“ zu Gesicht bekam. Runtergekurbelt für 15. 000 Dollar, wieder ein Werk im Found-Footage-Stil. Die Erinnerung an „Blair Witch“ wurde wach. Als er sah, wie heftig ein Testpublikum darauf reagierte, überredete er Regisseur Oren Peli, die Rechte zurückzukaufen, und drängte das Studio, den Film ins Kino zu bringen. Seine Überzeugungsarbeit wurde belohnt: Weltweit flossen rund 193 Mio. Dollar in die Kassen.

(Jason Blum, links, mit seinem Team):

Das Entscheidende war, dass es Blum gelang, aus diesem Einzelerfolg ein ganzes Unternehmen aufzubauen. Während „Blair Witch“ eine Eintagsfliege blieb, entstand ein ganzes „Paranormal Activity“-Franchise mit insgesamt sechs Filmen, die zusammen knapp 1 Mrd. Dollar einbrachten, ein Vielfaches der ursprünglichen Ausgaben. Und andere Serien folgten, denn jetzt kam Blums Vorliebe für Künstler ins Spiel: „Meine Firma wird von Regisseuren geprägt, so wie das europäische Kino. Ich habe mich einfach mit Filmemachern zusammengesetzt und sie gefragt, mit welchen Ideen sie gerade schwanger gehen.“ Aus diesen Gesprächen entwickelten sich dann Projekte wie „Insidious“, das jetzt in die vierte Fortsetzung geht, oder etwa „The Purge“, das unlängst seinen dritten Teil erlebte. Gerade die mikroskopischen Kosten erlauben es Blum, auch Experimente einzugehen: Die Handlung von „Unfriended“ etwa entfaltet sich nur im Rahmen eines Chats auf einem Computerbildschirm – der Lohn: 64 Mio. Dollar Einspielergebnis gegenüber 1 Mio. Dollar Budget. Feste Filmformeln gibt es für ihn nicht: „Mir ist es egal, ob wir in den ersten zehn Minuten einen Schockeffekt haben oder erst in 45 Minuten.“ So baut „Get Out“ langsam den Schrecken auf, herkömmlichere Versuche gehen da schneller zur Sache. „Wenn mich eine Geschichte, die ich lese, hineinzieht und ich mich danach noch dran erinnern kann, dann machen wir sie.“

Für immer Underdog

Gleichzeitig wagt er auch andere Risiken – so will er das zu Tode genudelte „Halloween“-Franchise wiederbeleben. „Sollen die Leute ruhig denken: Wie kann das nur gut gehen? So etwas liebe ich.“ Denn das entspricht einem Status, den er für sich kultiviert: „Ich genieße es, der Underdog zu sein. Und wenn du Horrorfilme machst, dann bist du automatisch der Außenseiter.“

Aber gerade weil er diese Rolle so mag, identifiziert er sich auch mit seinen Filmen. Und das mag ebenfalls seine Erfolgsbilanz erklären. Die Frage, warum anderen Produzenten nicht das Gleiche gelingt, bringt ihn erst mal ins Grübeln, bis er dann freudestrahlend erklärt: „Ich hab’s! – Das Entscheidende ist, dass man Horrorfilme für Kommerzware hält, mit der man einfach nur Geld verdienen möchte. Deshalb sind viele Produzenten von solchen Filmen Zyniker. Aber wenn du mit so einer Haltung an die Sache gehst, dann leidet dein Produkt darunter.“

Bei aller Liebe zum Film muss für den Geschäftsmann Blum allerdings die Rentabilität von Anfang an absehbar sein. Denn wenn ein Film bei Testvorführungen nicht ankommt, gibt es eben keinen Kinostart und keine satten Boni. Die Beteiligten werden für die spartanischen Arbeitsbedingungen ohnehin ja nur mit Minisalär entlohnt. Blum spielt mit offenen Karten: „Ich verspreche niemandem, dass sein Film ein Hit wird. Aber dafür kann ihn jeder so machen, wie er ihn sich vorstellt. Wir sind eben anders als andere Hollywoodfirmen, im Guten wie im Schlechten.“

Wobei er sich wohl gerade vom reinen Filmemachen verabschiedet: Blumhouse wird eine TV-Produktionsfirma starten. Erstes Projekt, von dem er begeistert ist und das er quasi vom Pitch her eingekauft hat: zwei schwarze Lesben im Hillbilly-Hinterland der USA. Plot gibt es noch nicht. Egal.

Blum erzählt das einem atemlos in den Telefonhörer, während er in Koreatown zu Fuß bei Rot eine belebte Straße überquert, um sich noch einen Kaffee zu holen. Aufgebrachtes Hupen. Uff. Gerade gut gegangen. Blum sammelt sich: „Daraus könnte ich einen guten Horrorfilm machen“, sagt er ruhig.

 

Der Artikel stammt aus der Ausgabe 03/2017 der Business Punk. Titelgeschichte: “Bumble. Wie Mitgründerin Whitney Wolfe mit ihrer Dating- und Networking-App Sexismus bekämpft.“ Mehr Infos gibt es hier.

Seite 2 / 2
Vorherige Seite Zur Startseite

Das könnte dich auch interessieren

Warum Workaholics Unternehmen langfristig schaden – und was hilft Leadership & Karriere
Warum Workaholics Unternehmen langfristig schaden – und was hilft
Wie man Nein zu Überstunden sagen kann Leadership & Karriere
Wie man Nein zu Überstunden sagen kann
Umfrage: Was die CEOs der Großunternehmen über das Homeoffice denken Leadership & Karriere
Umfrage: Was die CEOs der Großunternehmen über das Homeoffice denken
3 Hacks, wie ein Unternehmen zur echten People Company wird Leadership & Karriere
3 Hacks, wie ein Unternehmen zur echten People Company wird
Mental Health am Arbeitsplatz – Warum Arbeitgebende endlich handeln müssen Leadership & Karriere
Mental Health am Arbeitsplatz – Warum Arbeitgebende endlich handeln müssen