Leadership & Karriere Ideenwettbewerb: Lufthansa versucht sich als Tech- und Modepionier der Flugbranche

Ideenwettbewerb: Lufthansa versucht sich als Tech- und Modepionier der Flugbranche

Es ist 9:05 Uhr in Frankfurt – Boarding des größten Passagierflugzeugs der Welt. Wie jeden Tag ist der Lufthansa Airbus A380 im Einsatz nach Houston. Ein Blick auf Platz 95A im Oberdeck verrät allerdings schon beim Einsteigen, dass die knapp 12 Stunden heute nicht alltäglich werden. Vielmehr futuristisch: Am Sitz der Economy Class befindet sich ein klappbares Head-Display, das vom Sitznachbarn abschirmt. Der Sitz ist Teil des Technologie- und Modewettbewerbs „Telekom Fashion Fusion & Lufthansa FlyingLab“ und hat es in die Endrunde geschafft. Drei Finalisten-Teams, bestehend aus jungen Designern, Programmierern und Entwicklern führen heute auf 10.000 Metern Höhe ihre Ideen für einen smarteren Flugverkehr vor.

Wie kann man Fliegen für Passagiere und Crew technisch auf neue Höhen bringen? Wie wird alles bequemer, schlauer und effizienter? Diese zentralen Fragen sollten vom Forschungsnachwuchs in den Kategorien Gesundheit, Entspannung, Service und Kommunikation beantwortet werden: „Vor nicht all zu langer Zeit waren wir fasziniert von der Vielzahl an Apps. Dann kamen Wearables und jetzt sehen wir die Fusion von Technologie und Fashion“, sagt Torsten Wingenter, Digital Innovations-Leiter bei Lufthansa. „Heute kann Mode Reisende mit kontextuell relevanten Informationen versorgen.“ Das beinhalte auch die Uniformen der Besatzung und die Einrichtung im Flugzeug. Um die Erforschung dieser Möglichkeiten gehe es beim Wettbewerb.

Team „Smart Chair“ überzeugte im Wettbewerb neben den Entwürfen von atmungsaktiver und antibakterieller Crew-Kleidung vor allem mit der Vision von Privatsphäre im Flieger: Das eingangs beschriebene Sitz-Update ist ein Designerstück in Schwarz-Silber, eingesetzt sind OLED-Screens. „Wir haben den Kokon mit einem Tablet ausgestattet und einer Folie verkleidet, die von undurchsichtig auf transparent geschaltet werden kann. Das funktioniert mit einer dünnen, innen liegenden Flüssigkristall-Schicht, die auf elektrische Spannungen reagiert“, erklärt Melanie Maucksch von „Smart Chair“. Was noch umgesetzt werden soll, sei eine Art Lichttherapie gegen Jet Lag: „Wir wollen durch spezielles Licht den Schlaf-Wach-Rhythmus verbessern.“

Der Smart Chair Screen im Einsatz. Foto: Lufthansa

Von der rohen Idee und der Bewerbung bis zum Show-Flug sind fünf Monate vergangen, seit dem vergangenen September arbeiten die Finalisten im Fab Lab in Berlin, einem digitalen Werkstudio. Dort haben sie Zugang zu einem 3-D-Drucker, Laser-Cutting und diversen anderen Fertigungstechnologien. Heute führen sie interessierte Fluggäste und Flugbegleiter an ihre Gadgets heran.

Die Vorstellung von „Lyra Connect“ beginnt so: „Ich bin Informatiker und schüchtern. Ich rede nicht gern vor und mit fremden Menschen, so haben wir uns etwas überlegt, das die Kommunikation effizienter macht und Wünsche als Daten übermitteln lässt“. Mit der App des Teams rund um Jonas Auda können Fluggäste mit ihren Smartphones Anfragen an das Flugpersonal senden und so zum Beispiel etwas bestellen. Der nächste freie Flugbegleiter bekommt die Anfrage durch seine Smartglasses direkt vor das Auge. Auch Zusatzinformationen wie Lebensmittelunverträglichkeiten oder die bevorzugte Sprache des Passagiers sind so abrufbar.

Smart Fashion, das nächste große Ding

Team Nummer drei trägt den Namen „feel.flight“ und hat sich, neben einem Chatbot auch eine physische Lösung für Komfort und Gesundheit entwickelt. Und auch bei diesem Team kommt Mode ins Spiel: Flug-Slipper, eine Art Adiletten-Hommage, können dank Drucksensoren Spiele wie Mario Kart steuern. „Das fördert die Durchblutung und senkt das Thromboserisiko. Und man hat auch noch Freude dabei“, erzählt Kai Peter. Auf dem Flug stellt er auch eine Heizdecke vor. Je nach Wärmeempfinden lässt sich die individuell einstellen, das eingebaute Nackenkissen kann den schlafenden Passagier durch Vibration sanft wecken.

Laut Paul Lukowicz sind bei den Teams smarte Textilien bis jetzt wohl am ehesten serientauglich. Der Professor am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz ist einer der Experten im Flying Lab. Für ihn könne moderne Arbeitskleidung schon bald wärmeregulierend, atmungsaktiv, antibakteriell und antiallergisch sein, zudem ausgestattet mit Displays und Künstlicher Intelligenz. „Wearables bereiten uns jetzt im ersten Schritt auf die Zukunft vor. Wir tragen Elektronik am Körper. Integriert im Outfit können Sensoren bessere Informationen für und über uns liefern. Gerade im Gesundheits- und Wellnessbereich ist Smart Fashion die nächsten Jahre das große Thema“.

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