Productivity & New Work Mit diesem Trick minimiert das Startup Jetlite den Durchhänger nach Fernreisen

Mit diesem Trick minimiert das Startup Jetlite den Durchhänger nach Fernreisen

Der Körper hasst Fernreisen und reagiert mit Jetlag. Das Startup Jetlite kennt Wege, den Travel-Kater zu minimieren. Wir haben mit Gründer Achim Leder gesprochen.

Herr Leder, wie manipulieren Sie die innere Uhr von Flugreisenden?

Manipulieren würde ich jetzt nicht sagen – aber man kann sich auf eine neue Zeitzone vorbereiten. Wir unterstützen Passagiere dabei, ihre innere Uhr an die Ortszeit am Ziel anzupassen.

Und wie funktioniert das?

An Bord unter anderem über die Beleuchtung, weil man damit die Produktion des Schlafhormons Melatonin steuern kann. Mithilfe blauen Lichts wird die Melatonin-Produktion reduziert, sodass man aktivierter ist. Rötliches Licht nimmt kaum Einfluss auf die Melatoninproduktion, hat also den gegenteiligen Effekt, und man schläft danach besser. Das läuft ähnlich wie beim Night-Shift-Modus vom iPhone, der abends den Blau­anteil rausfiltert.

Auch das Catering spielt eine Rolle.

Genau. In der Nahrung selbst ist zwar so gut wie kein Melatonin zu finden, aber mit bestimmten Lebensmitteln kann man erreichen, dass weniger davon produziert wird oder eben mehr – zum Beispiel mit Pistazien. Wenn das dann mit dem Licht korreliert, ist die Anpassung an die neue Zeitzone umso besser.

Außerdem entwickeln Sie auch eine App.

Momentan befinden wir uns in der Testphase, eine Betaversion soll im Herbst starten. Später wollen wir die Funktion in die Apps der Airlines integrieren. Die sollen dem Passagier dann ein paar Tage vor dem Flug Tipps schicken, wie er sich am besten verhält, um das Jetlagrisiko zu verringern.

Gründer von Jetlite: Achim Leder ©Jetlite

Was sind das dann für Tipps?

Zum Beispiel: Geh ruhig schon einmal eine halbe Stunde später ins Bett, wenn du nächste Woche Richtung New York fliegst. Iss am besten dies und jenes. Geh heute Mittag eine Stunde in der Sonne spazieren, wenn du die Möglichkeit hast.

Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee?

Ganz ehrlich: beim Bier. Ich war auf einer Party und habe dort meinen späteren Doktorvater kennengelernt, der hat sich mit dem Thema Licht und Schlaf beschäftigt. Ich komme aus der Luftfahrtindustrie. Gemeinsam haben wir dann auf der Party überlegt, ob man nicht eine Lichtapplikation für die Schlafkabinen der Crews entwickeln könnte, die denen gegen den permanenten Jetlag hilft.

Wie wurde aus Ihrem Promotionsthema ein Startup?

Wir haben das Thema bei Airbus vorgestellt. Die meinten aber relativ schnell, bei einer Passagierlösung sei eine Umsetzung realistischer. Also habe ich das erforscht. Und nachdem das abgeschlossen war, kam der Airbus-Accelerator BizLab auf mich zu und schlug vor, ein Unternehmen draus zu machen und das gemeinsam auszuprobieren.

Wo ist Ihre Technologie bereits im Einsatz?

Derzeit in den Airbus A350 der Lufthansa, die seit Februar 2017 eingeflottet wurden und die aktuell in München stationiert sind, von wo aus sie nach New York und Asien fliegen.

Dieser Beitrag stammt aus der Ausgabe 03/2018. Darin gehen wir der Frage nach wie Star-Investor Peter Thiel, der sich als Trump-Versteher unmöglich gemacht hat, so tief fallen konnte – und wie er es wieder nach oben schaffen will. Außerdem: Dossier Fußball. Genauer, zum Business mit, hinter und vor dem Spiel. Mehr Infos hier.

Das könnte dich auch interessieren

Fake Work: Viel Mühe, wenig Nutzen Productivity & New Work
Fake Work: Viel Mühe, wenig Nutzen
Je älter der Chef, desto unproduktiver der Mitarbeiter Productivity & New Work
Je älter der Chef, desto unproduktiver der Mitarbeiter
Workation: Arbeit und Abenteuer verbinden für die ultimative Auszeit Productivity & New Work
Workation: Arbeit und Abenteuer verbinden für die ultimative Auszeit
Erstes DAX40-Unternehmen: Henkel führt 8 Wochen bezahlte Elternzeit für Väter ein Productivity & New Work
Erstes DAX40-Unternehmen: Henkel führt 8 Wochen bezahlte Elternzeit für Väter ein
Leni Bolt: „Der ganze Arbeitstag besteht aus Mikro-Verhandlungen“ Productivity & New Work
Leni Bolt: „Der ganze Arbeitstag besteht aus Mikro-Verhandlungen“