Leadership & Karriere Das waren die schlimmsten Ferienjobs der Redaktion

Das waren die schlimmsten Ferienjobs der Redaktion

Wer saufen kann, der kann auch arbeiten. Irgendwie will der Rausch ja finanziert werden. Vor allem in den Sommerferien war früher genug Freizeit dafür da. Und da auch bei uns in der Redaktion niemand mit einem Goldwässerchen im Mund geboren wurde, war die nächste Runde Schnaps erst durch Ferienjob in Sicht. Die schlimmsten Jobs stellen wir euch aus unserem klimatisierten Büro heraus vor.

Ach, du süßer Duft der Jugend

Kurz nach dem Abitur habe ich in einer Gurt- und Bandweberei gearbeitet, die aus Plastikfäden die eben genannten Gurte und Bänder hergestellt hat. Ein einmalig grauenhaftes Erlebnis gab es in diesem Job nicht, es war mehr die Kombination aus vielen mittelmiesen Bedingungen, die den Job zu meinem schlimmsten machten – zumindest bis jetzt. Denn die Halle bot exklusive Belastung für alle Sinne: Es herrschte Bullenhitze aufgrund der Maschinen und diese waren dazu auch noch ohrenbetäubend laut.

Das Schlimmste war jedoch der allgegenwärtige süßliche Geruch (und teilweise Geschmack) von warmem Plastik, den ich wohl nie mehr im Leben vergessen werde. Wenn ich mir nach Feierabend die Nase geputzt habe und eine ganze Schwulst aus schwarzen Popeln aus der Nase ziehen konnte, musste ich mir mit dem gerade verdienten Geld schon Luft zufächeln, um den Schock zu überwinden. Einen Monat später kam ein besserer Job um die Ecke: in einer Brauerei, in der es jede Woche eine Kiste Bier zum Lohn dazu gab. Dagegen sah das Bandweben natürlich noch ein gutes Stück schlechter aus.

Ernst Jordan

Bezahlung gestorben

Als ich 15 war, habe ich einen Sommer lang im Norden von Montréal einen stillgelegten Golfplatz bewachen sollen. Der Eigentümer wollte, dass der Golfplatz weiter verwildert. Dann würden sich nämlich die Anwohner beschweren, und die Gemeinde würde ihnen den Gefallen tun und ihm das Grundstück für viel Geld abkaufen, um es wieder in Ordnung zu bringen. Das wiederum wollten die Naturschützer nicht, weil sie annahmen, dass die Gemeinde anschließend das wunderschön unberührte Grundstück bebauen würde. Es war kompliziert. Aber nicht für mich: Ich hatte ein Gewehr und sollte alle vertreiben, die anrückten, um irgendwas mit dem Platz anzustellen, was der Verwilderung im Weg stand. Das waren ein paar einsame Wochen, die ich in dem halbverfallenen Golfhaus zubrachte und MAD-Hefte las. Irgendwann kam die Angestellte des Eigentümers und holte mich ab. Er war bei einem Tauchurlaub auf Kuba gestorben. Job vorbei. Hieß aber auch: Geld bekam ich keins.

Alexander Langer

Bück dich hoch

Nachdem ich jahrelang in einer chronisch überhitzten Textilfabrik wie ein richtiges High Potential Maschinen putzen, Gerüste schrubben und Langeweile totschlagen durfte, sollte ich in den letzten Schulferien nach dem Abitur noch einmal das Fundament unserer Arbeitswelt kennenlernen. Meine Mutter verschaffte mir einen Sommerjob beim Stadtbetrieb. Konkret wurde ich Teil von jenem A-Team, das die Kleinstadt von Müll, Unkraut und überhaupt jeglicher Unordnung befreite.

Der Höhepunkt meiner Knechtschaft: bei über 30 Grad in der prallen Mittagshitze an der Bundesstraße Unkraut aus den Gehwegrillen zupfen – mit den bloßen Händen. Ich werde nie vergessen, wie ich maximal verkümmert diese schamvolle Arbeit verrichtete und es plötzlich hupte. Ich schaute auf und sah, wie ein guter Freund mit seinem ersten eigenen Auto an mir vorbei flitzte, aus dem Fenster winkte und breit grinste. Ja, lief bei ihm – bei mir eher weniger. Ich winkte verhalten zurück und war voller Neid auf dieses Rich Kid. Wenige Wochen später war die Pein zu Ende. Doch noch heute stolpern meine Augen über Unkraut, das wild und ungepflegt zwischen Bordsteinen emporstrebt.

René Krempin

Eine Reihe betrüblicher Ereignisse

Schlimmster Sommerjob? Bei mir waren es eher Sommerjobs – Plural. Anstatt sonntagmorgens in Ruhe auszukatern, musste ich mit zarten 14 Jahren ab sieben Uhr die Lokalzeitung austragen. Und wenn dann die Nachbarin plötzlich über das Wetter reden wollte, musste ich so tun, als ob ich dringend weiter muss, da mir das V+ Energy vom Vorabend wieder hochkam. Auch den Sommer danach wurde es nicht besser: Gerade aus dem Club stolpernd ging es ab zum Dorf-Bäcker, denn dann begann meine Frühschicht. Weil die Digitalisierung noch weit entfernt war, hatten alle Teigwaren eine sechsstellige Nummer, die man in die Kasse eintippen musste. Ging richtig gut mit ein paar Promille intus – nicht.

Während des Studiums – man denkt, es ginge bergauf – habe ich auf zahlreichen Dorffesten gekellnert, denn gerade in dieser Zeit musste Geld her. Das Schlimmste war, dass man die ganzen Besoffenen und deren Sprüche aushalten musste, ohne sich selbst was zu gönnen. Horror. Und als Höhepunkt kam dann, in meiner ersten Zeit als Redakteurin in München, das Erniedrigendste: Türaufhalterin bei Nespresso. Ja, ihr lest richtig. Ich hatte buchstäblich einen Job, den ebenso ein Stück Plastik erledigen könnte. Mit grenzdebilem Lächeln und aufgespielter guter Laune inklusive. Das einzig Gute waren die drölf Espressi, die ich mir in den Pausen umsonst ballern konnte. Nur so hab ich das Ganze überhaupt überstanden.

Julia Berger

Das Gewicht des Bieres

Bei mir sind es auch zwei Jobs, an die ich mich in diesem Kontext erinnern kann. Ich war zu meiner Studienzeit Museumsführer in einem Schloss. Eigentlich ein cooler Job – im Winter zumindest: Kein Schwein da, die meiste Zeit rumsitzen (und quasi bezahlt Unikram lesen) und ein paar wenige Interessierte täglich am geballten historischen Wissen teilhaben lassen. Leider gab es auch die Sommermonate, also Hochsaison. Dann ist das Schloss nichts weiter als ein überfüllter und überhitzter Punkt auf der Euro-Trip-Bucket-List und die Leute fangen an, im Unterhemd aufzulaufen und dir auf engstem Raum zusammengepresst die verschwitzte Achsel ins Gesicht zu schrauben. Absolut niemand hört dir zu und du ruinierst deine Stimme in dem Wissen, dass die Leute dann beim Rausgehen fragen, wo denn nun eigentlioch der Elefant ist (welcher Elefant?!) oder wie viel das Schloss wiegt.

Dann kam ein ziemlich geiler Job an der Uni – und ein absolut mieser Zweitjob dazu, denn so ein brotloses Studium will finanziert werden. Ich war Saaldienst in einem Musical-Theater, also Plätze zuweisen, Süßkram aus einem Bauchladen heraus verkaufen. Beschissene Bezahlung, einen Haufen Stress, wenn man nicht genug verkauft hatte, eingezogene Trinkgelder und solche Sachen. Die Typen haben sogar das verdammte Bierfass abgewogen und vom jeweiligen Barchef Lohn abgezogen, wenn dadurch die Kasse nicht stimmte. Bilanz nach einem halben Jahr: Ein riesiger Berg Schulden und eine handfeste, stressinduzierte Depression.

Julian Daum

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