Leadership & Karriere “Es gibt kein One-fits-all mehr“: Was die Generation Y von Karriere & Beruf erwartet

“Es gibt kein One-fits-all mehr“: Was die Generation Y von Karriere & Beruf erwartet

Es sagt schon viel über eine Generation aus, wenn sie sich intensiv mit der Frage beschäftigt, was sie eigentlich ausmacht. Wir – die zwischen 1980 und 2000 Geborenen – suchen nach neuen Lebensentwürfen, nach alternativen Arbeitsmodellen und ganz offensichtlich: nach maximaler Selbstverwirklichung.

Die 30-jährige Betriebswissenschaftlerin und Autorin Katharina de Biasi hat darüber ein Buch geschrieben: „Die Weltveränderer. Generation Y zwischen Erfolg und Ethik.“ Darin hat sie zwei Unternehmer zum Gespräch gebeten, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Daniel Krauss, Flixbus-Mitgründer, Startup-Größe – Jahrgang 1983. Und: Heinz Dürr, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des AEG-Konzerns und der Deutschen Bahn AG, die alte Schule – Jahrgang 1933.

Wir haben uns mit der Autorin und dem Flixbus-Gründer getroffen, um herauszufinden, was die Generation Y wirklich will, was Millennials als Mitarbeiter auszeichnet und warum wir alle in einer Fantasiewelt leben könnten.

Katharina, die Generation Y wird bis 2020 die Hälfte des Arbeitsmarktes ausmachen. Auf was für eine Art von Mitarbeiter müssen sich die Chefs einstellen?

Katharina (K): Die Generation Y besteht aus vielen Individualisten. Das heißt: Jeder hat seine eigenen Werte und Ideale, die er oder sie verwirklichen will. Auch im Job. Und genau darin liegt die Schwierigkeit: Als Arbeitgeber kannst du dich nicht auf eine bestimmte Masse festlegen. Die Frage muss lauten: Wen suche ich? Wer passt zu meiner Kultur?

Was heißt das konkret für Arbeit und Karriere?

K: Für die einen kann das bedeuten, dass sie eine Wohlfühlatmosphäre brauchen. Wenige Strukturen, kaum Vorgaben. Ein Umfeld, in dem sie ihre Kreativität voll ausleben können. Für die anderen, die eher klassisch Karriere-Getriebenen, braucht es ein anderes Umfeld. Da spielen Verdienst, Status, Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten eine entscheidende Rolle.

Daniel, aus der Perspektive eines Unternehmers: Wie erlebst du die Generation Y in deinem Umfeld?

Daniel (D): Du hast heute keine One-fits-all-Lösung mehr. Es ist deutlich komplizierter geworden, eine Umgebung zu schaffen, die für die Mitarbeiter dauerhaft motivierend ist. Bei Flixbus legen wir daher viel Wert darauf, die Fähigkeiten der Bewerber gut abzuklopfen. Passen wir von der Kultur zusammen? Mögen wir uns? Es ist heute aufwändiger, das perfekte Match zu finden.

Das Gründerteam von Flixbus: Daniel Krauss, Jochen Engert und André Schwämmlein (von links nach rechts).

Würdest du sagen, die Generation Y ist auch deshalb eine spezielle Generation, da sie mit ganz neuen Technologie aufgewachsen ist, Stichwort Facebook und Co?

D: Das ist sicher einer der Haupteinflussfaktoren. Die Technologie hat das Fundament gelegt, dass wir als Gesellschaft kleinteiliger werden – was man aktuell am vermeintlichen Niedergang der Volksparteien sieht. Und: Die vielen neuen Inputkanäle führen natürlich dazu, dass du dich viel mehr orientieren musst, damit du letztendlich entscheiden kannst: Was ist richtig, was ist falsch?

Wenn man sich den einen oder anderen Text über die Generation Y anschaut, dann fallen oft immer die gleichen Attribute, die uns angeblich ausmachen. Gerade in Bezug auf Gründung und Karriere heißt es: Wir seien risikoscheu, mutlos. Ist da was dran?

K: Man muss an dieser Stelle die Frage stellen, wer wurde genau gefragt? Wenn ich eine homogene Gruppe frage, dann bekomme ich auch ein homogenes Bild. Viele aus der Generation Y gehen für längere Zeit ins Ausland – da passt das Attribut risikoscheu überhaupt nicht. Das Bild der Generation Y ist ein Kartenhaus, das in sich zusammenfällt, sobald man anfängt, an einer Seite zu rütteln.

D: Risikoscheu würde ich auch nicht sagen, eher entscheidungsschwach. Das liegt einerseits daran, dass der Generation Y von den Eltern viel vorgekaut wurde. Andererseits auch an der absurden Vielfalt an Möglichkeiten, die wir heute haben.

Woran machst du diese Entscheidungsschwäche im Alltag fest?

D: Manche tun sich schwer damit, sich auf ihre Intuition zu verlassen. Aber gerade das macht einen Unternehmer aus. Ich habe ein hohes Maß an Risiko und muss intuitiv handeln, um dabei passieren Fehler. Aber ich bin eben bereit dieses Risiko einzugehen.

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