Productivity & New Work Watchlist 2019: Alle Erstplatzierten auf einen Blick

Watchlist 2019: Alle Erstplatzierten auf einen Blick

In unserer Watchlist haben wir 100 Gründer, Macher und Kreative vorgestellt, von denen wir 2019 einiges erwarten. In verschiedenen Kategorien wie Media & Communication, Retail & Sales oder Finance & Insurance haben wir dabei verschiedenste Persönlichkeiten portraitiert. Im Folgenden haben wir für euch nochmal alle Erstplatzierten aus den jeweiligen Kategorien aufbereitet. Um zu den jeweiligen Top Ten-Rankings zu gelangen, könnt ihr einfach auf das Bild der Erstplatzierten klicken.

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Marketing and Communication: Aya Jaff, Codesign Factory

Die Geschichte von Aya Jaff klingt fast wie ein modernes Märchen. Im Alter von einem Jahr kam sie mit ihrer Familie aus dem Irak nach Deutschland, als Schülerin brachte sie sich das Coden bei, als Teenagerin beschloss sie, Unternehmerin zu werden. Nach der Schule entwickelte sie das Online-Börsenspiel Tradity mit und absolvierte ein Fellowship im Silicon Valley. Heute ist Jaff gerade mal 23 Jahre alt und eines der bekanntesten Gesichter der deutschen Digitalwirtschaft.
Anfang 2018 gründete Jaff in München die Codesign Factory mit, eine völlig neu gedachte Unternehmensberatung, die Mittelständler wie Großunternehmen in Sachen Digitalisierung und Innovation unterstützen will. Die Besonderheit: Es gibt einen großen Pool an namhaften Unternehmern, Gründern, Influencern, die in individuell zusammengestellten Teams zu den Kunden gehen. „Wir leben vom Wissensaustausch“, sagt Jaff. „Wenn zum Beispiel Thomas Bachem erzählt, wie die Code University es geschafft hat, die Generation Y zu inspirieren, kann ein Mittelständler dadurch herausfinden, wie er seine Azubis ansprechen muss.“
Nachdem erste Projekte umgesetzt und verschiedene Ansätze getestet wurden, will sich die Codesign Factory 2019 etablieren und beweisen, wie viel Sinn das Konzept macht. Als ob Jaff mit all dem noch nicht genug zu tun hat, erscheint im Februar ihr erstes Buch „Moneymakers“, das jungen Leuten helfen soll, Börse und Finanzmärkte zu verstehen. Aber das Erstaunlichste: Sie schafft es nebenbei auch noch, Ökonomie und Sinologie zu studieren – eine Herzensangelegenheit. „Es macht mir Spaß, ein tieferes Verständnis von der Welt zu bekommen“, sagt Jaff. „Und das kriege ich erst in der Uni.“

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Tech and Engineering: Oliver Muhr, Starmind

Mit der Schwarmintelligenz ist das so eine Sache, zumal in großen Unternehmen. Theoretisch sind die Voraussetzungen hier ideal, um aus der Cleverness der Angestellten-Crowd das Maximum herauszuholen. Nur sind die smarten Leute und das Wissen auf Büros und Server über den Konzern verteilt. Darum finden die Probleme des einen und die Lösungen der anderen oftmals nicht zusammen – das alte Silo-Dilemma. Hier setzt der schweizerische Software-as-a-Service-Anbieter Starmind an. Unter dem frisch zum CEO gekürten Oliver Muhr arbeiten 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter daran, neurowissenschaftliche Prinzipien auf künstliche Intelligenz zu übertragen. Auf dieser Basis, so Muhr, sei die Software von Starmind in der Lage zu ermitteln, welche Interessen und welches Fachwissen in Organisationen vorhanden sind, um im Anschluss daraus selbst lernende Wissensnetzwerke zu erschaffen.
Etwas anschaulicher wird das Ganze am Beispiel eines Projekts, das Starmind mit dem Roten Kreuz umgesetzt hat: Über eine Dialogbox können Mitarbeiter eine beliebige Frage eintippen und so in die Organisation hineinrufen. Starminds KI stellt daraufhin einen Kontakt zu derjenigen Person innerhalb des Roten Kreuzes her, die das entsprechende Fachwissen und eine Antwort hat. Ein anderes Projekt dient der Vernetzung von Familienangehörigen von Kindern mit Downsyndrom. In bereits 100 Ländern setzen NGOs, Konzerne und Beratungsfirmen die Starmind-KI ein. In den kommenden Monaten will das Unternehmen weiter international expandieren, vor allem in den USA. Und überlegt man sich nur einmal, wie viel Wissen man selbst ungeordnet in Hirn und Schubladen rumliegen hat, ahnt man, wie groß der Markt ist – und warum manche Starmind als nächstes Einhorn der Schweiz handeln.
Was die Schubladen betrifft, gibt es übrigens Hoffnung. Starmind arbeitet bereits an Produkten für Privatkunden. Der Bedarf sei da, glaubt Muhr: „Wer möchte nicht auf sechs Milliarden Gehirne zugreifen können?“

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Retail and Sales: Florian Teuteberg, Galaxus

Großes schafft nur, wer sich Großes vornimmt, lautet eine weise Devise. Weshalb sich der aus der Schweiz stammende Onlinehändler Galaxus sehr Großes vorgenommen hat: „Mittelfristig wollen wir zu den fünf größten Onlinehändlern Deutschlands zählen“, sagt Florian Teuteberg, der 40-jährige Gründer und CEO von Galaxus. Eine selbstbewusste Ansage, klar, schließlich müsste der in Deutschland aktuell noch vollkommen unbekannte Onlineshop dafür nicht nur zu Amazon, Otto und Zalando aufschließen, sondern auch Mediamarkt.de und Notebooksbilliger.de auf die Plätze verweisen. Aber: Es ist nicht unmöglich. In der Schweiz ist Galaxus samt dem auf IT und Hardware spezialisierten Schwesterunternehmen Digitec Marktführer – noch vor Zalando und Amazon – und erzielte zuletzt knapp 800 Mio. Franken Umsatz im Jahr.
In Deutschland will es Teuteberg, der das von ihm gegründete Unternehmen 2015 mehrheitlich an den schweizerischen Handelsgiganten Migros verkaufte, allerdings erst einmal bedächtig angehen: Das Logistikzentrum in Krefeld ist eröffnet, die Deutsch- landzentrale in Hamburg im Aufbau, das Sortiment aber noch überschaubar. Doch die Lücke, in die Galaxus will, ist ohnehin nicht sonderlich umkämpft, glaubt man Teuteberger. Preislich wird alles sein wie bei der Konkurrenz, aber sonst soll Galaxus ein „Premium-Onlinewarenhaus“ werden, „mit aufgeräumtem Sortiment und hochwertigem Look and Feel“, samt Redaktion und Community. Wie immer das Experiment Deutschland für Galaxus ausgeht: Es wird spannend.

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Finance and Insurance: Jakob Berndt, Tomorrow

Mit Geld Gutes tun – das ist der Ansatz von Tomorrow. Das von Jakob Berndt mitgegründete Startup bezeichnet sich als „Bank von morgen“ und bietet ein nachhaltiges Girokonto, optimiert fürs Smartphone. Konkret heißt das: Mit den Einlagen der Kunden werden weder Kohlekraftwerke noch die Rüstungsindustrie finanziert, sondern etwa erneuerbare Energien und ökologische Landwirtschaft. Durch selektive Kreditvergabe will Tomorrow zusätzlich gezielt Geld in solche Branchen lenken. Außerdem will man die bei Kreditkartenzahlungen fälligen Transaktionsgebühren nutzen, um Klimaschutzprojekte zu unterstützen. Über ein sogenanntes Impact Board kann jeder Kontoinhaber in Echtzeit sehen, welche Wirkung das Geld der Tomorrow-Kunden erzielt hat. Nun gibt es sowohl mobile wie auch nachhaltige Banken bereits. Um sich hervorzutun, setzt Tomorrow auf schlaues Marketing: „Damit das funktioniert, muss das Thema der nachhaltigen Finanzen entstaubt werden“, sagt Berndt. „Es muss erst das neue Cool und dann das neue Normal werden.“ Bei dieser Aufgabe helfen dürfte Berndts bisherige Unternehmererfahrung: 2009 gründete er bereits das erfolgreiche Biolimonaden-Startup Lemonaid mit, bei dem 5 Cent jeder verkauften Flasche in Entwicklungshilfeprojekte fließen.
Im Januar 2018 startete das Tomorrow-Team mit der Arbeit, seit Mitte November ist die Banking-App verfügbar. „Nun gilt es, die PS auf die Straße zu bringen und die Branche wirklich aufzurütteln“, sagt Berndt. Sein Ziel: „Bis Ende 2019 sollte jeder, den Wandel umtreibt, von uns gehört haben.“ Gerade arbeiten die Hamburger zusätzlich an nachhaltigen Spar- und Investmentmöglichkeiten für Endkunden, der Launch ist für Anfang 2019 geplant. Berndt ist sich sicher: „Wenn es uns nicht gelingt, Geld als Hebel für positive Veränderung zu nutzen, dann sieht es düster aus.“

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Food and Lifestyle: Sebastian Stricker, Share

Kann Flüssigseife die Welt besser machen? Ein Müsliriegel? Eine Plastikflasche mit Wasser? Noch vor Kurzem hätten viele Zyniker den Versuch bloß müde belächelt. Seit Sebastian Stricker mit seinem Startup Share allerdings Wasser, Riegel und Seife bei Rewe und DM in die Regale gebracht hat, erscheint das Vorhaben gar nicht mehr naiv, sondern vollkommen überzeugend – wirtschaftlich wie menschlich.
Die Idee ist simpel: Für jedes Produkt, das Kunden von Share erwerben, versorgt die Firma einen Menschen in Not mit einem vergleichbaren Produkt. Über 1,5 Millionen Essensrationen, mehr als 4,4 Millionen Tage Trinkwasser und über 380.000 Seifen hat Share gemeinsam mit Hilfsprogrammen der UN und der Welthungerhilfe bereits in Indien, Bangladesch und Myanmar, in Kenia und Liberia verteilt. Und das ist nur ein Teil von Strickers Mission. „Unser Ziel ist es, ein beispielhaftes Sozialunternehmen zu bauen, das zeigt, dass soziale Verantwortung zumindest mittelfristig die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens verbessert“, sagt er. Und das bedeutet zum Beispiel auch, dass das Wasser von Share in Flaschen aus zu 100 Prozent recyceltem Plastik ausgeliefert wird, die zudem energieeffizient hergestellt wurden. 2018 sei ein turbulentes Jahr gewesen, sagt Stricker, 2019 wolle man die Firma nun stabilisieren. „Außerdem werden wir versuchen, neue Produkte auf den Markt zu bringen – wir interessieren uns gerade sehr für Bildung und Bekleidung.“ Aber damit der aktuelle Erfolg von Share auch von Dauer sein kann, muss Stricker noch ein Problem in den Griff kriegen: „Ich habe das Gefühl, dass wir einen sinnvollen Beitrag leisten können, aber wir müssen lernen, wie wir nachhaltig mit unseren eigenen Ressourcen umgehen.“

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Media and Entertainment: Maria Lorenz, Pool Artists

Für die deutsche Medienlandschaft war 2018 das Jahr des Podcasts. Das lange als Nischenmedium abgestempelte Audioformat schaffte es plötzlich ins Bewusstsein der Masse. Maßgeblich dafür mitverantwortlich: Maria Lorenz. Die Berlinerin war eine der Ersten in Deutschland, die an Podcasts glaubten und das Medium voranbrachten. Zum ersten Mal begegnete Lorenz das Thema Podcasting in einem Uniseminar über neue Medien. Vor acht Jahren überredete eine Freundin sie, das Ganze selbst auszuprobieren. Dann kamen Freunde, die podcasten wollten, und baten um Hilfe, später Firmen. Heute ist Lorenz eine der gefragtesten Podcastproduzentinnen Deutschlands.
Lange war ihre Firma Pool Artists eine One-Woman-Show: Konzepte entwickeln, aufnehmen, schneiden, hochladen. „Ich war ganz schön fertig“, sagt Lorenz. „Aber auch total happy.“ Denn ihre harte Arbeit zahlte sich aus. Zeit Online, Antenne Bayern, Sony Music und Adobe sind nur ein Teil ihrer Kunden. Irgendwann wurde es zu viel, um alles selbst zu machen. Im Frühjahr 2018 holte sich Lorenz eine Geschäftspartnerin dazu und baut gerade ein Team auf. Zwar kann die 37-Jährige nun viel abgeben, aber ruhiger wird es nicht. Sie will einige völlig neue Podcastformate launchen, etwa eine Audio-Sitcom, die vor Live-Publikum hinter einer Schattenwand aufgenommen wird. Außerdem will sie erreichen, dass sich Podcasts als Vorlage für Serien und Filme etablieren: „Ein Trend, der gerade in den USA heiß läuft.“ Weiteres großes Ziel: „Ich möchte, dass das Wort ‚Hype‘ endlich verschwindet. Denn Podcasts werden nicht mehr weggehen.“

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7 / 10

Mobility and Property: Kalle Greven, Mobimeo

Eigentlich gibt es für die Glücklichen unter den Großstadtmenschen, die noch eine Wohnung in halbwegs zentraler Lage abbekommen haben, keinen plausiblen Grund mehr, überhaupt noch ein eigenes Auto besitzen zu wollen. S-Bahn, U-Bahn, Bus, Straßenbahn, Carsharing, Leihfahrräder, Mietscooter und nun auch noch elektrifizierte Tretroller – diese Auswahl sollte reichen, um ohne Pkw auszukommen. Eigentlich. Denn: „Mehr Unternehmen, mehr Angebote und mehr Optionen machen die Sache aus Kundensicht noch nicht automatisch besser“, sagt Kalle Greven. Er ist CEO von Mobimeo, einem vor bald anderthalb Jahren gegründeten 100-prozentigen Tochterunternehmen der Deutschen Bahn, dessen mittlerweile rund 70 Mitarbeiter in einem Büro in Berlin-Kreuzberg daran arbeiten, etwas Ordnung in den Wildwuchs der Autoalternativen zu bringen. Aber nicht, indem man bei Mobimeo an der einen, neuen App baut, die alle anderen überflüssig machen will. Haben andere auch schon versucht, hat bislang keiner hinbekommen.
Vielmehr entwickeln Grevens Leute Softwarebausteine, die mit dem DB-Startup kooperierende ÖPNV-Unternehmen als sogenannte White-Label-Lösungen in ihre bereits existierenden Apps integrieren können, um dadurch die Funktionalität ihrer eigenen Angebote für die Nutzer zu erhöhen. Wie das aussehen kann, werden Anfang kommenden Jahres zunächst ausgesuchte Testkunden der BVG in Berlin erleben, ehe im Sommer der große Rollout folgen und die Zusammenarbeit mit anderen Mobilitätsanbietern und Verkehrsverbünden anlaufen soll. Konkret geht es darum, neben den gewohnten Verbindungen auch andere Optionen anzuzeigen, die zum Zeitpunkt der Abfrage und abhängig vom Verkehrsmittel, mit dem der User gerade unterwegs ist, eine bessere, sprich schnellere Alternative auf dem Weg zum Ziel darstellen. Mittelfristig geht es darum, die gängigen ÖPNV-Angebote von Bus bis Bahn um weitere Angebote wie Sharing-Autos oder -Roller zu ergänzen. Und irgendwann soll es auch darum gehen, diese Verkehrsmittel direkt aus der jeweiligen ÖPNV-App heraus buchbar zu machen – am besten vollautomatisch und direkt abgerechnet, ohne dass der Nutzer noch irgendwas selbst klicken, auswählen oder bestätigen muss. Aber diese Ausbaustufe von Mobimeo werde frühestens ab 2020 angegangen, so Greven.
Zunächst haben die Kreuzberger Coder auch genug damit zu tun, den BVG-Testballon auf die Straße zu bringen. Ohnehin ist die Gefahr bei den Meta-Mobilitätsvordenkern groß, den Fokus zu verlieren. „Es gibt Hunderte von Ideen und mindestens zehn konkrete Features, die man alle verfolgen sollte“, sagt Greven. Also Schritt für Schritt, bloß nicht aus dem Takt geraten. Das ist die größte Gefahr, wenn man wie Mobimeo in einem Sektor unterwegs ist, der die Digitalisierung zunächst gründlich verschlafen hat – und in dem sich nun zig Player einen wilden Wettlauf liefern. Wobei: Am Ende besteht wohl genau darin der Reiz.

8 / 10
8 / 10

Recruiting and Education: Andreas Kwiatkowski, Soundreply

Mindestens seit der Golem in die Welt kam, spätestens durch die Automatisierungswelle der 60er träumen Menschen davon, keine Hand mehr rühren zu müssen, weil Roboter alle Arbeit erledigen. In Wirklichkeit jedoch schraubt noch immer Homo faber an Maschinen herum, die immer komplizierter werden. Immerhin könnte es sein, dass ihn die Maschinen bald zumindest unterstützen und per Sprachausgabe im Dialog etwa erklären, an welcher Mutter er den 17er-Schlüssel anzusetzen hat. Und zwar jederzeit, wenn der Mensch einmal nicht weiterweiß. „Wir arbeiten am perfekten digitalen Replikat eines menschlichen Trainers“, sagt Andreas Kwiatkowski.
Hinter dem Founder und Managing Director des im Januar 2018 gegründeten Startups Soundreply liegt ein wildes Jahr, das „von Findungsphase und Pivots geprägt“ gewesen sei. Geld musste aufgetrieben, ein Prototyp entwickelt und überhaupt Klarheit gewonnen werden, auf welche Aufgaben die Kölner ihren digitalen Trainer loslassen sollen. Zeit verschlang die Suche nach dem geeigneten Machine-Learning-Ansatz, denn auch der digitale Trainer muss erst mal lernen, was er später Menschen beibringen soll. „Wir versuchen, das Erkennen, Verstehen und Anreichern von dokumentierten Prozeduren zu automatisieren“, so Kwiatkowski. Also: Handbücher und Checklisten in Lehrpläne umzuwandeln. Dieses Problem gilt es nun kostengünstig und fehlerfrei zu lösen, will der Soundreply-Gründer seine Vision erreichen: User „mit nur einem Klick“ Trainer für fast jede Aufgabe erzeugen zu lassen. Erste Erfolge kann er vorweisen: Der KI-Coach wird beim Onboarding neuer Arbeiter in der Automobilindustrie eingesetzt und im Training von Raumfahrt-Wartungsarbeiten. Wer in diese Sphäre vorgedrungen ist, denkt natürlich direkt weiter. Langfristig seien auch B2C-Anwendungen denkbar, so Kwiatkowski. Es gehe ihm schließlich um nicht weniger, als „professionelle Expertise zu demokratisieren“.

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9 / 10

Social and Policy: Carolin Silbernagl, Betterplace Lab

Noch gehen in der Ohlauer Straße 43 in Berlin-Kreuzberg nur Handwerker ein und aus, noch gilt die Aufbauarbeit Kabelschächten und Beleuchtungssystemen, und noch sind die einzigen großen Pläne hier schnöde Baupläne. Aber schon im April 2019 sollen in der Generatorenhalle des früheren Umspannwerks am Paul-Lincke-Ufer Pläne zur Verbesserung der Welt und der Gesellschaft erdacht und erprobt werden. Hier werden dann Workshops und Pressekonferenzen stattfinden und visionäre Ideen auf großer Bühne präsentiert – zum Beispiel im Rahmen einer Gala?
Carolin Silbernagl hat, so viel ist klar, einen Haufen Ideen, was in dem alten Industriegebäude alles passieren könnte. Dass es überhaupt dazu kommen wird, hat viel mit Kreuzberg, seiner Punk-Vergangenheit und Google zu tun. Und damit, dass Silbernagl von Betterplace zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.
Denn nachdem es in Kreuzberg fast fünf Jahre lang zu massiven Protesten gekommen war, hat Google Abstand von seinem Plan genommen, das Gebäude in den kommenden fünf Jahren für Networking und Lobbying in eigener Sache zu nutzen und dort ein Café für gewinnorientierte Startups zu betreiben. Nun also überlassen die Kalifornier die Kreuzberger Generatorenhalle dem Thinktank von Betterplace, dem sogenannten Betterplace Lab, sowie dem Verein Karuna – Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not. Und das ist natürlich eine irrsinnige Chance für das Social-Startup-Ökosystem in Berlin, das durch die steigenden Mietpreise und schwindende Freiräume in den vergangenen Jahren auch immer mehr unter Druck geraten war. Das Betterplace Lab selbst wird mit 15 Mitarbeitern in einen Kubus in der Generatorenhalle ziehen, Karuna sechs Schreibtische erhalten und hier eine Straßenzeitung produzieren.
Die 160 Arbeitsplätze und Meetingräume im 2500 Quadratmeter großen Untergeschoss des Gebäudes sollen aber an soziale Startups, Verbände und Vereine vergeben werden und das alte Umspannwerk so zu einer Art Inkubator für Impact-Unternehmen machen. 30.000 Menschen, sagt Silbernagl, sollen jährlich von den Räumlichkeiten profitieren, und mindestens 300 Veranstaltungen würden hier künftig stattfinden. „Das passt eigentlich gut zu Betterplace“, sagt Silbernagl. „Unser Ziel war es ja schon immer, sozialen Akteuren dabei zu helfen, Gutes besser zu tun.“
Dass Google weiterhin der Hauptmieter im Hintergrund bleibt und der Zeitrahmen auf fünf Jahre beschränkt ist, stört Silbernagl nicht, im Gegenteil. Die Uhr läuft, und es gibt viel zu tun. „Unsere Aufgabe ist es, in den nächsten fünf Jahren zu zeigen, dass unsere Arbeit wichtig ist, dass unser Konzept funktioniert und dass wir tatsächlich etwas verändern“, sagt sie. „Wenn wir das nicht schaffen, wozu brauchen wir dann das Gebäude?“

10 / 10
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Health and Science: Carsten Mahrenholz, Coldplasmatech

„Wir werden als Pioniere einer neuen Medizinrichtung wahrgenommen“, sagt Carsten Mahrenholz, Geschäftsführer des Greifswalder Startups Coldplasmatech. Seine Wundauflagen aus Silikon, in die kaltes Plasma – vereinfacht gesagt: elektrisch geladenes Gas – geleitet wird, lösen zwei große medizinische Herausforderungen: Einerseits können chronische Wunden behandelt werden, „ein Problem, das alleine in Deutschland pro Jahr 6 Mrd. Euro verschlingt“, sagt Mahrenholz. Zweitens töten sie multiresistente Keime ab, „die in wenigen Jahren zur weltweiten Haupttodesursache gerechnet werden“, so Mahrenholz. Das medizinische und wirtschaftliche Potenzial ist also enorm.
Dass Plasma desinfizierend wirkt, ist schon länger bekannt. Doch Coldplasmatech ist unter den Ersten, die aus dieser Erkenntnis ein Produkt entwickelt haben. Mahrenholz ist überzeugt, das Verfahren habe wie Röntgen oder Laser das Potenzial, zum medizinischen Standard zu werden: „In wenigen Jahren werden wir automatisch, sobald wir eine Wunde haben, kaltes Plasma applizieren.“ 2019 wollen die Greifswalder mit der Serienproduktion beginnen. Außerdem startet eine klinisch-ökonomische Studie. Die ist wichtig, um eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen hinzubekommen. „Der heilige Gral des Medtech-Markts“, sagt Mahrenholz.

FYI: Die nächste Ausgabe ist in den Startlöchern. Hier könnt ihr sie ab nächster Woche bestellen.

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