Marken in Emotionen verwandeln: Das geht bei Undplus auch ohne Firmenlogo

Markus hat die Uni bereits 2006 abgeschlossen, 2009 gründete er damals noch mit anderen Partnern die erste Inkarnation von Undplus, mit der er seinen Subkultur- und Streetwear-Background mit Architektur verbinden wollte. Zu der in dieser Zeit noch aufstrebenden Berlin Fashion Week mietete er leer stehende Ladenlokale in der damals noch überhaupt nicht angesagten Torstraße an, richtete sie in Berliner Impro-Schick her und vermietete die Pop-up-Showrooms dann an ausländische Label unter. Daneben brachte er Marken und Streetartists zusammen, klassisches Berliner Networking-Diesdas. Spannend, aber nicht allzu einträglich, sodass Markus irgendwann entschied, Undplus auf Sparflamme weiterlaufen zu lassen und als Architekt bei dem auf die Inszenierung von Marken spezialisierten Kreativbüro Dan Pearlman anzuheuern.

Baumann wiederum hatte inzwischen die Autohäuser hinter sich gelassen, 2009 in Berlin den Club Farbfernseher aufgemacht und 2011 das Architekturbüro Bop Architects mitgegründet. Parallel dazu half er, die Modemesse Show and Order hochzuziehen, und bildete sich ab 2012 im Fernstudium zum Brandschutzexperten aus, um in der Folge in dieser Funktion für diverse Modeevents in der Hauptstadt zu arbeiten.

Ein Architekturprojekt brachte die beiden schließlich wieder zusammen: Quarters, Berlins erste Coliving-Immobilie. Es ging um die komplette Inszenierung einer neuen Marke auf einem innovativen Feld – von der Fassadengestaltung bis zur Produktion des Mobiliars samt Beratung bei der Entwicklung und anschließenden Realisierung des Konzepts. Markus und Baumann beschlossen, ihre Netzwerke zusammenzuschmeißen und Undplus wiederzubeleben. Als 360-Grad-Agentur für Spacial Design mit architektonischem Ansatz, auf Hochwertigkeit bedacht und – in dem Bereich noch eher die Ausnahme – um Nachhaltigkeit bemüht.

Eine Bar komplett aus Latex

Inzwischen arbeiten 15 Leute für Undplus. Mehr als 20 sollen es nicht werden, sagen die Agenturchefs. Sie wollen sich in alle Projekte einbringen können. Die bestehen zum großen Teil aus Arbeiten für Modemessen, Konferenzen. Zwischendurch richtet Undplus aber auch mal eine Bar oder einen Club ein, außerdem Pop-ups und Showrooms. Gerade hat das Team für Schweppes neue mobile Bars entwickelt, die die Limonadenmarke demnächst bei Messen und Events aufbauen wird. Demnächst steht wieder ein größeres Projekt an: Markus und Baumann gestalten die 9 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche der Berlin Photo Week zu einem Fotoparcours mit mehreren Insta-Spots um. Künftig will man auch die Gestaltung von Büroräumen anbieten.

So heterogen die Aufgaben sind, an denen sich Undplus ausprobiert, so klar ist die Methode: „Wir gehen immer davon aus: Was fänden wir selber gut?“, sagt Markus. Neulich war das Latex. Für einen Getränkehersteller sollten sie ein Barkonzept entwickeln. Und auf einmal sei da diese Idee gewesen, die komplette Bar mit Latex zu überziehen. Irgendwie komplett drüber, aber eben auch genau richtig. „Es war klar, dass das nicht kommen wird“, sagt Markus. Kam dann auch nicht. Zumindest diesmal noch nicht. Nicht jede Brand ist so entspannt und selbstironisch wie Klarna. Aber ein bisschen Hoffnung machte ihnen ihr Ansprechpartner bei dem Getränkehersteller dann doch noch. „Ich war für Latex“, sagte der, nachdem er die Ideen bei seinen Vorgesetzten präsentiert hatte. „Alle anderen natürlich nicht, aber ich fand es geil.“ Gefühlt läuft für Undplus also alles in die richtige Richtung.

Dieser Text stammt aus der aktuellen Ausgabe. Für die Titelstory uhaben wir mit Phil Harrison gesprochen. Er soll mit Stadia den Entertainment-Standard der Zukunft etablieren. Denn: Googles neue Milliardenwette heißt Cloud-Gaming. Weitere Themen: Konrad Bergströms Vision: umweltfreundliche Elektroboote. Der Schauspieler Tyron Ricketts möchte als Produzent das deutsche Fernsehen endlich von rassistischen Klischees befreien. Und: BMW ringt mit der autonomen Mobilität. JETZT AUSGABE SICHERN!