Leadership & Karriere Die App Admin soll die Kassenzettelwirtschaft revolutionieren

Die App Admin soll die Kassenzettelwirtschaft revolutionieren

Pro Kopf und Jahr verbraucht Deutschland mehr Papier als die Kontinente Afrika und Südamerika zusammen. Eine Info, die das Einkaufen ab nächstes Jahr nicht unbedingt schöner gestaltet. Ab 01. Januar sind nämlich alle Einzelhändler*innen mit Registrierkasse verpflichtet, den Kund*innen einen Kaufbeleg auszuhändigen. Noch größere Papierverschwendung incoming.

Wird also dringend Zeit, sich mal Alternativen zum überholten Kassenzettel-System zu überlegen. Und genau das haben Amir Karimi und Dr. Gerd Köster von der A&G GmbH getan. Die Bremer*innen haben eine App namens Admin entwickelt, mit der Kassenbons digital übermittelt und gespeichert werden können.

Der Launch der App ist für 2020 geplant. Welche Händler*innen dabei mitmachen, wollte uns Geschäftsführer Amir Kamiri zwar noch nicht sagen, dafür haben wir darüber geredet, wie er auf die Idee kam, wie sie damit Geld verdienen wollen und wie sie die Daten ihrer Nutzer*innen schützen wollen.

Wie seid ihr überhaupt auf die Idee gekommen?

Ungefähr 2017 stand ich in einem Supermarkt an einer Kasse. Die Schlange war sehr lang. Erst ging bei einem Kunden die EC-Karte nicht, dann musste die Kassiererin ihre Kassenzettelrolle wechseln, was gedauert hat. Die Leute waren genervt. Da habe ich überlegt, warum es keine digitalen Kassenzettel gibt? Warum muss die Frau extra aufstehen, um eine neue Rolle zu holen? Das fand ich sehr überflüssig.

Dann habe ich bei mir selbst beobachtet, dass die Kassenbelege für meine Buchhaltung extra sortiert werden mussten. Manchmal waren die Zettel schon weiß, sodass man nichts mehr lesen konnte. Wir haben recherchiert, dass jeder Mensch fast 900 Euro zu viel an das Finanzamt bezahlt, aus Mangel an Kassenzetteln und Dingen, die er nicht absetzen kann. Wieder ein guter Grund, Kassenzettel zu digitalisieren.

Also haben wir eine Firma gegründet, um ein Produkt zu entwickeln, das massentauglich ist: Kassenzettel für Menschen digital zur Verfügung zu stellen.

Ich habe mich gefragt, warum es das nicht schon längst gibt: Wie sieht das in den USA aus?

Die machen das per Mail, aber noch nicht in Form von einer App. Aber selbst per Mail wäre hierzulande immer noch besser als gedruckt.

Anders als in den USA hätten in Deutschland die Leute viel mehr Bedenken, einfach ihre E-Mails für digitale Kassenzettel rauszugeben, oder?

Was gut ist, kann man ja von anderen Ländern adaptieren. Wenn man es per Mail kultiviert, muss es eben jemanden geben, der das in die Hand nimmt. Kassenzettel haben grundsätzlich etwas Negatives und kein gutes Image. Sie sehen nicht gut aus und sind ja auch ein Beweis dafür, dass man Geld ausgegeben hat. Wenn man aber zeigt, dass Kassenzettel einem mehr bringen können, zum Beispiel im Jahr 900 Euro zu sparen, wissen die Leute, dass man damit viel mehr machen kann. Digital können die Zettel auch lange gelagert werden.

Im deutschen App-Store gibt es schon ein paar Apps, die fokussieren sich auf das Einscannen der Kassenzettel. Das macht ihr aber nicht?

Das ist nicht zweckerfüllend. Die Märkte können die Daten für ihre eigene Buchhaltung digital aufrufen. Was ist der Sinn davon, etwas Digitales erst auszudrucken und es dann zu scannen, um es wieder zu digitalisieren? Ich möchte, dass das, was digital ist, auch digital übermittelt wird.

Wie kommt bei der App Geld für euch heraus?

Pro Transaktion berechnen wir einen Cent. Ein Kassenzettel kostet dagegen im Schnitt drei Cent, was für die Händler*innen zwei Cent Ersparnis bedeutet. Alleine Rewe hat nur in Deutschland pro Tag zehn Millionen Transaktionen.

Habe ich als App-Nutzer*in Selbstbestimmung über meine Daten?

Absolut. Die User*innen haben komplett freie Hand. Klar, wenn sie sich anmelden, müssen sie uns schon wenige Daten überlassen, damit wir sie identifizieren können. Hier in Deutschland sind die Menschen beim Thema Datenschutz sehr empfindlich – auch zu Recht. Deswegen achten wir darauf, dass das alles gut und rechtens läuft.

Wenn man beispielsweise einen Account bei Anbieter*innen aus den USA im Bereich Social Media erstellt, hat man komplett alle Daten freigegeben und muss die danach erst extra einzeln ausschalten. Sowas wollen wir nicht, wir sind da sehr transparent. Natürlich braucht man die Basisdaten, der Rest bleibt auf deutschen Servern und ist DSGVO-konform.

Ihr kommuniziert das noch nicht öffentlich, aber habt ihr schon Partner*innen, die eure App nutzen werden?

Partner*innen haben wir schon, Namen kann ich noch nicht nennen. Unsere Partner*innen wollen das ja auch ihren Presseteams mitteilen. Es ist noch nicht klar, wie wir dann das Endprodukt kommunizieren.

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