Productivity & New Work Was die älteren Jahrgänge von der Generation Z übers Sparen lernen können

Was die älteren Jahrgänge von der Generation Z übers Sparen lernen können

Im Gegensatz zu ihren Eltern (und teilweise auch zu ihren Großeltern) sind heutige 14- bis 25-Jährige ausgesprochen konservativ, wenn es ums Geld geht. Lest hier, was die Generationen X und Y, bzw. sogar die Babyboomer von ihnen lernen sollten – und wo sich ihnen selbst noch Nachholbedarf eröffnet.

ein Gastbeitrag von Manuel Heyden

Im Herbst 2008 trugen die Lehman-Angestellten im Blitzlichtgewitter der Weltpresse ihre Habseligkeiten in schlichten Pappkartons aus der Firmenzentrale am New Yorker Times Square. Zahlreiche Mitglieder der Generation Z bekamen diese entwürdigenden Szenen und die damit zusammenhängenden Nachrichten und Meldungen direkt mit – und mussten in den darauffolgenden Wochen und Monaten unter Umständen auch selbst erleben, dass ihre Eltern von den resultierenden Entlassungswellen mittel- oder unmittelbar betroffen wurden. Dies führte dazu, dass diese Bevölkerungskohorte eine komplette andere Einstellung zum Thema Geld ausprägte als noch ihre Vorgängergenerationen.

Manuel Heyden ist Gründer und CEO von Nextmarkets.

Ein erstaunlich abgeklärter Blick auf die wirtschaftlichen Chancen und eine hohe Sensibilität für existenzgefährdende Umstände zeichnen die Z-ler seitdem aus. Sie halten ihr Geld eher zusammen und legen auch regelmäßig Geld für die Vorsorge zurück. Sollten sich die X-ler und Y-ler über ein vermeintlich spießiges Verhalten mokieren, können Angehörige der Generation Z erstaunlich gelassen bleiben und schon fast längst vergessen geglaubte Sprichwörter zitieren, wie „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“

Sparbücher sind wieder in Mode

Die „Generation Sparbuch“ trägt ihren Spitznamen vollkommen zurecht – erstaunlicherweise erfreut sich das Sparbuch einer fast ungetrübten Beliebtheit bei den 14- bis 25-Jährigen. Diese Altersgruppe kann sich sehr gut vorstellen, kleinere Beträge ausschließlich mit dem Smartphone zu begleichen (76 Prozent stimmten dieser Aussage im Rahmen einer Umfrage der deutschen Bank im August 2019 zu) und zahlt vermehrt bargeldlos. Trotzdem wird eine Anspar-Variante bevorzugt, die bereits vor mehr als 100 Jahren erfunden wurde.

Was wir also von der Generation Z lernen können …

Vielen Mitgliedern der Generationen Y und X steht in mehr oder weniger absehbarer Zeit ein ordentliches Erbe ins Haus. Etliche Baby-Boomer hatten ausreichend Zeit und Gelegenheit, in den wirtschaftlichen Blütejahren zu ansehnlichem Wohlstand zu kommen. Von diesen Aussichten sollten man sich aber nicht zu sehr blenden lassen und schon jetzt das Geld mit vollen Händen und völlig unbeschwert ausgeben – anstatt sich ein kleines oder mittleres „Polster“ aufzubauen. Die anstehenden Erbfälle stellen sich durchweg nicht so sicher wie erwartet dar – wer hier zu blauäugig agiert, kann mitunter eine böse Überraschung erleben. Insofern können sich die älteren Generationen von der Voraussicht der jüngeren tatsächlich eine Scheibe abschneiden.

… und was nicht

Nun hat die Generation Z aber auch nicht endgültig die Weisheit für sich gepachtet. Insbesondere die Bevorzugung der Sparbücher oder Tages-/Festgeldkonten verwundert die Älteren. Tatsächlich geht es den Z-lern bei dieser Anlageform nicht vorwiegend um die erzielbare Rendite, sondern um das Zurücklegen an sich. Hier führt Übervorsicht Regie und verhindert einen echten Vermögensaufbau durch strategisches Investment. Mittlerweile trübt aber auch der immer öfter zu beobachtende Negativzins und eine eventuell anstehende Rezession die vermeintlich unerschütterliche Sparbuch-Treue der Generation Z merklich ein.

Sind sie hingegen auf einen nennenswerten Zinsertrag aus, würden sich nach 1996 geborene Anleger*innen zwar grundsätzlich auch für nachhaltige und ethisch einwandfreie Investment-Angebote entscheiden – aber nur, wenn das gute Gewissen nicht durch eine Renditeeinbuße erkauft werden muss. 45 Prozent der Generation Z votieren entsprechend – im Gegensatz zu 35 Prozent der Gesamtbevölkerung – laut einer repräsentativen Studie im Auftrag der Zurich Versicherung von Anfang Dezember 2019. Nichtsdestotrotz scheint es so, als ob die Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt. Auf dem Finanzmarkt tauchen immer mehr Produkte auf, die ethische Untadeligkeit und Zukunftsorientierung hervorragend mit einer guten Ertragsprognose verbinden können.

Digitale Kompetenz mit nachhaltiger Anlagestrategie vereinen

Es sollte also mehr Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass sich das reine Sparen um des Sparens willen in Zeiten des Negativzinses überlebt hat. Die Generation Z gehört zudem zur Altersgruppe der Digital Natives und bewegt sich quasi seit der Geburt intuitiv im virtuellen Raum. Diese Kompetenz sollte sie nutzen und das verfügbare Anlagekapital sinnvoll investieren, um einerseits ein stetig wachsendes Vermögen aufzubauen – und andererseits innovativen und nachhaltigen Geschäftsideen auch die dringend benötigten Start- und Wachstums-Finanzierungen zu ermöglichen. Die Generationen X und Y können sich dann an die Youngsters dranhängen und ihrerseits ihre altersgruppenbedingten Defizite ausgleichen. Auf diese Weise profitieren dann unterm Strich doch noch alle.

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