Leadership & Karriere Goldene Zeiten: Wie Online-Coachings durch Corona boomen

Goldene Zeiten: Wie Online-Coachings durch Corona boomen

So schlimm die Situation gerade ist, so golden sind die Zeiten für ein paar digitale Dienstleister. Etwa für Coachhub. Das Berliner Startup vermittelt Online-Coaches an Unternehmen, die ihre Führungskräfte entwickeln wollen. Co-Gründer Yannis Niebelschütz erzählt, warum seine Plattform anderen Unternehmen während der Coronakrise gleich doppelt hilft.

Herr Niebelschütz, Coachhub dürfte von der aktuellen Lage gut profitieren, oder?

Die große Annahme ist, dass es jetzt bei allen Firmen schlecht laufen müsste, aber das ist bei uns tatsächlich nicht so. Klar, ein paar Firmen sind erst mal im Schockmodus, aber wir liefern in dieser aktuellen Situation doppelt Mehrwert: einmal, da wir ausschließlich virtuell mit Videochats arbeiten, aber auch wegen der Themen, zu denen wir Coachings anbieten.

Wie genau funktioniert Coachhub?

Das, was wir anbieten, nennen wir entwicklungsbegleitendes Coaching. Unsere Kernzielgruppe sind Großkonzerne, 80 Prozent unserer Kund*innen haben über 5.000 Mitarbeiter*innen. Die haben spezielle Führungskräfteentwicklungsprogramme, bei denen die Manager*innen über zwölf Monate im Unternehmen entwickelt werden. Wir sind neben klassischen Face-to-Face-Workshops und E-Learning-Programmen Teil dieses Prozesses und begleiten Manager*innen beim Wachstum. Da geht es um ganz klassische Themen: Wie baue ich mein Team auf? Wie gehe ich mit internen Konflikten um? Wie strukturiere ich die Kommunikation? Wie geht gutes Time-Management? Aktuell sind aber eher Dinge gefragt, die richtig brennen.

Yannis Niebelschütz, Co-Gründer von Coachhub

Welche sind das?

Der Hauptgrund, warum Unternehmen Coachings jetzt als wichtig erachten, ist so ein Wellbeing-Faktor. Viele Kund*innen, mit denen wir aktuell sprechen, legen den Fokus darauf, dass es den Leuten gut geht. Homeoffice finden alle die ersten drei Tage richtig lustig, am vierten Tag aber nicht mehr. Das ist eine Stresssituation. Die Kinder jumpen um einen rum, während man parallel das Business am Laufen halten muss und plötzlich remote Teams führt, die sonst wo sitzen. Viele Führungskräfte sind verunsichert und stehen vor großen Herausforderungen. Darum sind es eher mentale Themen wie Resilienz und Stressbewältigung, wo Unternehmen ihre Mitarbeiter*innen gerade durch Coaching supporten wollen. Das finde ich ehrlich gesagt total schön – spricht für die Menschheit.

Legen Unternehmen die langfristigen Weiterbildungen derweil auf Eis?

Nein. Viele große Unternehmen haben ihre Learning-and-Development-Budgets, die sie jetzt natürlich nicht mehr für Face-to-Face-Trainings ausgeben können, aber irgendwie anderweitig nutzen müssen. Die Unternehmen können ja nicht einfach aufhören, die Leute weiterzuentwickeln.

Wie stark wächst denn die Nachfrage bei Ihnen konkret?

Das ist schon signifikant. Wir kriegen deutlich mehr Inbound-Anfragen, außerdem kommen plötzlich sehr viele Unternehmen aus allen möglichen Industrien auf uns zu, mit denen wir vor einer Weile mal gesprochen hatten, und sagen: Wir brauchen eine Lösung, und zwar sofort. Das hat mich extrem gewundert, weil die Großkonzerne normalerweise relativ langsam sind und es immer ein Weilchen dauert, bis man mit denen ins Geschäft kommt.

Auf so ein starkes Wachstum in so kurzer Zeit waren Sie sicher nicht vorbereitet. Welche Herausforderungen entstehen dadurch für Coachhub?

Wir bauen gerade die gesamte Infrastruktur und die Server-Kapazitäten auf, um den Workload händeln zu können. Außerdem erweitern wir massiv den Coach-Pool. Aktuell haben wir 600 Coaches auf der Plattform, die stocken wir nun auf 1.000 Leute auf. Ohnehin bekommen wir gerade extrem viele Anfragen von Coaches, weil die natürlich auch nicht mehr face-to-face arbeiten können wie bisher. Bisher kommen wir relativ gut klar, denn die Plattform ist ja für skalierbare Programme mit Tausenden von Managern gebaut. Aber irgendwann stoßen wir schon an unsere Kapazitätsgrenzen, weil wir die ganzen Leute ja erst mal onboarden müssen. Also wenn das so weitergeht, kann es durchaus zum Problem werden.

So oder so, Ihr Unternehmenswachstum scheint gerade ordentlich beschleunigt zu werden.

Ja, auf jeden Fall, wir machen gerade ein paar ziemlich gute Sprünge. Wahrscheinlich werden wir jetzt ein paar größere Deals mit großen Firmen abschließen, die sich sonst vielleicht noch sechs bis zwölf Monate gezogen hätten. Das sind Firmen, die kurzfristig eine Lösung brauchen, und entsprechend auch zügiger zu Potte kommen, als es sonst der Fall wäre.

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