Leadership & Karriere Coworking-Anbieter Wework: „Wir wollen nicht mehr um jeden Preis wachsen“

Coworking-Anbieter Wework: „Wir wollen nicht mehr um jeden Preis wachsen“

Wework war bereits vor der Corona-Krise dabei, sich neu aufzustellen. Jetzt will der weltgrößte Anbieter von Büroflächen den Umbruch der Arbeitswelt für sich nutzen – und flexible Lösungen zwischen „Home und Office“ anbieten.

Auch die Coworking-Spaces des Bürovermittlers Wework füllen sich seit einigen Wochen, wenngleich sie anders daherkommen als früher – nicht mehr nur cool und cozy, sondern auch kontrolliert und auf Sicherheit ausgelegt: mit Pfeilen, die durch die Büros navigieren, Desinfektionsspendern und Maskenpflicht auf offenen Flächen.  

Der Capital-Podcast „Die Stunde Null – Deutschlands Weg aus der Krise“ mit Capital-Chefredakteur Horst von Buttlar stellt essentielle Fragen an die Menschen, die durch die Krise steuern: Unternehmern, Wissenschaftlern, Managern, Philosophen und Ökonomen.

Die Krise verändert die Arbeitswelt – und viele Unternehmen fragen sich, wie viele Büroflächen sie nach der Sommerpause auf Dauer noch vorhalten wollen. Flexibles Arbeiten auf flexiblen Flächen wird gefragter, und Wework will sich hier positionieren. „Unternehmen müssen jetzt herausfinden, in welcher Balance die Belegschaft im Büro oder von zu Hause aus arbeiten soll“, sagt Nikolay Kolev, seit Januar Chef für die DACH-Region und Nordeuropa, im Podcast „Die Stunde Null“ (Capital, Stern, n-tv). Es gehe um die Möglichkeit, in größeren Städten auch spontan auf Flächen zurückgreifen zu können. Von einer neuen „Hyperflexibilität“ spricht Kolev.  

Wework durchlebte 2019 mit einem verpatzten Börsengang, dem Rücktritt des Gründers Adam Neumann und einer knapp abgewendeten Insolvenz ein schweres Jahr. Die Rekordbewertung schnurrte von einst 47 Mrd. auf 7 Mrd. Dollar zusammen, der größte Investor Softbank musste die Pleite abwenden, 2.400 Mitarbeiter*innen wurden entlassen. Im Februar wurde der in Indien geborene Real-Estate-Manager Sandeep Mathrani CEO und überarbeitete die Strategie: statt nur Wachstum geht es auch um Profitabilität. „Von Wachstum um jeden Preis haben wir uns absolut distanziert“, sagt Kolev, der zuvor bei Deloitte Digital und der Beratung A.T. Kearney gearbeitet hat.  

Der Lockdown hat Wework weiter unter Stress gesetzt. Im Mai bewertete Softbank die Firma mit nur noch 2,9 Mrd. Dollar – auch wegen der Pandemie. Im Frühjahr wurden noch einmal hunderte Mitarbeiter*innen entlassen, andere mussten sich neu bewerben. Die Zahlen im ersten Quartal stimmten optimistischer: Erstmals wurde mehr als 1 Mrd. Dollar Umsatz erreicht, die „Burnrate“ verbessere sich um 60 Prozent.  

Auf mittlere Sicht will Wework nun vom Umbruch in der Arbeitswelt profitieren. Studien aus New York etwa haben ergeben, dass der Weg zu Coworking-Flächen viel kürzer ist als zu den Büros der Unternehmen. Wework will also die Alternative zwischen Büro und Homeoffice sein. 

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