Leadership & Karriere Civey-Gründerin Janina Mütze über starke Meinungen und ihre Vorbilder

Civey-Gründerin Janina Mütze über starke Meinungen und ihre Vorbilder

Janina Mütze hat mit 24 Jahren Civey gegründet – das führende Unternehmen für digitale Markt- und Meinungsdaten. Im Interview hat sie über das Gründen als Frau und die damit einhergehende Vorbildfunktion gesprochen. Am Ende verrät Mütze Tipps, für all diejenigen, die auch gründen möchten.

Du hast ein Unternehmen gegründet, dessen Fokus auf Meinungen liegt. Hast du selbst eine starke Meinung?

Die Frage hab ich noch nie gehört. Zu vielen Themen hab ich privat eine starke Meinung, das gehört wahrscheinlich auch zum Unternehmer*innen-Dasein dazu. Bei unserem Unternehmen werden ja die Meinungen aller Menschen repräsentativ gemessen, da ist es hingegen ganz wichtig, dass unsere Meinung nicht mit einfließt.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Civey zu gründen? 

Meine Mitgründer und ich kennen uns noch aus der Politik und sind alles andere als typische Seriengründer*innen. Was wir geteilt haben, ist diese Erfahrung, dass man auf einem Marktplatz in der Kleinstadt steht, mit Menschen redet und das Gefühl hat, dass die zwar ihre Meinung abgeben, das aber nicht repräsentativ ist. Und dann haben wir uns gefragt, warum es der klassischen Meinungsforschung schwer fällt, hier andere Lösungen anzubieten.

So hat mich dann wirklich Jahre später mein heutiger Mitgeschäftsführer davon überzeugt, wirklich mal über diesen Gedanken nachzudenken und so eine Plattform zu bauen, bei der Entscheidungsträger*innen Zugang zu besseren Daten haben, beziehungsweise die andere Seite jeweils auch besser gehört wird. Schlussendlich hat das dann 2015 zur Gründung geführt. 

Wie war es, als Frau zu gründen, hast du anderes Feedback als deine Mitgründer erhalten? 

Ja. Gerade als sich der Erfolg noch nicht so eingestellt hat und ich auch noch ein bisschen jünger war, ist mir das deutlich aufgefallen, dass meine männlichen Kollegen von Investor*innen, Geschäftspartner*innen und Kund*innen anders wahrgenommen wurden. 

Du hast den Global Digital Women Awards verliehen bekommen. Was wird sich deiner Meinung durch solche Auszeichnungen in Zukunft verändern?

Ich war wirklich positiv überrascht über die Resonanz, die dieser Award auch hatte – ich habe wirklich sehr viel Feedback bekommen, auch von Menschen, die ich nicht kenne. Es freut mich, dass der Award es also schafft, Sichtbarkeit für Frauen, die gründen, zu schaffen.

Wo hoffst du auf eine Veränderung? 

Ich würde mir wünschen, dass die Gründer*innen, über die gesprochen wird, noch diverser porträtiert werden, denn es gibt nicht den einen Gründer oder die eine Gründerin mit einem typischen Weg, erfolgreich zu sein. Es ist sinnvoll, unterschiedliche Vorbilder zu liefern. 

Wer sind oder waren deine Vorbilder?

Das sind zum Teil ganz unterschiedliche Frauen. Vorbilder können ganz verschieden sein, die können ganz weit weg sein, aber auch in der Nachbarklasse sitzen. In der Gründerszene sind ja bislang nur 15 Prozent der Gründer*innen weiblich, da kennt man sich und liest regelmäßig voneinander. Frauen wie Lea-Sophie Kramer, Verena Pausder oder Fränzi Kühne finde ich inspirierend. Gerade, weil ich vor kurzem selbst Mutter geworden bin und es beeindruckend finde, wie sie alles unter einen Hut kriegen. 

Was würdest du allen raten, die gründen möchten? 

Ich glaube, das Wichtigste ist natürlich, loszulegen und sich zu trauen, andere anzusprechen oder um Hilfe zu bitten. Die Startup-Szene zeichnet sich dadurch aus, dass sie sehr offen und sehr hilfsbereit ist. Man muss ja nicht jeden Fehler wiederholen, den andere schon vor einem gemacht haben. Das muss man unbedingt nutzen, denn je erfolgreicher man wird, desto mehr muss auch das Netzwerk mitwachsen. 

Was möchtest du in Bezug auf Frauen und Gründung unbedingt noch sagen? 

Was mich umtreibt ist das Wissen, dass wir einfach in einem krassen Umbruch innerhalb der Gesellschaft sind. Digitale Geschäftsmodelle und Technologien, die jetzt entwickelt werden, gestalten die Art und Weise, wie wir zusammenleben, fundamental neu. Das ist eine große Chance, aber bringt auch Verantwortung mit sich, dass wir das nicht nur einen Typ Menschen gestalten lassen. Deswegen sind auch Awards wie der Digital Female Leaders Award sinnvoll, um Sichtbarkeit zu schaffen und zu ermöglichen, dass sich mehr Frauen trauen, zu gründen und zu gestalten. 

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