Leadership & Karriere Kolumne: Nichts geht über ein gutes Stück… Laborfleisch?!

Kolumne: Nichts geht über ein gutes Stück… Laborfleisch?!

Einmal im Monat versorgt euch unsere Kolumnistin Céline Flores Willers mit hilfreichen Tools und wichtigen Learnings aus dem Innovations-, Entrepreneurship- und Tech-Bereich.

Massentierhaltung unter nicht vertretbaren Zuständen, Unmengen an Schlachtabfällen und Verbraucher*innen, die gedankenlos konsumieren. Je billiger desto besser, richtig? Tierschützer*innen und Klimaaktivist*innen kritisieren den Fleischkonsum wie noch nie zuvor und Verbraucher*innen werden immer häufiger zur Rede gestellt.

Während sich viele noch fragen, ob Veganismus bloß ein Trend mit einem absehbaren Ende oder doch eine bleibende Attitüde ist, arbeiten Unternehmen auf internationaler Ebene bereits an einer größeren und zukunftsträchtigen Lösung: Fleisch aus dem Reagenzglas. Jene Lösung soll das Ende der Ära „Massentierhaltung und Tierleiden“ bedeuten. Wie das gehen soll? Ich kläre euch auf.

Wie funktioniert das Ganze und was sind die Vorteile?

Produziert wird Laborfleisch, indem einem Tier bestimmte Stammzellen entnommen werden und diese dann in unterschiedliche Richtungen zu einem Stück Fleisch heranwachsen – und das innerhalb weniger Wochen. Der ausschlaggebende Vorteil von Laborfleisch ist ohne Frage, dass Massentierhaltung nicht mehr notwendig ist und das Tierleiden stark reduziert wird – wenn auch zu jetzigem Zeitpunkt noch nicht komplett vermieden werden kann.

Ein weiterer wichtiger Vorteil ist, dass im Labor exakt die Teile eines Tieres gezüchtet werden können, die auch tatsächlich verbraucht werden. Somit fallen keine Schlachtabfälle an. Nicht zu unterschätzen ist auch der Umweltaspekt: Aktuell braucht die konventionelle Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch 10.000 bis 15.000 Liter Wasser, wobei der Tierhaltung nach Meinung von Expert*innen 15 Prozent der Treibhausgase zuzuschreiben ist – Laborfleisch soll all das optimieren.

Zu guter Letzt werden die Inhaltsstoffe von Laborfleisch wesentlich transparenter als bei konventionellem Fleisch sein. Insofern wird das Thema Antibiotika, wie es aktuell besonders in Geflügel vorkommt, vom Tisch fallen und auch das Risiko von Kontaminationen eingegrenzt werden. 

Foto: Louis Reed | Unsplash

Welche Startups tüfteln am Laborfleisch?

Die innovativen Führer im Bereich Laborfleisch kommen aus den Niederlanden. Noch vor der offiziellen Gründung von „Mosa Meat“ konnten die zwei klugen Köpfe Mark Post und Peter Verstrate im Jahr 2013 den weltweit ersten Labor-Burger entwickeln, der zu jenem Zeitpunkt sage und schreibe 325.000 Dollar Produktionskosten verursacht hatte. Finanziert wurde dieser Durchbruch von keinem Geringeren als dem Google Co-Founder Sergey Brin.

Drei Monate und drei Labortechniker brauchte es, um die 20.000 individuellen Muskelfasern heranwachsen zu lassen, die letztendlich den Burger ausmachten. Dass Laborfleisch die Zukunft ist, denkt wohl auch die Bell Food Group, die sich im Jahr 2018 mit zwei Millionen Euro an Mosa Meat beteiligt hat. 

Mark Post, der CSO von Mosa Meat (Foto: Mosa Meat)

Memphis Meats ist der kalifornische Mitstreiter und plant die Ernährung von 10 Milliarden Menschen bis zum Jahr 2050 – wenn das kein Wort ist? Erst Anfang dieses Jahrs sammelte das Unternehmen in einer Finanzierungsrunde sage und schreibe 161 Millionen Dollar ein und hat damit aus Investitionssicht die Nase vorne.

Kein Wunder, zu den Investor*innen des Unternehmens zählt schließlich Bill Gates höchstpersönlich. Zu guter Letzt beteiligt sich noch das israelische Startup Supermeat am Markt für In-vitro-Fleisch.

Die Gründer*innen des Unternehmens setzen den Fokus auf Hühnerfleischprodukte und gehen dabei wie folgt vor: Sie entnehmen Stammzellen von lebendigen Hühnern, ohne dabei den Tieren Schmerzen zuzufügen. Anschließend wachsen diese Zellen zu essbaren Fleischstücken heran und sollen dann für den Konsum angepasst und abgepackt werden.

SuperMeat’s Chicken Burger (Foto: SuperMeat)

Laborfleisch: Ab wann und wo erhältlich?

Alle drei Revolutionäre haben eines gemeinsam: Sie planen, das Laborfleisch 2021 auf den Markt zu bringen. Supermärkte, wie wir sie heute schon um die Ecke haben, sollen dann ihre Regale mit dem künstlichen Fleisch füllen können.

Rewe selbst berichtet bereits auf der eigenen Website von In-vitro-Fleisch und seinen Vorteilen, was annehmen lässt, dass sie einer der ersten Einzelhandelsanbieter sein werden. Auch wenn die Produktionskosten für Laborfleisch bereits sehr stark reduziert werden konnten, würde der Preis eines solchen Burgers für Endverbraucher*innen circa bei 10 Euro liegen und das auch nur unter der Voraussetzung, dass eine industrielle Produktion gewährleistet ist.

Insofern ist es denkbar, dass Supermarktketten wie Rewe und Edeka mit zeitlichem Vorsprung gegenüber Discountern wie Penny oder Aldi auf dem Absatzmarkt tätig sein werden. 

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