Innovation & Future Flugzeug-Experte: »Die Reduktion auf null Emissionen ist möglich«

Flugzeug-Experte: »Die Reduktion auf null Emissionen ist möglich«

Fliegen ist klimaschädlich. Mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen wären eine Alternative zu den heutigen Kerosintriebwerken. Branchenkenner Dragan Kozulovic erklärt im Interview, warum es damit noch etwas dauert.

Herr Kozulovic, sind Sie bereits in einem mit Wasserstoff betriebenen Fluggerät geflogen?

Nein. Es gibt ja außer ein paar Prototypen noch keine.

Maschinenbauer Dragan Kozulovic ist seit 2013 Professor für Flugzeugtriebwerke an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg.


Aber es stellt eine Hoffnung fürs Fliegen ohne klimaschädliche Emissionen dar. Kann das in absehbarer Zeit passieren?

Zumindest mit weniger klimarelevanten Emissionen – das ist absehbar. Man muss aber in der Luftfahrt in Jahrzehnten denken. In zehn, 20 Jahren fangen wir vielleicht an. Dann müssen die Flotten noch erneuert werden. Wir müssen das alles mit dem Horizont von vielleicht 30, 40, 50 Jahren denken. Perspektivisch ist tatsächlich eine Reduktion bis auf null Emissionen möglich.

Mit Wasserstoff?

Ja, das ist die einzige Technologie, die infrage kommt. Wenn man vom Kerosin, also von fossilen Treibstoffen weggehen möchte, dann kann man schlecht Batterien nehmen, weil diese bei Weitem nicht die Leistungsdichte haben. Zwischen Batterie und Kerosin liegt Faktor 40. Nicht 40 Prozent, sondern das 40-fache. Im Vergleich zum Wasserstoff steigt der Faktor auf 130.

Dieser Artikel stammt aus unserem aktuellen Dossier Green Biz – wie die Wirtschaft auf nachhaltige Lösungen und Wege in die Zukunft setzt

Der kalifornischen Firma Zero Avia ist bereits ein Erstflug gelungen. Ein Sechssitzer mit Brennstoffzellenantrieb.

Ja, das ist auch ein Kleinflugzeug. Da muss man diese zwei Größenklassen unterscheiden. In dieser kleineren Liga ist der Markteintritt wesentlich einfacher.

Bei den Kleinen geht es auch mit Batterie: Lilium aus München ist ebenfalls schon abgehoben.

Wenn wir mit nur wenigen Personen ein paar Hundert Kilometer fliegen möchten, relativ langsam, ja, dann ist die Elektrofliegerei tatsächlich möglich. Es gibt dazu sogar ein erstes kommerzielles Produkt auf dem Markt, von der Firma Pipistrel. Damit sind die vor ein paar Monaten von der Schweiz bis nach Norderney geflogen. Das hat allerdings drei Tage gedauert.

Das bringt der kommerziellen Luftfahrt wohl nicht viel.

Stimmt. Es gibt da drei Faktoren: Kapazität, Reichweite und Geschwindigkeit. Das ist vielleicht der wichtigste. Schnelles Fliegen hat seinen Preis. Wenn Sie mit 800 km/h fliegen wollen, müssen Sie enorme Energiemengen mitnehmen. Das gilt dann auch, wenn Sie nur zu zweit fliegen. Theoretisch könnte man Wasserstoff einfach verbrennen.

In den 80er Jahren rüstete Tupolew ein Flugzeug auf Wasserstoffverbrennung um. Foto: Alan Wilson CC BY-SA 2.0

Aber das ist auch klimaschädlich, selbst wenn kein CO2 entsteht.

Wenn wir etwas verbrennen, entstehen bei hoher Temperatur Stickoxide. Und die sind natürlich auch klimarelevant. Wenn Sie jetzt Wasserstoff verbrennen statt Kerosin, in ähnlichen Gasturbinen, wäre das relativ leicht zu machen. Das ist ja auch schon für Automotoren demonstriert worden. Aber das ist nicht zu Ende gedacht, klimatechnisch. Deshalb endet man bei einer Brennstoffzelle, die bei etwa 80, 90 Grad Celsius operiert. Und da entstehen keine Stickoxide mehr. Das heißt, Sie eliminieren CO2, Sie eliminieren Stickoxid. Das ist schon mal ganz gut. Es bleibt aber noch der dritte Schadstoff: Und das ist Wasserdampf.

Weiter auf Seite 2: Wasserdampf ist nicht harmlos.

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