Green & Sustainability Reisen mit sozialem, nachhaltigem Aspekt? Socialbnb macht es möglich

Reisen mit sozialem, nachhaltigem Aspekt? Socialbnb macht es möglich

Es gibt Startups, die sich mittlerweile etabliert haben. Daran darf und sollte man sich unbedingt orientieren – wichtig ist aber, hier noch eine eigene Komponente hinzuzufügen, die die Idee im Zweifel um ein Vielfaches besser macht. Wie wäre es also mit Airbnb inklusive sozialem, nachhaltigem Aspekt?

Socialbnb wurde von Nils Lohmann (CEO) und Alexander Haufschild (CMO) gegründet und neu gelauncht. Wir haben bei Alexander Haufschild nachgefragt, wie sie auf die Idee gekommen sind und welche Pläne sie für die nächste Zeit haben. Außerdem gibt er Tipps für alle Gründer:innen und diejenigen, die in Zukunft gründen möchten.

Starten wir mit dem klassischen Elevatorpitch: Was ist Socialbnb?

Alexander Haufschild: Socialbnb ist eine Online-Plattform, die Reisende mit sozialen und ökologischen Projekten auf der ganzen Welt verbindet. Wir bieten deren ungenutzte Räumlichkeiten als Übernachtungsmöglichkeit für Reisende an, die nachhaltiger und authentischer reisen möchten. Durch die Übernachtung vor Ort erhalten die Projekte eine nachhaltige Einkommensquelle abseits von Spenden und können so ihre wertvolle Arbeit finanzieren. Die Reisenden haben währenddessen die Möglichkeit, eine authentische und lokale Reiseerfahrung zu machen, in das Leben vor Ort einzutauchen und mehr über das jeweilige Projekt zu lernen. So schaffen wir eine neue Form des nachhaltigen Tourismus, von der alle profitieren.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen und wann wurde daraus der Plan, zu gründen? 

Vor einigen Jahren trafen wir in Kambodscha den Tuk-Tuk Fahrer Seng Chanty. Seng wollte eine Schule in seinem Dorf bauen, um Kindern kostenfreien Englischunterricht zu ermöglichen. Seinem sozialen Projekt fehlten jedoch die nötigen Spenden. Gemeinsam entwickelten wir die Idee, die leerstehenden Räume seines Hauses an Reisende zu vermieten und sie am Alltag des Dorfes teilhaben zu lassen. Innerhalb von drei Monaten haben Seng so viele Reisende besucht, dass er von den Einnahmen die Schule errichten und einen Englischlehrer einstellen konnte. Die Idee, die enorme Kraft des Tourismus für die Finanzierung von nachhaltigen Projekten zu nutzen, ließ uns nicht mehr los. In einem Studierenden-Team verfolgten wir die Idee über die Jahre nebenbei weiter. Nach überwältigendem Feedback von verschiedenen Projekten und Reisenden entschieden wir uns, Socialbnb als eigenständiges Social Impact-Startup zu gründen.

Was war euch von Anfang an besonders wichtig?

Socialbnb ist aus dem Bedarf heraus entstanden, dass soziale und ökologische Projekte oft massive Finanzierungsschwierigkeiten haben. Uns ist es dabei sehr wichtig, Socialbnb auch nach den Bedürfnissen der Projekte zu gestalten und sie mit diesem neuen Konzept bestmöglich zu unterstützen. Daher stehen wir im engen, persönlichen Kontakt mit unseren Partnerprojekten, um so unseren Social Impact immer weiter auszubauen und auch im Zuge eines gesunden Wachstums diesen Fokus zu bewahren. 

Was war die größte Herausforderung, die euch in den letzten Monaten begegnet ist? Und wie habt ihr sie gemeistert? 

Eine große Herausforderung ist sicherlich die große Unsicherheit bezüglich der sich sehr schnell veränderten Corona-Situation in den jeweiligen Ländern. Da wir in über 45 Ländern aktiv sind, ist es herausfordernd den Überblick über die Regularien zu behalten und die Sicherheit vor Ort für alle zu gewährleisten. Wir haben aber einen Prozess implementiert, bei dem wir uns wöchentlich die Situationen in denen bei uns angebotenen Ländern anschauen und in Absprache mit den Projekten vor Ort entscheiden, ob gewisse Regionen nicht gebucht werden können. 

Wie habt ihr die Unterkünfte und Projekte gefunden und nach welchen Kriterien wurden sie ausgewählt? 

Wir finden unsere Partnerprojekte auf verschiedene Wege. Unser Team ist aufgeteilt auf die verschiedenen Weltregionen und sucht online nach Projekten, die wir mit unserem Konzept unterstützen könnten. Mittlerweile können wir aber auch auf ein großes Netzwerk von Verbänden, großen NGOs oder Instituten in den jeweiligen Regionen zurückgreifen, die Kontakte weitervermitteln. 

Dann werden diese Projekte kontaktiert und in einem persönlichen Gespräch validiert, ob die Möglichkeit besteht, ein Socialbnb einzurichten. Das wird anhand von verschiedenen Kriterien überprüft. So wird zum Beispiel überprüft, ob Schutzmaßnahmen für die Reisenden aber auch für die lokale Bevölkerung vor Ort getroffen werden, genügend Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, aber auch ob das Projekt eng mit den lokalen Leuten zusammenarbeitet, nachhaltig wirtschaftet und zu mehr Selbstbestimmung führt. So wird sichergestellt, dass das Geld der Reisenden wirklich der Region zu Gute kommt und sie davon profitiert. 

Eure Plattform ist gerade live gegangen. Welche Pläne habt ihr für die kommende Zeit?

Der Launch unserer neuen Plattform war ein riesiger Meilenstein für uns. Damit wollen wir offiziell in den Markt eintreten und nun Socialbnb als nachhaltiges Social-Business etablieren. In Zukunft wollen wir das Angebot noch weiter ausbauen und vor allem weitere einzigartige Unterkünfte auch in Europa schaffen. Dann sind wir auch daran interessiert, neben der Vermittlung über unsere Plattform, Kooperationen mit anderen Reiseunternehmen einzugehen, um so noch mehr Unterstützung für die Partnerprojekte bieten zu können. Dadurch wollen wir unserem Ziel den Tourismus als solches Stück für Stück so umzugestalten, dass vor allem die lokale Bevölkerung profitiert, näher kommen. 

Welchen Tipp habt ihr an alle (zukünftigen) Gründer:innen? 

Bleibt fokussiert und verliert euer Ziel nicht aus den Augen. Gerade zu Beginn sprudelt es oft nur so vor Ideen und Dingen die umgesetzt werden können – dabei ist es trotzdem wichtig, schnell ins Machen zu kommen und viele Dinge auszuprobieren. In kleinen Schritten kommt ihr so mit viel Ausdauer ganz sicher irgendwann ans Ziel. Uns haben dabei zahlreiche Accelerator-Programme geholfen. Ich kann allen nur empfehlen, sich in der Umgebung über solche Angebote zu informieren und mit eurer Idee zu bewerben. 

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