Green & Sustainability 5 Fakten zur Next-Level-Solarzelle von Heliatek aus Dresden

5 Fakten zur Next-Level-Solarzelle von Heliatek aus Dresden

1. Grüner als grün

Die grünste Solarzelle überhaupt produzieren – das klingt fast so, als wolle jemand das viereckigste Quadrat konstruieren oder das kapitalistischste Startup gründen. Aber Stephan Kube weiß schon, wovon er da spricht: Solarzellen sind zwar alle grün, in dem Sinne, dass sie emissionsfreien Strom aus Sonnenlicht herstellen, aber trotzdem ist da noch Luft nach oben. Dort will Kubes Arbeitgeber, die Dresdener Firma Heliatek, hin. Grüner als grün sein, indem „wir ganz wenig Material verwenden, einen effizienten Herstellungsprozess haben, keine giftigen, schädlichen Materialien verwenden“, sagt der Heliatek-Sprecher am Telefon.

2. Das dauert

Die späte Einführung ist Resultat der stetigen Optimierung. Das Prinzip der Produkte von Heliatek ist nicht neu. Es haperte bei der kommerziellen Umsetzung aber immer an einer entscheidenden Stelle: der Effizienz. Aus den Folien bekommt man schlicht weniger Strom als aus konventionellen Zellen. „Wir zielen auf acht Prozent für die ersten Produkte“, sagt Kube. Die Hälfte dessen, was marktverfügbare Siliziumzellen leisten.

Durch die Pionierarbeit musste die Firma den Start der Serienproduktion immer wieder verschieben. Die Coronakrise hat sie noch mal zurückgeworfen. Dieses Jahr soll es aber so weit sein. Die Maschinen für die Fertigung sind alle da, sagt Stephan Kube, sie müssen aber noch richtig aufeinander abgestimmt werden, damit in Dresden eine Folie nach der anderen vom Band rollen kann.

3. Organisch ist nicht gleich bio

Was der Heliatek-Sprecher die grünste Solarzelle nennt, ist die sogenannte organische Fotovoltaik. Organisch heißt hier zwar nicht, dass die Module aus Biogemüse hergestellt werden, wie Englisch Sprechende meinen könnten. Es ist aber trotzdem etwas ganz anderes als die konventionellen Solarzellen, wie sie Tausende Dächer bedecken. Bei diesen ermöglicht eine Schicht aus Silizium die Stromgewinnung aus Licht. Silizium wiederum wird aus Quarzgestein hergestellt, das Minenarbeiter:innen unter teilweise üblen Bedingungen aus der Erde fördern. Dann muss das Material noch in einem aufwendigen industriellen Prozess verarbeitet werden.

Oft enthalten die Siliziumzellen außerdem Blei und Cadmium, giftige Schwermetalle. Darauf verzichten die Dresdner:innen. Der Strom kommt bei ihren Zellen nicht aus Silizium, sondern aus Kohlenstoffverbindungen. Das ist das organische Material, von dem sie ihren Namen haben. Die Zellen sollen viel flexibler einsetzbar sein als die bisher üblichen. Es sind biegsame, dünne Folien, weniger als zwei Millimeter dick, die sich auf alle möglichen Flächen aufkleben lassen. Auch auf alte Dächer, die sonst keine Solaranlage tragen könnten, auf Fassaden, auf gekrümmte Flächen. Die Einsatzmöglichkeiten der Solartechnologie werden so deutlich erweitert.

4. Strom aus der Fensterscheibe

Die organische Solartechnik auch in Glasfenster zu integrieren ist allerdings Sache der Zukunft. Das bald verfügbare Produkt von Heliatek ist nicht transparent. Wer es auf ein Fenster klebt, bekommt kein Licht mehr ins Haus. „Technologisch möglich“ ist die transparente Solarfolie aber doch, wie Kube sagt. „Ein schier unendliches Potenzial“ sieht er, wenn man eines Tages alle Glasflächen und Fenster mit Solarfolien ausrüsten könne. Aktuell bedeutet Transparenz noch einen zu großen Abstrich bei der Ausbeute. Denn wenn das Licht durch die Solarfolie hindurchfällt, könne es laut Kube schließlich nicht zu Strom werden.

5. Die Konkurrenz schläft nicht

Das französische Unternehmen Armor bietet bereits eine organische Solarfolie an: Das Produkt namens Asca wird sogar in Strandtaschen eingenäht, die dann Strom für das Smartphone erzeugen. 2019 übernahmen die Franzosen den Wettbewerber Opvius aus dem bayerischen Kitzingen.

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