Innovation & Future Diese zwei Berliner Gründer wollen zum Reddit für Audio werden

Diese zwei Berliner Gründer wollen zum Reddit für Audio werden

Ein stimmgewaltiges Riesen-Projekt: Alan Sternberg und Robert Kilian wollen mit ihrer Social-Media-Plattform Beams das Reddit für Voice werden. Doch wie funktioniert das Ganze?

Sneaker-Trends aus New York. Die gesellschaftliche Spaltung in der Türkei. Krypto, No-Gos beim ersten Date, die gestern angefangene Netflix-Serie – der Alltag eines Menschen im Jahr 2021 ist komplex und vielfältig. Über alles will man mehr erfahren und verschiedene Meinungen hören. Der eigene Social-Circle droht schnell zur Echokammer zu werden. Zum Glück gibt es im Internet für jedes Thema unzählige Subforen.

Bisher jedoch vor allem über das Medium Text. Anonyme User:innen mit langen Zahlenfolgen im Namen setzen Posts ab – nicht selten sorgt das für ein raues, unpersönliches Klima. Wie wäre es aber, wenn man nicht Texte von den Personen liest, sondern sie sprechen hört – direkt und mit den eigenen Stimmen der Redenden?

Beams CTO Alan Sternberg

Genau hier setzt die neue Social-Audio-App Beams aus Berlin an. „Unsere User:innen bezeichnen unsere App oft als Reddit für Voice“, sagt Alan Sternberg. „Das kann man gerne als unsere Produktvision verstehen.“ Sternberg ist einer der Gründer von Beams. Zusammen mit seinem Co-Founder Robert Kilian hat er im April dieses Jahres die App gelauncht.

Ein Audio-Mosaik aus Geschichten und Gedanken

Beams ist eine Social-Media-Plattform, auf der jede:r zu jedem erdenklichen Thema Channels erstellen und innerhalb dieser dann miteinander sprechen kann. Ein Voice-Beitrag – auch Micro-Podcast oder Beam genannt – ist bis zu 90 Sekunden lang. Und anders als bei Clubhouse sprechen nicht nur ausgewählte Hosts, sondern die ganze Community. Es entsteht ein Audio-Mosaik aus verschiedensten Geschichten, Gedanken und Themen.

Die Idee hierzu kam Sternberg und Kilian, als sie in Kollaboration mit dem französischen Künstler JR Soundinstallationen in New York und San Francisco auf die Beine stellten. Tausende Stimmen erzählten in Voice-Messages ihre Geschichte, darunter auch 48 Insassen aus dem Hochsicherheitsgefängnis im kalifornischen Tehachapi.

Kilian und Sternberg wurde bewusst, wie mächtig das Audioformat sein kann, weil es eine ganz andere Intimität als Fotos und Videos erzeugt. „Wir haben gemerkt, wie intim es ist, wenn dir jemand persönliche Geschichten ins Ohr erzählt“, berichtet Kilian begeistert.

Beams CO-CEO Robert Kilian

Die beiden sahen, dass es keine Plattform gibt, die dieses Phänomen abbildet. Kilian über den Moment der Klarheit: „Wir sagten: Lass uns doch ein Unternehmen gründen, das genau darauf aufbaut.“

Kleiner Exkurs: Der Name für ihre App reicht weit zurück, bis in die Projektionskunst des 17. Jahrhunderts. Damals gewann die Magic Lantern immer mehr an Popularität: ein Projektionsgerät, das Reisende nutzten, um ihre Erlebnisse zu erzählen. Man betrat einen dunklen Raum und horchte den Erzählungen der vorführenden Person. Dabei starrte man durch die Magic Lantern auf kleine Bilder, die durch Lichtstrahlen – „beams of light“ – vors Auge projiziert wurden.

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