Innovation & Future Warum Investoren-Legende Jackson Bond bei Relayr aussteigt und in die tiefere Provinz wechselt 

Warum Investoren-Legende Jackson Bond bei Relayr aussteigt und in die tiefere Provinz wechselt 

Er war schon lange auf der Suche nach dem nächsten großen Ding, sagt Jackson Bond. Jetzt hat er es gefunden. Und zwar bei zwei Jungs, die sich Lichtwarte nennen. Was machen die so besonders?

Gestatten? „Bond. Jackson Bond.“ So einer macht es nicht unter ein paar Millionen. So einer macht es nicht nur einmal, und so einer sorgt dafür, dass die Scheinwerfer anspringen, wenn er aufspringt: Jackson Bond hat mal das Startup Relayr mitgegründet. Das war 2013, als rauschbärtige Hippster Apps programmierten, um den Onlinehandel anzukurbeln. Relayr dagegen beschäftigte sich mit industriellen Großmaschinen, Motoren und Aufzügen, sammelte Daten über sie, um deren Ausfälle und Risiken vorherzsagen und ihren Wartungsrhythmus effizienter zu bestimmen. „Internet of things“ war der passende Begriff, und kaum einer kannte ihn, bis es das große Ding wurde und Jackson seine Bude und sich selbst für 300 Millionen Dollar an den Versicherer Munich Re verkaufte. Das war 2018.

Jetzt überlässt der Gründer und Multi-Investor sein großgewordenes Baby ganz dem Rückversicherungskonzern. Er steigt aus. Er hat sich neu verliebt. Und er kann’s nicht lassen: Es geht wieder um das Internet der Dinge. Es war nicht Liebe auf den ersten Blick, denn dazu ist Jackson zu erfahren. Aber er hat als Founders Foundation-Mentor auf die entscheidenden Fragen die richtigen Antworten bekommen, und jetzt ist er dabei. Bei Lichtwart. „Ich suchte schon länger nach dem nächsten großen Ding“, sagt Jackson. Im tiefen Ostwestfalen hat er es gefunden. Wer hätte das gedacht.

Dort sitzen Johannes Mailänder und Gregor Giataganas. Es sind die anderen beiden bereits existierenden Lichtwarte auf dieser Welt. Johannes ist vom Fach. Der Uropa hat Glühbirnen repariert, Opa und Papa haben Neonreklame entworfen, und Johannes bringt das Licht jetzt in die Cloud. Was er und Partner Gregor machen, ist so einfach wie wirkungsvoll: Sie haben einen smarten zigarettenschachtelgroßen Kasten entworfen, der das Licht von Außenreklametafeln steuert. Er passt es dem Umgebungslicht an, schaltet es ab, wenn es niemanden interessiert und schickt – ganz wichtig für den Markenbeauftragten im Unternehmen – Fehlermeldungen auf die App, wenn irgendwo auch nur teilweise das Licht ausgeht. Aus „Shell“ wird dann nicht mehr „hell“, aus der Gemeinschaft der „ERGO“-Versicherten wird dann keine „EGO“-Gemeinschaft. Die Sache spart darüber hinaus Strom, lässt Dunkelheit walten, wo sie hingehört, und schont eben die Nerven der Lordmarkenbewahrer.

Was aus Bonds Flirt Liebe machte, sind diese zusätzlichen Argumente: Lichtwart nutzt bestehende Clouds, verbindet Hard- und Software, wobei letztere als Service angeboten wird, was zu einem munteren Einnahmestrom führen kann. Kunden sind alle die, die auf Außenwerbung setzen und Beleuchtung brauchen: Tankstellen zum Beispiel, Supermarkt-Filialen auch. Auf Toilettenhäuschen an den Autobahn-Raststätten macht niemand mehr daneben, weil sie bereits ans Lichtwart-Netz angeschlossen sind.

„Ich habe gefragt, wo kann ich unterschreiben“, berichtet Jackson Bond. Wahrscheinlich war es wie immer unten rechts. Der Star-Investor führt damit einen Lampenladen. Die Zahl der Lichtwart-Mitarbeiter ist um ein Drittel gestiegen und die Welt könnte eine bessere werden, weil die drei für die Tankstelle sie künftig in ein gnädigeres und umweltschonendes Licht tauchen.

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