Productivity & New Work Unsere Kolumnistin Hanne Horvath findet: Wer nicht trinkt, hat ein Problem

Unsere Kolumnistin Hanne Horvath findet: Wer nicht trinkt, hat ein Problem

Wieviel Alkohol ist ok?

Neben dem Hinterfragen von Stereotypen eignet sich der „Dry January“ auch gut, um uns unseren eigenen Alkoholkonsum bewusster zu machen. Oft schenken wir uns aus Gewohnheit ein Glas ein und wissen dann gar nicht mehr genau, wann und wie viel wir im Laufe der Woche eigentlich getrunken haben. Das eigene Trinkverhalten zu beobachten, kann uns dabei helfen, eine bessere Übersicht über die Häufigkeit und Menge zu gewinnen und zu überprüfen, ob unsere Gewohnheiten noch einem risikoarmen Konsum entsprechen. Vergleiche dein Trinkverhalten mit dem vom RKI als risikoarm definiertem Konsum.

Warum trinkst du?

Wenn du eh schon dabei bist, deinen Alkoholkonsum zu beobachten, solltest du unbedingt überprüfen, warum du eigentlich Alkohol trinkst. Diese Frage finde ich als Psychologin die eigentlich interessante. Ist es, weil du gestresst, traurig oder wütend bist? Weil du mit Freund:innen gut drauf sein möchtest oder in neuen Gruppen nervös bist? Weil es zu deiner Außenwirkung passt, dich gut mit Wein auszukennen?

Bei einem risikoarmen Umgang mit Alkohol geht es aus meiner Sicht vor allem darum zu verstehen, warum man eigentlich trinkt. Nur so bleibt man im Stande, entsprechend gegenzusteuern. Das ist viel wichtiger, als sich auf bestimmte empfohlene Mengenangaben pro Tag zu konzentrieren, aber dafür gar nicht zu wissen, warum man das Bedürfnis nach Alkohol hat. Ich habe gemerkt, dass ich manchmal trinke, weil ich unsicher oder nervös bin. Mich darum zu kümmern, was mir Unsicherheit und Nervosität nimmt, hilft mir also zu einem gesunden und selbstbestimmten Konsum.

„Mich darum zu kümmern, was mir Unsicherheit und Nervosität nimmt, hilft mir zu einem gesunden und selbstbestimmten Konsum.“

Hanne Horvath

Bewusst Grenzen setzen und „Nein“ sagen

Wenn du bestimmte Grenzwerte für risikoarmen Alkoholkonsum einhalten möchtest, dann kann es hilfreich sein, a) dir einen Plan zu machen und b) Vorbilder zu haben. Überlege, an welchen Tagen der kommenden Woche du abstinent bleiben willst. Für Tage, an denen keine Abstinenz geplant ist, am besten vorher überlegen, was und wie viel du höchstens trinken möchtest. Setze dir also schon vorher ein Limit. Selbstverständlich „Nein, Danke” zu Alkohol sagen zu können, sollte uns allen möglich werden. Es kann helfen, sich vor der Party oder dem Familientreffen genau zu überlegen, wie man auf Einladungen oder Überredungsversuche reagieren will. 

Ich wünsche mir, dass wir in Zukunft auch außerhalb des „Dry January“ mehr Role Models sehen, die keinen Alkohol konsumieren. Damit meine ich nicht, dass wir uns alle ab sofort komplett in Verzicht üben sollen. Aber Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen und selbstverständlich und lässig und „empowered” (auch ohne eine Geschichte mit heftiger Suchterkrankung zu haben) keinen Alkohol trinken – in meinem Instagram-Feed sind das zum Beispiel die Tänzerin Marlee Grace oder die Musikerin Katie Crutchfield – können dabei helfen, dass mehr Menschen sich des eigenen Konsums bewusster werden und ihn vielleicht hinterfragen.

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