Leadership & Karriere Gudrun Schweppe soll Youtube Music an die Spitze des Musikmarktes bringen

Gudrun Schweppe soll Youtube Music an die Spitze des Musikmarktes bringen

Große Ansage, klare Mission: Als Youtubes Head of Music Deutschland soll Gudrun Schweppe für die Plattform die Spitzenposition im Musikmarkt erobern. Wie geht sie das an?

„Musik ist wie Kaffeetrinken für mich“, sagt Gudrun Schweppe. „Man startet gleich besser in den Tag und bekommt gute Laune.“ Schweppe sitzt auf einem Drehstuhl im Konferenzraum von Google und Youtube, Standort Berlin-Mitte. Hinter ihr eine große Fensterfront, durch die der Berliner Fernsehturm zu sehen ist. Umgeben von tiefroten Blättern an den Bäumen und nur wenigen Wolken.

Schweppe ist blond, sie trägt ein grünes Kleid mit Taillengürtel, in der Hand hält sie ein schwarzes Notizbuch, das sie geschlossen hat. Eine Pose, die Selbstsicherheit ausstrahlt. Klar: Schweppe ist immerhin Musikchefin bei Youtube. Und gute Laune durch Musik kann sie dabei gut gebrauchen.

Ihr Titel auf dem Papier: „Head of Music“ für Youtube in Deutschland. Youtube Music ist der Onlinemusikdienst der zu Alphabet gehörenden Plattform, es gibt ihn seit 2015 im Web und als App. Ein kostenpflichtiges Premiumabo bietet Youtube seit 2018 an. Schweppes Position allerdings gibt es erst seit April 2021 – bis dahin trug sie den etwas sperrigen Titel „Head of Music Publishing Partnerships EMEA Youtube und Google Play“.

Auch ihr Aufgabenbereich ist nun genauer gefasst: Sie soll deutschen Künstler:innen Möglichkeiten auf Youtube verschaffen, mit auf sie zugeschnittenen Formaten und Kampagnen. „Ich arbeite täglich daran, Musik bei Youtube Deutschland noch stärker in den Fokus zu rücken, sodass immer mehr – vor allem deutsche Künstler:innen – über unsere Kanäle Geld verdienen können“, beschreibt Schweppe ihre Mission im Konzern.

Fotos: Ina Niehoff für Business Punk

„Klar wollen wir die Nummer eins sein“

Doch nicht nur das. Für Youtube Music hat sie ein ehrgeiziges Ziel ausgerufen: „Klar wollen wir die Nummer eins sein.“ Gemeint ist: die Nummer eins der deutschen Musiklandschaft. „Wir müssen zusehen, unsere Marktanteile auszubauen“, sagt Schweppe, „mehr Präsenz zu haben und Beziehungen zu weiteren Künstler:innen und Labels aufzubauen.“ Verständnis und Feingefühl brauche es für das Repertoire in Deutschland, und darüber verfüge eben am ehesten jemand, der in Deutschland sitzt, und nicht in Großbritannien.

Noch interessanter allerdings wird die ehrgeizige Vorgabe, wenn man sich vor Augen führt, welche Aufholjagd sie dabei zu führen hat: Geht ihr Plan auf, werden die Musikgiganten Spotify, Apple Music und Amazon Music auf die Plätze zwei, drei und vier verwiesen. Denn die stehen allesamt vor Google, was die weltweiten Marktanteile an Abonnent:innen angeht. Der Marktanteil von Spotify ist, global gesehen, mit 32 Prozent sogar doppelt so groß wie der von Apple Music auf Platz zwei. Die Frage drängt sich auf: Ist das Ziel von Schweppe und Youtube überhaupt realistisch?

Schweppe klingt entschlossen, ihrem Gegenüber blickt sie stetig in die Augen. Dabei ist sie noch längst kein Medienprofi. Interviews stehen normalerweise nicht auf ihrer Agenda. Dennoch strahlt sie eine Professionalität und Sicherheit aus, die meinen lässt, sie habe in dieser Woche schon drei weitere Interviews weggerockt. Wer also ist die Person hinter der Ansage?

Geboren wurde Schweppe im Südafrika der 70er-Jahre. Bis ins Teenageralter musste sie ständig umziehen – wegen der Jobs ihrer Eltern. Mit 14 Jahren kam sie dann nach Deutschland, absolvierte das Abitur in Bonn, mit 18 zog Schweppe fürs Studium nach Berlin. Eine konkrete Fachrichtung hatte sie nicht im Kopf, deshalb entschied sie sich für die naheliegende Option: Jura, genau wie ihr Vater. Die Praktika in den Kanzleien konnten Schweppe jedoch nicht überzeugen, sie hatte andere Interessen. Vor allen Dingen: Musik.

Musik fühlen

Sie wollte Musik nicht bloß hören, sondern ganz nah ran an die Szene, dieses Gefühl. Ihr erstes Konzert besuchte sie mit gerade mal zehn Jahren, ein Gig des Disco-Popduos Milli Vanilli. „Ich erinnere mich lieber an den Support Act Young MC“, sagt Schweppe und lacht. „Der ist deutlich cooler.“ Die Musik sei überhaupt der Anstoß gewesen, nach Berlin zu gehen.

„Eine Musikszene wie die in Berlin gab es so nirgendwo anders“, sagt Schweppe. Ihr größter Wunsch damals: ein Praktikum in der Musikindustrie. Das erste absolvierte sie mit 20 bei der BMG Ariola in Hamburg, als die Plattenfirma noch eine Tochter von Bertelsmann war. „Diese Erfahrung hat mir eine Welt eröffnet, in der Musik dein Job sein kann.“ Auch wenn Schweppe das Jurastudium noch beendete, hat sie bis heute die Musikindustrie nicht wieder verlassen.

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