Innovation & Future Wir haben uns in der Startup-Szene von Kinshasa umgesehen

Wir haben uns in der Startup-Szene von Kinshasa umgesehen

Hart, härter, Kongo: Wer in Kinshasa gründet, braucht als Unternehmer:in unumstößliche Überzeugung und Durchhaltevermögen

Text: Jonas Gerding

Die Fragen, die der Beamer an die Wand wirft, Cédric Onoya hat sie schon tausendmal gehört: Welches Problem wollen die Gründer:innen angehen, wie wollen sie es lösen, wo wollen sie einen Markt dafür finden? Es sind die immer gleichen Fragen, die die Initiator:innen des Startup-Wettbewerbs rund einem Dutzend jungen Unternehmer:innen stellen, die sie in einen klinisch weißen und stark klimatisierten Konferenzraum des Silikin Village geladen haben, eines Startup-Zentrums in Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo (DRC).

Der 31-jährige Onoya kann rauf- und runterbeten, wie er mit seinem Startup Makala Bio die Abholzung des zentralafrikanischen Regenwalds bremsen und gleichzeitig den Müll beseitigen will, der so viele Straßenränder von Kinshasa säumt, dass der Volksmund nicht mehr wie früher von Kin la belle, von der Schönheit Kinshasa spricht – sondern von Kin la poubelle, der Mülltonne. Die große Frage, die Onoya an diesem Tag beantworten muss, lautet: Kann man aus dieser Mülltonne eine Ressource machen? Vielleicht sogar ein Geschäftsmodell?

„Wir bieten eine Alternative zur Holzkohle – aber auf nachhaltiger Basis“, erklärt er. Seine Firma will organische Abfälle wie Holzspäne und Pflanzenblätter aufkaufen und sie zu Briketts verarbeitet, die günstiger und gleichwertig zur Holzkohle sein sollen, mit der immer noch 97 Prozent der Haushalte des Landes kochen und heizen. Vor allem, weil sie keinen Zugang zu Strom haben. 1 000 Tonnen Holzkohle soll allein Kinshasa täglich verfeuern, sagt Onoya: „Unsere Maschinen können aktuell maximal 15 Tonnen produzieren.“ So viel zum Markt, den es zu erobern gilt.

Normalerweise winken bei Wettbewerben wie diesem im Silikin Village ein paar Tausend Dollar Preisgeld. Onoya aber sagt, er sei für die Sichtbarkeit gekommen und für das Netzwerk, das er sich erhofft: „Das kann immer helfen.“ Später wird er erzählen, was ihm noch viel mehr helfen würde: mutige Investor:innen. „Ich habe nicht das Kapital, um Leute mit der nötigen Erfahrung einzustellen. Das führt dazu, dass ich das Wachstum meines Unternehmens bremse“, sagt er. „Aber in Kinshasa Geld zu finden, das ist ein großes Problem. Ein sehr großes Problem.“

Skalierende Probleme

Dabei braucht das Land dringend neue Unternehmen. Nicht nur weil Kinshasa von der globalen Wirtschaft noch immer nicht als relevanter Standort wahrgenommen wird, weil die Menschen im Kongo sich zu oft mit mittelmäßigen bis schlechten Angeboten zufriedengeben müssen, weil vieles nicht funktioniert und weil Arbeitsplätze für sich auch ein großes Problem sind. Verglichen mit dem, was die englischsprachigen Startup-Citys Lagos, Nairobi und Johannesburg an den Start bringen, kommt Kinshasa gerade erst in Schwung. „Die DRC ist noch nicht im Orbit angekommen“, formuliert es Raymond Mendy, der Leiter des Silikin Village.

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