Innovation & Future Wir haben uns in der Startup-Szene von Kinshasa umgesehen

Wir haben uns in der Startup-Szene von Kinshasa umgesehen

Eine Maschine im Wert von 40 000 Dollar, sagt er, könne am Ende schnell das Doppelte kosten. „Das gehört zu den Herausforderungen. So etwas bringt die Rechnung unseres kleinen Unternehmens durcheinander.“ Er fügt dann hastig hinzu, dass Makala Bio natürlich dennoch am Wachsen sei und noch „enorm“ werde. So groß die Probleme auch sind: Das Potenzial und der Bedarf an Lösungen sind noch größer. Und das gilt nicht nur für die Frage von Umweltschutz und Feuer – sondern auch für den immensen Taxiverkehr auf den Straßen von Kinshasa.

Stau bei der Innovation

An einem Dienstagmorgen in der Städtischen Abteilung für Transport und Kommunikationswege von Kinshasa stapeln sich im Büro des Leiters die Papierbögen zu Bergen. Henri Nzuzi Muambi führt in einen düsteren Raum, dessen Wände schon lange keine frische Farbe mehr abbekommen haben. Auf Plastikstühlen warten Taxifahrer:innen darauf, ihre Namen, Kontaktdaten und Fahrzeuginformationen in die offiziellen Registerbücher einzutragen, die so groß wie Spielbretter und so dick wie Telefonbücher sind.

Einen Tisch weiter nimmt das Personal eines Startups namens Hoja derweil die Daten der Taxifahrer:innen auf – mit PC, Smartphone und Foto. Auf dem Parkplatz vor dem Gebäude beaufsichtigt Hoja schließlich das Anbringen des QR-Codes, der mit Fahrer:in und Fahrzeug verknüpft ist. Noch sind beide Registrierungen Pflicht. „Doppelte Sicherheit“, kommentiert es der Leiter der Behörde. Aber klar, er hätte nicht den Vertrag mit Hoja unterzeichnet, wenn er sich davon nicht einen größeren Nutzen für die Stadt versprechen würde: die Sicherheit der Fahrgäst:innen.

Fast 60 000 gelb lackierte Sammeltaxis und Minibusse schlängeln sich täglich hupend durch die verstopften Straßen Kinshasas – der ÖPNV in einer Stadt, die weder Tram noch U-Bahn hat. An die Fahrertüren von 20 000 der Fahrzeuge hat die Stadtverwaltung bereits einen QR-Code und eine ID-Nummer kleben lassen. Für die restlichen soll die von Hoja entwickelte E-Governance-Lösung rasch folgen.

Ursula Ndombele, 30, ist CEO von Hoja. Sie erzählt von ihrer Cousine, deren Schicksal sie auf die Idee für die digitale Rückverfolgung der Fahrzeuge gebracht hat. Sie wurde von einem Taxifahrer entführt, ein gängiges Verbrechen, um Kunden auszurauben oder gegen Lösegeld freikaufen zu lassen. Noch vor wenigen Jahren nahm die Stadtverwaltung drei bis vier Fälle in der Woche, nun ja: zur Kenntnis.

„Wir verweisen immer darauf, dass die Leute den Code scannen, bevor sie ins Taxi steigen“, sagt Ndombele. In der Hoja-App bekommen sie das Gesicht und Fahrzeuginfos angezeigt und können so prüfen, bei wem sie mitfahren. Das GPS-Signal kann von Hoja verfolgt werden, wenn die Mitfahrenden Alarm schlagen. Was klug durchdacht klingt, hat im Alltag seine Tücken, wenn sich in der Rushhour ein Dutzend Leute auf ein Taxi stürzt. „Selten“ lautet auch die knappe Antwort eines der sich registrierenden Taxifahrer auf die Frage, wie oft er schon Mitfahrende beim Scannen beobachtet hat.

Die Entführungen sind seltener geworden

Dennoch: Die Stadtverwaltung zählt heute nur noch etwa drei bis vier Entführungen – im Quartal. Es dürfte vor allem die abschreckende Wirkung der digitalen Registrierung sein, die hier wirkt. Fahrzeuge werden seltener gedankenlos verliehen, geknackt und irgendwo zurückgelassen: „Die Provinzregierung weiß nun, wie sie die Chauffeure und Besitzer ausfindig machen kann“, sagt Ndombele. Zuvor wurden Registrierungsnummern oft vielfach verwendet, bis sie kaum noch etwas aussagten, räumt auch der Leiter der Behörde ein.

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