Female Entrepreneurship Jaclyn Schnau: „Wenn du mit einem Dreijährigen verhandeln kannst, kannst du mit jedem verhandeln“

Jaclyn Schnau: „Wenn du mit einem Dreijährigen verhandeln kannst, kannst du mit jedem verhandeln“

Mit Pumpkin Organics bietet Jaclyn Schnau Kindernahrung auf Gemüsebasis an. Damit möchte sie gesündere Essgewohnheiten schon im jüngsten Alter etablieren. Für dieses Vorhaben hat sie ihre Konzern-Karriere in der Lebensmittelindustrie beendet. Wir haben mit ihr über Parenting und Gründen gesprochen:

Jaclyn, mal angenommen wir wären gerade auf einem Event. Wie würdest du dich vorstellen?

Ich bin Jaclyn, Mutter von zwei wunderbaren Kindern, die mich auch auf Trab halten. Sie sind meine Inspiration, weshalb ich Pumpkin Organics gegründet habe. Wir wollen die Gesundheit von Kindern durch Ernährung verbessern. Die Gründung eines Unternehmens ist die beste Möglichkeit für mich, wie ich mich da engagieren kann. 

Du hast dich erst als Mutter, dann als Gründerin vorgestellt. Wieso?

Alle sprechen über Female Founders. Das ist nur ein Job. Er definiert ein bisschen, wer wir sind und was wir machen. Aber unsere eigentliche Aufgabe ist es, die nächste Generation zu prägen, ihnen etwas beizubringen, sie zu erziehen, zu inspirieren und zu motivieren. 

Ich würde mal behaupten, viele Gründer:innen würden dir widersprechen und sagen, dass Gründen mehr ist als nur ein Job.

Ich bin eine leidenschaftliche Gründerin. Ich bin nicht hier, um mir einen Namen aufzubauen oder meinen Lebenslauf zu polieren. Es geht mir mit Pumpkin Organics  wirklich darum, gute Babynahrung herzustellen und so die Gesundheit von Kindern zu verändern. Ich habe noch nie so hart gearbeitet. Ich bin rund um die Uhr im Einsatz. Aber wenn ich die Gründung nicht wie einen Job behandle, dann habe ich meine Prioritäten falsch gesetzt. 

Auf Linkedin schreibst du viel über genau diese zwei Bereiche. 

Ja. Es gibt nämlich die Annahme, dass man ein Unternehmen nicht führen kann, wenn man Kinder hat. Die meisten Leute denken, dass Mütter nicht viel Zeit in ihr Unternehmen investieren können oder dass wir nicht hart arbeiten würden. Das ist völlig falsch. Ich versuche zu zeigen, dass man als Eltern erfolgreich sein kann. Wir brauchen mehr Mom-Founders.

Welche Skills vom Mamasein helfen dir bei deinem Job als Gründerin?

Wenn du mit einem Dreijährigen verhandeln kannst und gewinnst, kannst du mit jedem verhandeln. Es gibt niemanden auf der Welt, der entschlossener und hartnäckiger ist als ein Dreijähriger, der versucht, seinen Standpunkt durchzusetzen. Das hilft wirklich dabei kommunizieren zu lernen, im Hinblick auf die Art und Weise, wie man einzelne Botschaften hervorhebt und wie man Prioritäten festlegt, um Dinge schnell in Gang zu setzen. Denn oft ist das, was wir morgen priorisieren müssen, nicht das, was wir heute priorisieren, um das Unternehmen am Laufen zu halten. 

Und die zweite Sache: Bevor mein Mann und ich Kinder hatten, waren wir sehr offen mit unserem Team. Zu offen. Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Authentizität sind unsere Werte, aber man muss negative Nachrichten so überbringen, dass sie keine Ängste auslösen. Ein Unternehmen gedeiht durch Positivität. Man selbst kann Angst haben, das ist menschlich und führt dazu, dass wir sie überwinden und Neues lernen, aber man darf sie nicht auf das Team projizieren. 

Klingt nach guten Leadership-Skills. 

Ja, aber das Problem ist: Viele Frauen machen mit Mitte 20 oder Ende 20 ihren Abschluss. Im Schnitt bekommen Frauen in Deutschland mit 33 ihr erstes Kind. Das heißt, Frauen haben nur vier Jahre Zeit, um sich einen beeindruckenden Lebenslauf aufzubauen, sich im Job zu etablieren und sich einen Namen zu machen. Und wenn sie nach der Elternzeit zurückkommen, erfahren sie keinen Support und keinen Jobaufstieg. 

Was können Unternehmen tun, um Working-Moms zu unterstützen?

Zum Beispiel darauf achten, Meetings nicht in die Zeiten zu legen, in denen Kinder von der Kita abgeholt werden müssen. Oder auch mal erlauben, Kinder mit ins Büro zu bringen, Eltern mehr Flexibilität gewähren und ihnen vertrauen, dass sie ihre Aufgaben erledigen. Am wichtigsten ist es aber, innerhalb der Firma aufzuklären, welche Herausforderungen es für Eltern im Berufsleben gibt, damit alle ein Verständnis dafür entwickeln. 

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