Personal Finance Kolumne: Was man über den digitalen Euro der EZB wissen muss

Kolumne: Was man über den digitalen Euro der EZB wissen muss

Eine Kolumne von Philipp Sandner

Die Europäische Zentralbank spielt mit dem Gedanken, einen digitalen Euro einzuführen. Doch trotz großen Interesses bestehen Bedenken hinsichtlich Datenschutz, Freiheitsrechten und potenzieller Auswirkungen auf den Bankensektor. Gleichzeitig darf Europa die Einführung seiner eigenen digitalen Zentralbankwährung (CBDC) nicht verzögern, weil auch andere Länder an neuen Infrastrukturen für den Zahlungsverkehr arbeiten.

Unter dem digitalen Euro versteht man neuartige Infrastrukturen für das Bezahlen. Diverse Konzepte fallen unter den Begriff „digitaler Euro“, einschließlich des Ansatzes der EZB, aber auch sogenannte Euro-Stablecoins. Letztere würden von Unternehmen bereitgestellt werden, ganz grob wie Paypal, jedoch basierend auf Blockchaintechnologie. Der digitale Euro der EZB wird dagegen direkt von der Zentralbank herausgegeben, ganz ohne Wahl einer bestimmten Technologie.

Die Planungen der EZB sehen vor, dass der digitale Euro in heutige Onlinebanking-Apps eingeklinkt werden könnte und so den Nutzern ermöglicht, Geld von ihren Bankkonten in eine digitale Geldbörse zu übertragen. Die EZB beabsichtigt, den digitalen Euro Millionen von Bürgern als europäische Lösung zur Verfügung zu stellen, jedoch nicht vor 2026 – vermutlich als zukünftiger Wettbewerb für Kreditkarten, die von großen US-Unternehmen bereitgestellt werden.

Unklar ist jedoch derzeit noch, welche Vorteile der digitale Euro gegenüber Zahlungsmitteln wie Kreditkarten, Paypal, Apple Pay und Google Pay bieten würde. Diese bestehenden Methoden sind an Bequemlichkeit für die Endverbraucher kaum zu überbieten.

Digi-Cash ist King

Generell könnte der digitale Euro der EZB Vorteile bieten, unter anderem niedrigere Transaktionskosten, bessere Verfügbarkeit, mehr Sicherheit – vorausgesetzt, er ist entsprechend konzipiert. Um die Bürgerrechte zu gewährleisten und das Vertrauen in das System zu stärken, muss sichergestellt werden, dass der digitale Euro die Privatsphäre der Nutzer schützt.

Außerdem muss er so konzipiert werden, dass Freiheitsrechte nicht eingeschränkt werden. Dies wäre der Fall, wenn Zahlungen für bestimmte Zwecke digital unterbunden werden könnten. Gerade die Europäische Kommission, aber auch Finanzminister Christian Lindner haben den Schutz der Privatsphäre und der Freiheitsrechte im Blick.

Der digitale Euro der EZB bietet auch geopolitische Vorteile, da er Europa eine souveräne Zahlungsinfrastruktur unter der Kontrolle des Eurosystems verschafft. Dies reduziert die Abhängigkeit von ausländischen Organisationen und würde die Autonomie Europas stärken.

Digitales Geld, einschließlich des digitalen Euro, ist aufgrund seiner potenziellen Vorteile wünschenswert. Der digitale Euro ist grundsätzlich begrüßenswert.

Aber es wird in den kommenden Monaten darauf ankommen, wie ein System dieser Art exakt konzipiert wird. Politik, Medien, Verbände und europäische Institutionen sind gefordert, das Konzept, das die EZB im Herbst vorstellen will, genau zu durchleuchten. Weiterhin muss die EZB den Nutzwert des digitalen Euro präzise herausarbeiten, weil dieser Stand heute nicht hinreichend klar gegeben ist.

Dieser Text stammt aus unserer Ausgabe 03/23. Dieses Mal dreht sich in unserem Dossier alles um das Thema Danach. Wie geht es nach einem Fuck-Up oder Wendepunkt im Leben weiter? Außerdem haben wir mit Nationaltorhüterin Merle Frohms gesprochen und die Seriengründerin Marina Zubrod erzählt alles über ihre Hassliebe zum Unternehmertum. Viel Spaß beim Lesen! Hier gibt es das Magazin zum Bestellen.

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