Innovation & Future Neue Kolumne: Micha Fritz über Greenwashing von Unternehmen

Neue Kolumne: Micha Fritz über Greenwashing von Unternehmen

Eine Kolumne von Micha Fritz

In seiner Auftaktkolumne für Business Punk geht Social-Unternehmer und Gründer von Viva con Agua Micha Fritz zu hohen Ansprüchen nach.

In meiner Rolle als Aktivist stolpere ich immer wieder über bestimmte Buzzwords. Sie begegnen mir ständig in den unterschiedlichsten Formen und Formaten. Wörter, die gesellschaftlich für weitaus mehr stehen, als ihre ursprünglichen Bedeutungen ableiten lassen. Eines dieser Buzzwords ist natürlich Nachhaltigkeit.

In den Fokus gerückt durch den Klimawandel, ist Nachhaltigkeit oder Nachhaltigsein in jedem lösungsorientierten Ansatz und jeder Diskussion über unser Klima zentraler Schwerpunkt. Aber, und auch das weiß man mittlerweile zur Genüge, nur weil irgendwo Nachhaltigkeit draufsteht, zahlt es noch lange nicht auf ökologische oder ganzheitlich gedachte Nachhaltigkeit ein.

Trotzdem soll die Verwendung dieses Buzzwords oftmals genau das vermitteln. Um Nachhaltigkeit wirklich ernst zu nehmen, gehört ein wichtiger Faktor dazu: Ehrlichkeit. Was sagte Luisa Neubauer neulich auf dem OMR-Festival in Hamburg? „Cut the Bullshit“. Also: Seid doch einfach ehrlich.

Dieser Ehrlichkeit müssen sich alle produzierenden Unternehmen ganz bewusst immer wieder stellen. Denn nicht nur im Sprachgebrauch springt uns das Wort Nachhaltigkeit immer wieder ins Auge. Labels und Logos zieren Produkte, vieles wird grün angepinselt, um einen ökologischeren Eindruck zu erwecken. Denn: Nachhaltig sein ist sexy – und lockt Kundschaft an.

Ich bin ehrlich: Bei vielen Produkten steige ich selbst nicht immer ganz durch, ob sie nun nachhaltig sind oder ich wieder nur Opfer des Greenwashings werde. Und ich meine das gar nicht so negativ, wie es jetzt rüberkommt. Denn Greenwashing ist ja nur ein Beweis dafür, dass diese Themen unsere Gesellschaft bewegen, dass sie der Gesellschaft ein wichtiges Anliegen sind. Nur dadurch gelangen diese wichtigen Themen dann auch in den Mainstream und finden sich zum Beispiel auch zentral in Unternehmenszielen wieder.

Die große Frage ist: Welche Ansprüche haben wir an Unternehmen und ihre Bemühungen rund um ökologische Nachhaltigkeit? Reicht uns ein kleines bisschen „mehr Grün“?

Ich bin kein Freund von Bipolarität, unsere Welt lebt doch von Zwischentönen, nicht nur von zwei klar definierten Gegensätzen. Das lebe ich übrigens auch täglich bei Viva con Agua: Das ist nämlich nicht perfekt. Und ich selbst bin nicht perfekt. Viva con Agua ist von Menschen gemacht. Ich bin ein Mensch. Wie sollte das alles perfekt sein? Das gilt auch für umweltbewusstes Handeln. Auch bei den Unternehmen.

Darum: Sind kleine Schritte hin zu mehr ökologischem Handeln und Bewusstsein nicht besser als gar keine? Doch, sind sie. Gleichzeitig ist aber auch die wissenschaftliche Sicht eindeutig: Wir müssen ökologische Nachhaltigkeit ernster nehmen und stärker priorisieren, um unsere Lebensgrundlage auf diesem Planeten zu sichern.

Viele Unternehmen, viele Startups rund um die sogenannte Green Economy machen ehrliche Moves hin zu nachhaltigerem Wirtschaften. Für die anderen gilt: Seid ehrlich zu euch und euren Kundinnen und Kunden. Und dazu gehört eben auch, ernst gemeinte Schritte hin zu mehr ökologischer Nachhaltigkeit zu machen.

Dann lösen wir uns nämlich auch von Nachhaltigkeit als reinem Buzzword. Und dieses Wort wird endlich mit echtem Leben und Sinn gefüllt (Ich benutze hier mal ganz bewusst das Wort „Sinn“ und nicht den abgenudelten Begriff „Purpose“. Gleich das nächste Buzzword, das jeden Inhalt verloren hat – gähn).

Alles in allem: Wir brauchen kein Greenwashing. Denn wenn wir endlich ökologische Nachhaltigkeit neu leben und erleben, werden wir am Ende alle etwas davon haben.

Dieser Text stammt aus unserer Ausgabe 03/23. Dieses Mal dreht sich in unserem Dossier alles um das Thema Danach. Wie geht es nach einem Fuck-Up oder Wendepunkt im Leben weiter? Außerdem haben wir mit Nationaltorhüterin Merle Frohms gesprochen und die Seriengründerin Marina Zubrod erzählt alles über ihre Hassliebe zum Unternehmertum. Viel Spaß beim Lesen! Hier gibt es das Magazin zum Bestellen.

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