Innovation & Future Warum Unternehmen einen Chief-AI-Officer brauchen

Warum Unternehmen einen Chief-AI-Officer brauchen

KI darf nicht nur „mitlaufen”

CEO und CIO haben aber viele andere Themen auf dem Tisch. KI wird bei ihnen höchstens „mitlaufen”. Gerade in größeren Organisationen sind diese Rollen der Herausforderung daher kaum gewachsen. Welche Sprachmodelle sollen im Unternehmen genutzt werden? Für welchen Zweck? Welche Kosten entstehen? Wie groß ist der Mehrwert? Wie verändert sich die Arbeit der Mitarbeitenden? Wie stellen wir sicher, dass die Mitarbeitenden die neuen Technologien auch anwenden können?

Fragen über Fragen. Das Know-How ist rar, die Erfahrungswerte gering. Wer nun KI per Zufallsprinzip oder quasi nebenbei im Unternehmen versucht zu implementieren, kann in einigen Jahren eine böse Überraschung erleben.

Es ist daher in vielen Fällen und ab einer bestimmten Unternehmensgröße ratsam, rechtzeitig eine neue Rolle auf Vorstandsebene mit einem Chief AI Officer zu besetzen.

Der Chief-AI-Officer wird dabei eng mit dem CTO (Chief Technology Officer) und dem CIO (Chief Information Officer) zusammenarbeiten, um innovative digitale Lösungen auf Basis des bestehenden Produktportfolios zu entwickeln und den Einsatz von maschinellem Lernen im gesamten Unternehmen voranzutreiben. Auch den Dialog mit dem Betriebsrat sollte er zeitnah suchen.

Chief-AI-Officer
Shaun McGirr, Field Chief Data Officer bei Dataiku, ist ein führender Datenwissenschaftler in Data Science

Welche Persönlichkeiten für eine solche Rolle in Frage kommen? Ein Chief AI Officer sollte sowohl technologische Expertise sowie Wissen über KI und Dateninfrastruktur mitbringen, aber auch über ein unternehmerisches Mindset verfügen. Das ist keine Floskel. Denn die beste Technologie bringt wenig, wenn sie im Unternehmen niemand anwendet. Chief-AI-Officer verfügen daher idealerweise auch über einen Blick für das Praktische. Die Stunde von KI schlägt jetzt.

Beispielsweise können sie beurteilen, wie einfach es für die Mitarbeitenden ist, neue Prozesse und Instrumente anzuwenden. Wenn die neuen KI-Führungskräfte dann noch in der Lage sind, weiter Talente anzuziehen und zu halten, ihre Teams erfolgreich zu führen, stehen die Chancen auf eine glorreiche KI-Zukunft gut.

Der Chief-AI-Officer fungiert dabei als ein Bindeglied zwischen Datenteams und Business-Teams, indem er immer das technologisch Mögliche und den unternehmerischen Mehrwert gleichermaßen im Blick behält. Gerade dieses Element unterscheidet seine Funktion auch im Vergleich zu vielen CDOs.

Ein Chief-AI-Officer wird seiner Verantwortung gerecht, wenn er die Silos aufbricht und KI für alle Mitarbeitenden im Unternehmen demokratisiert – also dafür sorgt, dass möglichst viele unterschiedliche Fachkräfte dadurch produktiver arbeiten können. In vielen Fällen hält der CDO die digitalen Prozesse am Laufen, während der Chief-AI-Officer sich vermehrt auch den praxisnahen unternehmerischen Themen widmet.

Compliance und Governance

Bleiben die großen regulatorischen Fragezeichen. Aufgrund der aktuellen Policy-Debatte und der zu erwartenden neuen Regulierungen – Stichwort „AI Act” – sollte ein Chief-AI-Officer Organisationen gemeinsam mit den Datenschutzbeauftragten und Compliance-Experten auf kommende Regularien vorbereiten und dafür sorgen, dass diese auf allen Unternehmensebenen durchgesetzt werden.

Sie oder er sorgt dafür, dass angemessene Governance-Richtlinien vorhanden sind, und gleichzeitig dafür, dass maschinelles Lernen abteilungsübergreifend implementiert wird; der C-AI-O sorgt für Vertrauen und steht dafür ein, dass maschinelles Lernen gemäß ethischer Richtlinien vonstatten geht.

Außerdem kann ein Chief-AI-Officer Initiativen anstoßen und als Sparringspartner für Vorstandsmitglieder zur Verfügung stehen. Sie oder er prüft permanent, wie sich KI im Unternehmen weiterentwickelt, setzt neue Prioritäten und weist auf mögliche Risiken hin. Im Zusammenspiel mit anderen Vorstandskollegen sorgt der Chief-AI-Officer dafür, dass die Dateninfrastruktur dem maschinellen Lernen gewachsen ist und die Mitarbeitenden abgeholt werden.

Innerhalb des Vorstandteams ist der Chief-AI-Officer zudem die Person, die die Vorstandskolleg:innen schult und weiterbildet. Denn inzwischen führt kein Weg mehr an KI-Grundkenntnissen vorbei. Jede Führungskraft im Unternehmen muss grundsätzliche Auswirkungen von KI auf das eigene Unternehmen abschätzen können. Typische Fragen, denen das Führungsteam in solchen Workshops auf den Grund geht, lauten:

  • Stellt der Einsatz von KI oder fortgeschrittener Analytik eine Bedrohung für das Unternehmen dar?
  • Welche Möglichkeiten gibt es, diese Technologien zur Verbesserung bestehender Prozesse einzusetzen?
  • Wie kann KI genutzt werden, um neue Opportunitäten wahrzunehmen?
  • Welches Risiko besteht, wenn KI nicht innerhalb des Unternehmens oder für eine bestimmte Funktion eingesetzt wird?

Daher mag die Position zwar in erster Linie technologisch klingen, es ist aber auch eine People-Rolle. Denn der Chief-AI-Officer baut Beziehungen zu anderen Führungskräften auf, pflegt diese und stellt auch dadurch sicher, dass interdisziplinäre Teams erfolgreich an einem Strang ziehen.

Für viele Unternehmen, die zwar über Daten, aber nicht über tiefgreifende KI-Kenntnisse verfügen, empfiehlt es sich daher, einen eigenen Chief-AI-Officer einzustellen.

Gibt es bereits einen Chief-Data-Officer, Chief-Data-Science-Officer oder Chief-Analytics-Officer können je nach Einzelfall auch solche Rollen erweitert werden – vorausgesetzt die KI-Verantwortungen sind klar und realistisch definiert. Aber auch dann gilt: KI geschieht nicht „on top” zu bestehenden Aufgaben – ansonsten scheitert das gut gemeinte KI-Vorhaben bereits an der Überlastung einzelner C-Level.

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