Productivity & New Work Gründen in der Festanstellung: So baust du (nebenbei) ein erfolgreiches Online-Business auf

Gründen in der Festanstellung: So baust du (nebenbei) ein erfolgreiches Online-Business auf

Ein Gastbeitrag von Caroline Preuss

Ein eigenes Online-Business zu haben ist dein Traum? Damit bist du nicht allein. 550.000 Menschen haben sich 2022 in Deutschland selbständig gemacht, davon etwa ein Drittel mit “internet-basierten oder digitalen Geschäftsmodellen”. Die Gründe dafür, ein eigenes Business aufzubauen, sind natürlich vielfältig. Fast immer spielt aber der Wunsch nach mehr Freiheit eine Rolle, nach Selbstbestimmung. Mit einem eigenen Business bist du dein eigener Chef (oder deine eigene Chefin). Du bist unabhängig, deine Einnahmen sind nicht mehr an ein festes Gehalt gebunden, und du hast vollen Gestaltungsspielraum. Aber wie baut man überhaupt ein eigenes Business nebenberuflich auf? Was sind die ersten Schritte?

Die guten News zuerst: Es ist gar nicht so schwer, loszulegen. Für den Aufbau eines Onlines-Businesses musst du weder aus einer Unternehmerfamilie kommen, noch brauchst du viele tausend Euro Startkapital. Und du musst auch nicht sofort alles auf eine Karte setzen. Von unseren eigenen Kundinnen kündigen beispielsweise nur etwa 20 Prozent ihren Job, um ihre Business-Idee gleich mit voller Power zu verfolgen. Das kannst du natürlich auch machen. Ich würde es aber nur empfehlen, wenn du üppige finanzielle Rücklagen hast und genau weißt, was du anbieten willst und am besten schon ein paar potenzielle Kund:innen in der Pipeline hast. Die restlichen 80 Prozent wünschen sich mehr Sicherheit und gründen neben dem Job, und das ist völlig in Ordnung. Ich bin sogar der Meinung, dass es für die meisten Menschen die bessere Option ist, erstmal nur nebenberuflich mit dem eigenen Online-Business zu starten. Das nimmt Druck raus, man kann mehr ausprobieren und wird nicht gleich panisch, wenn die ersten größeren Umsätze etwas auf sich warten lassen. Hier kommen meine praxiserprobten Tipps, wie du neben deinem Job ein erfolgreiches Online-Business aufbauen kannst!

Definiere deine (lukrative) Nische

Für ein umsatzstarkes Online-Unternehmen brauchst du eine Idee, die deiner Expertise entspricht, die aber auch nachgefragt wird. Wenn deine Nische nämlich kein Geld einbringt, bleibt dein Business nur ein teures Hobby. Im Normalfall hast du dir in deiner bisherigen (Berufs-)Laufbahn bereits Expertise aufgebaut, die du in ein Business verwandeln kannst – also entweder das, was du in Studium, Ausbildung oder anderen Formaten gelernt hast oder das, womit du jetzt sowieso schon Geld verdienst. Fast alle Offline-Berufe lassen sich nämlich im Regelfall in skalierbare Online-Businesses verwandeln. Meist gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, bestimmte Aspekte deines Jobs oder deiner Expertise herauszugreifen und für den Aufbau eines Unternehmens zu nutzen. 

In jedem Fall kann ich dir nur empfehlen, nicht nur auf dein Bauchgefühl zu hören, sondern dir deinen potenziellen Markt genau anzuschauen. Dabei hilft dir eine gründliche Marktanalyse. Dafür kannst du Zahlen von Marktforschungsinstituten wie Statista nutzen, um einen Überblick über deinen potenziellen Markt zu erhalten. Auch eine Social-Media-Recherche hilft dir: Suche nach Facebook-Gruppen, Instagram-Accounts oder LinkedIn-Profilen, die sich mit deiner Nische beschäftigen und wo Menschen nach Online-Angeboten suchen. So findest du heraus, ob wirklich Bedarf an deiner Idee besteht. Als Daumenregel für dich: Facebook Gruppen oder Instagram Accounts mit über 10.000 Menschen zu deinem Thema sind schon ein sehr guter Indikator, dass hier echte Nachfrage besteht.

Um etwas konkreter zu werden, hier einige Beispiele für lukrative Nischen: Eine unserer Kundinnen machte sich mit dem Thema “Abrechnung für Zahnarztpraxen” selbständig und bot dazu einen sehr erfolgreichen Online-Kurs an. Ein spitzes Thema, aber die Nische ist groß genug und der Bedarf an Beratung ist extrem hoch. Auch Coaching-Angebote, die sich an sehr spezifische Zielgruppen richten, können sehr gut funktionieren – z. B. Gründercoachings für angehende Café-Besitzer:innen, Yogalehrer:innen oder Gesichtsfaltentraining.

Kenne deine Zielgruppe

Nur wenn du deine potenziellen Kund:innen genau kennst, kannst du ein Angebot und eine Kommunikationsstrategie entwickeln, die ihre tiefsten Probleme anspricht und löst. du hast noch nie mit deiner Zielgruppe gesprochen? Dann tappe bitte nicht in die Falle zu meinen, dass du sie ganz genau kennst. Plane nicht im stillen Kämmerlein, sondern schau dir die Menschen, die du erreichen willst, genau an! Halte dich in relevanten Facebook-Gruppen auf, folge passenden Personen auf Social-Media-Kanälen und analysiere auch das Feedback ihrer Communities! Wie spricht deine Zielgruppe? Welche Probleme haben sie rund um dein Thema? Was sind ihre Wünsche? Wo suchen sie nach Hilfe? Nur wenn du diese Fragen beantworten kannst, wirst du deine Kund:innen mit deinem Angebot und deiner Kommunikation überzeugen können.

Baue dir deine eigene Community organisch auf
Digitale Sichtbarkeit in sozialen Medien ist das wichtigste Fundament für den langfristigen Erfolg jedes Online-Businesses. Du brauchst eine kaufkräftige Community, die deiner Expertise vertraut und so zu Kundschaft für dich werden kann. Welche Social-Media-Kanäle du dafür nutzt, bleibt dir überlassen. Prinzipiell kannst du den oder die Kanäle auswählen, mit denen du dich wohlfühlst, mit denen du aber natürlich auch deine Zielgruppe erreichst. Meine Empfehlung: Instagram und TikTok. Und dabei “Video First”, also TikToks und Reels. Damit erreichst du 2023 die meisten Menschen. Im zweiten Schritt geht es darum, Content zu entwickeln, der deiner Zielgruppe echten Mehrwert liefert. Wenn du das auf hohem Qualitätsniveau regelmäßig tust, dann stärkst du dein Expert:innen-Standing und wirst auch eine Community aufbauen, die dir über viele Jahre treu bleibt.

Starte schnell mit ersten Bezahl-Formaten
Deine Community aufbauen und mit relevanten Inhalten beliefern ist wichtig. Damit du deine Geschäftsidee aber schnell testen kannst und erste Umsätze erzielst, musst du ein erstes Angebot kreieren. Die häufigste Hürde für Business-Starter:innen in diesem Moment: Selbstzweifel. Gratis-Tipps liefern ist das Eine, aber wer soll dich bitte dafür bezahlen, denkst du? Das ist ein ganz normaler und typischer Gedanke. Du kannst ihm aber die Macht nehmen, indem du dir vor Augen hältst, dass du nichts zu verlieren hast: Dein Startkapital ist gering. Und wenn du in kleinen Schritten beginnst und dein Angebot testest, hast du den Vorteil, dein Produkt auf Basis des Feedbacks optimieren zu können (statt im stillen Kämmerlein gleich einen Riesen-Online-Kurs aufzusetzen, den dann niemand kauft).
Ich kann dir sehr empfehlen, mit 1:1-Coachings anzufangen und auf dieser Basis zu lernen, was deine Kund:innen brauchen, wie dein Angebot aufgenommen wird und wie du dein Wissen erfolgreich vermittelst. Auch E-Books oder Audio-Books können eine gute Möglichkeit sein, deine Expertise das erste Mal gegen Bezahlung anzubieten und herauszufinden, wie sie bei deiner Zielgruppe ankommt. Ein erstes Live-Seminar oder ein Live-Workshop sind ebenfalls gute Optionen, deine Idee zu testen. Da bekommst du ganz direktes Feedback und kannst daraufhin optimieren. Hast du deine ersten 10-15 Kund:innen gewonnen, hast du schonmal ein gutes Feedback und Gespür, wie dein erstes “Cash Cow”-Online-Programm aussehen könnte. Skalieren kannst du dein Business im nächsten Schritt. Dann aber unbedingt!

Die Königsdisziplin: Skaliere dein Business
Wenn deine ersten Tests mit bezahlten Formaten funktioniert haben, kannst du das Ganze in ein skalierbares Online-Business “übersetzen”. Also z. B. ein Coaching-Programm mit Abomodell oder einen Video-Kurs. Warum skalierbar? Weil du mit persönlicher 1:1-Beratung (also beispielsweise Coachings mit einzelnen Kund:innen) sehr eingeschränkt bist. Du kannst damit nur wenige Menschen erreichen. Ist dein Kalender voll, musst du Aufträge ablehnen. Das deckelt deine Einnahmen und ist für ein digitales Unternehmen natürlich suboptimal. Außerdem beantwortest du in 1:1-Terminen im Regelfall immer wieder dieselben Fragen und gibst die gleichen Tipps. Das wird für dich über kurz oder lang langweilig und ineffizient. Für deine Kund:innen sind 1:1-Sessions auch viel teurer, als wenn sie z. B. einen Online-Kurs bei dir buchen könnten, in dem du Fragen in Gruppen-Q&As beantwortest. Wenn du dein Wissen also einmal richtig strukturierst und aufbereitest, kannst du es dann einer viel größeren Zielgruppe zur Verfügung stellen.
Ein skalierbares digitales Unternehmen bietet also nicht nur viel größeres Umsatzpotenzial, sondern auch mehr Sicherheit. Du diversifiziert deine Einnahmequellen und spielst dich frei. Weil wenn es erstmal läuft, dann fließen auch Umsätze, wenn du einmal krank oder im Urlaub bist.

Neben dem Job zum Erfolg: Ciao, Perfektionismus!
Vielleicht ist es dir aufgefallen: Alle bisherigen Tipps gelten für den Aufbau jedes Online-Businesses. Welche Besonderheiten gibt es aber zu beachten, wenn du das Ganze neben deinem Job angehen willst? Da sind ein paar Punkte besonders wichtig. Erstens: Vergiss Perfektionismus. Deine Zeit ist knapp. Wenn du den Anspruch hast, dass alles perfekt sein muss, wirst du wahrscheinlich entweder gar nicht starten oder schnell aufgeben, weil du dir so großen Druck machst. Stattdessen kannst du es doch so sehen: Du hast Einkommen. Das gibt dir die Möglichkeit, dich auszuprobieren.

Zweitens: Konzentriere dich auf das Wesentliche und versuche, Komplexität zu reduzieren, damit du dich nicht verzettelst. Das kann heißen, dass du dich auf wenige Social-Media- und Content-Kanäle beschränkst, erstmal nur ein gut gemachtes, “schlankes” Online-Produkt statt einer ganzen Reihe von Produkten anbietest oder dich von Aufgaben verabschiedest, die dich viel Zeit oder Nerven kosten, aber wenig zu deinem Erfolg und Umsatz beitragen – wie z. B. ein Blog, der kaum Leser:innen hat.

Drittens: Du solltest dir auch zeitlich etwas Spielraum geben. Wer Vollzeit arbeitet, braucht eben etwas länger, um nebenbei ein Geschäft aufzubauen. Meine Erfahrung ist sowieso, dass Durchhaltevermögen viel wichtiger ist, als der oder die Beste und Schnellste zu sein.

Viertens: Investiere in Tools oder anderweitige Unterstützung, die deine Arbeit leichter, schneller, effizienter machen. Je weniger Zeit du hast, desto mehr lohnt sich so ein Investment in eine Abkürzung, in Anleitungen und Vorlagen, die sich bereits am digitalen Markt bewährt haben. Und du kannst dich besser auf die wichtigen Dinge konzentrieren.

Und zuletzt darfst du eines nie vergessen: Es muss dir gut gehen. Ist der Aufbau eines Businesses anstrengend? Ja, phasenweise schon. Macht dir dein Ziel Angst? Ganz bestimmt, zumindest ab und zu. Das gehört dazu. Aber auf keinen Fall solltest du dich völlig überfordern. Mit Burnout kannst du kein Business aufbauen und führen. Insofern kann ich dir nur ans Herz legen, immer auch deine Gesundheit im Blick zu behalten. Dich ein wenig mit dem Thema Energie- und Zeitmanagement auseinanderzusetzen und zu lernen, auf dich und deinen Körper zu hören. Unternehmer:innentum ist ein “Longterm Game” und deine Kräfte musst du dir gut einteilen. Deine Gesundheit und der Spaß an der Sache sind nämlich mindestens genauso wichtig wie Erfolg und hohe Umsätze.


Caroline Preuss hat vor sieben Jahren die digitale Unternehmensberatung Preuss Consulting GmbH gegründet und gemeinsam mit ihrem Team bereits über 4.000 Unternehmer:innen dabei unterstützt, ihre Expertise in ein lukratives Online-Unternehmen zu verwandeln.

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