Innovation & Future Sind wir schon drin?
Weshalb wir der Cloud nicht vertrauen müssen, damit Deutschland endlich digitaler wird


Sind wir schon drin?
Weshalb wir der Cloud nicht vertrauen müssen, damit Deutschland endlich digitaler wird


Mit der für 2025 geplanten Widerspruchslösung fallen diese Hürden weg. Wir sind dann alle drin im digitalen Gesundheitssystem und können zu den anderen Ländern, die diesen Weg bereits lange gegangen sind, aufschließen. In Österreich beispielsweise, wo die Opt-out-Lösung vor Jahren eingeführt wurde, sind die Gesundheitsdaten von 97 Prozent der Versicherten erfasst. Laut einer von der Bertelsmann Stiftung und der Stiftung Münch beauftragten Studie versprechen sich die meisten befragten Deutschen durch diese Umstellung nicht nur eine bessere medizinische Behandlung, sondern auch ein verbessertes Verhältnis zum behandelnden Arzt oder der Ärztin.

Aber es gibt auch große Vorbehalte. Fast jeder Zweite (48 Prozent) hat Sorgen bezüglich Datenschutz und Datensicherheit. Was viele nicht wissen: Sie müssen der Cloud, in der die Gesundheitsdaten gespeichert werden, gar nicht vertrauen. Das Zauberwort heißt Confidential Computing und schließt ein grundlegendes Sicherheitsproblem der Cloud. Während es bisher nur möglich war, sensible Daten bei der Übertragung und beim Speichern zu verschlüsseln, können diese jetzt auch während der Verarbeitung verschlüsselt werden. Das bedeutet, dass die sensiblen Gesundheitsinformationen zu keinem Zeitpunkt im Klartext ausgelesen werden können, was sie vor dem unberechtigten Zugriff von Mitarbeitenden des Cloud-Anbieters, fremden Behörden, Regierungen oder Hackern schützt. Bestätigt wird das durch ein vom Prozessor ausgestelltes und nicht manipulierbares Zertifikat. So ist jederzeit nachvollziehbar, was mit den Daten gemacht wurde und dass sie zu keinem Zeitpunkt entschlüsselt worden sind.

Mit diesem Prinzip ist es auch möglich, dass Unternehmen, sogar Staaten, sensible Daten ohne Sicherheitsrisiko bei den gängigen Cloud-Anbietern wie AWS, Azure und Google speichern. Für die Installation sind weder große Investitionen, noch Ressourcen notwendig. Es gibt bereits Lösungen auf dem Markt, die nach dem Plug-and-Play sowie nach dem Lift-and-Shift-Prinzip funktionieren. Das bedeutet, dass es einerseits einfach ist, die Software-Lösung einzusetzen und dass es zusätzlich leicht gelingt, Daten von der unsicheren in die sichere Umgebung umzuziehen. Es ist also mit eher geringem Aufwand möglich, den höchsten Schutz für sensible Daten zu etablieren. Das wäre auch der  moderne und effiziente Weg zur digitalen Behörde.

Neben personenbezogenen Daten kann Confidential Computing auch geistiges Eigentum schützen, was in Wirtschaft, Forschung und Entwicklung eine große Rolle spielt. Die Verschlüsselungstechnik ermöglicht es beispielsweise Forschungsdaten in der Cloud ohne Sicherheitsrisiko zu nutzen oder Daten aus vernetzten Geräten zu verarbeiten. In der Finanzbranche kommt diese Softwarelösung bereits beim Berechnen von Modellen oder beim Sichern von Transaktionsdaten in der Cloud zum Einsatz.

So kompliziert ist es also gar nicht mit der Digitalisierung, die nicht auf Datenschutz verzichtet. Wir müssen dann nur mal damit anfangen und damit meine ich jeden von uns. Denn was anhand der bisher freiwilligen Nutzung der elektronischen Patientenakte klar wird: Nicht nur das deutsche Gesundheitssystem oder Behörden haben bei der Digitalisierung noch Nachholbedarf, auch wir Bürger und Bürgerinnen. Das Herunterladen einer App und das Einrichten einer Zwei-Faktor-Authentisierung sollte eigentlich nicht zu viel Aufwand sein.

Infos zum Autor: Felix Schuster ist CEO und Mitgründer von Edgeless Systems. Die Open Source-basierte Software macht die Cloud zum sichersten Ort für sensible und schützenswerte Daten.

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