Brand & Brilliance Mind over Machine: „Die Zukunft der Werbung ist nicht promptbar“

Mind over Machine: „Die Zukunft der Werbung ist nicht promptbar“

In einer Welt, in der KI-Tools immer mehr Produktionsprozesse übernehmen, stellt sich eine entscheidende Frage: Was bleibt vom kreativen Agenturgeschäft, wenn Maschinen denken und texten lernen?
Für Kim Notz, CEO und kreative Vordenkerin bei KNSK, liegt die Antwort klar auf der Hand: Alles, was Haltung, Reibung und kulturelle Relevanz erzeugt, beginnt nicht mit einem Prompt – sondern mit einer Perspektive.

Im Interview spricht sie über kreative Führung mit Rückgrat, warum Technologie niemals Empathie ersetzen kann, und weshalb die besten Ideen oft im Unfertigen entstehen. Eine kluge Erinnerung daran, dass echte Originalität kein Algorithmus kennt.

Business Punk: Du stehst für kreative Führung mit Haltung. Was bleibt aus Deiner Sicht vom Agenturgeschäft, wenn KI künftig große Teile von Kreation und Produktion übernimmt?

Kim Notz: „Wenn KI-Tools künftig Kreation, Targeting und Ausspielung automatisiert, trifft das vor allem die große, graue Masse: austauschbare Botschaften, generische Assets, uninspirierte Kampagnen. Das Mittelmaß wird effizienter produziert – na und?

Für Agenturen ist das eine historische Chance, sich wieder auf das zu besinnen, was ihnen niemand nehmen kann: radikale Ideen, überraschende Perspektiven, kulturelle Relevanz. Kreativität als Differenzierungsleistung – nicht als Dekoration von Datenmodellen.

Denn: Marken entstehen nicht in der Blackbox. Sie brauchen Haltung, Kontext, Intuition. Sie leben von Widersprüchen, Spannung, Timing – nicht von Output-Optimierung. Die Zukunft der Werbung ist nicht promptbar. Wer echten Markenwert schaffen will, braucht mehr als Modelle: nämlich Menschen, die verstehen, was Menschen bewegt.

Gerade darin liegt der entscheidende Unterschied: KI kann nur remixen, was schon da war. Sie erzeugt Neues aus Gelerntem – aber keine echten Brüche, keine Reibung. Wirkliche Originalität ist nicht wiederholbar. Sie entsteht aus Irritation, Mut und kulturellem Feingefühl.“

Business Punk: KNSK hat sich in den letzten Jahren stark transformiert – inhaltlich, personell, kulturell. Welche Rolle spielt Technologie in diesem Wandel – und wo setzt Du bewusst auf den Menschen?

Kim Notz: „Technologie ist bei uns kein Selbstzweck, sondern ein kluger Sparringspartner. Wir nutzen KI, um schneller zu denken, nicht um weniger zu denken. Sie hilft uns, Prozesse zu straffen, Optionen zu generieren, Routinen zu automatisieren – aber sie ersetzt kein Bauchgefühl, keine Haltung, keine Erfahrung.

Denn am Ende entscheiden Menschen, was Relevanz hat. Wer Vertrauen will, muss es auch erzeugen. Das passiert nicht im Tool, sondern im Gespräch. Nicht über Effizienz, sondern über Empathie. Nicht über Datenpunkte, sondern über das Gefühl, verstanden zu werden. Unsere Agentur wird nicht von Maschinen geführt – sondern von Menschen mit einer klaren Meinung.“

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