Mind over Machine: „KI hat Rechenpower. Wir haben Relevanz.“
Business Punk: Wie erklärst du jungen Talenten heute, warum sie überhaupt noch in eine Agentur kommen sollen?
Max Lederer: „Heutzutage bieten Agenturen jungen Talenten eine einzigartige Plattform, um ihre kreativen Fähigkeiten in einem dynamischen und herausfordernden Umfeld zu entwickeln. Mit Projekten, die von internationalen Konzernen bis hin zu kleinen Unternehmen reichen, ermöglichen wir vielfältige Erfahrungen und die Möglichkeit ein tiefes Verständnis für verschiedene Branchen zu entwickeln. Unsere Struktur fördert eine individuelle Entwicklung und bietet mehr Flexibilität als traditionelle Unternehmensmodelle.
Schließlich bieten Agenturen oft Zugang zu den neuesten Technologien und Trends, was es den jungen Talenten ermöglicht, an der Spitze der Innovation zu bleiben und sie maßgeblich mitzugestalten.“
Business Punk: Was kann eine Kreativagentur wie Jung von Matt, was eine generative KI nie können wird?
Max Lederer: „Was eine Kreativagentur wie Jung von Matt kann – und eine generative KI nie können wird – liegt in unserer einzigartigen Fähigkeit, menschliche Kreativität mit tiefem Verständnis und Empathie zu verbinden. Radikal kreative Ideen zu entwickeln, die nicht nur auf Daten basieren, sondern auf Intuition, Empathie und kulturellem Gespür. Wir verstehen nicht nur den Menschen – wir fühlen ihn. Und wir bringen dieses Gefühl in Formate, die bewegen, verändern, Momentum erzeugen.
Unsere Stärke liegt in der Verbindung von Disziplinen: Von Strategie über Design, Development, Data-Analytics, Art Direction, Copywriting bis hin zu den Kolleg:innen mit AI oder Media Fokus. Bei uns sitzen Menschen zusammen, die völlig unterschiedlich denken – und genau daraus entsteht etwas Neues. Dieser kreative Reibungsprozess ist nicht programmierbar, sondern nur erlebbar.
Was uns wirklich differenziert, ist unsere Fähigkeit, Technologie nicht nur anzuwenden, sondern sie kreativ zu denken. Wir verstehen KI – aber wir lassen uns nicht von ihr steuern. Wir nutzen sie, um unsere Ideen noch besser zu machen. Aber die Idee selbst, der kulturelle Impact, die Haltung – das bleibt menschlich. Eine KI kann simulieren, was war. Wir gestalten, was sein könnte.
Kurz gesagt:
KI hat Rechenpower. Wir haben Relevanz. Und das ist der Unterschied.“
Business Punk: Wird Strategie wichtiger – oder wird sie von der Maschine gleich mitgeliefert?
Max Lederer: „KI ist stark in der Umsetzung. Sie folgt klaren Vorgaben, liefert zuverlässig, skaliert effizient. Aber genau da liegt der Haken: Sie denkt nicht selbst. Sie identifiziert keine echten Chancen, keine Brüche, keine neuen Wege. Was sie liefert, ist meist korrekt – aber oft glattgebügelt. Standardisiert. Erwartbar. Lehrbuchhaft.
Dies liegt daran, dass KI auf Wahrscheinlichkeiten trainiert ist. Sie gibt dir die Antwort, die statistisch am häufigsten passt – nicht die, die überrascht oder wirklich relevant ist. Genau deshalb fehlt ihr das, was gute Markenführung heute ausmacht: Originalität, Haltung, Eigensinn.
Aus diesem Grund wird strategische Exzellenz immer wichtiger. Ohne klare, differenzierende Strategie gibt’s keine starke kreative Idee – egal, ob mit oder ohne KI. Während AI in der Lage ist, einfache Herleitungen zu übernehmen, bleibt die Entwicklung von außergewöhnlichen und strategisch fundierten Konzepten eine menschliche Domäne. Denn: AI kann Ausführung. Wir liefern Richtung. Und die entscheidet.“
Business Punk: Kann echte Kreativität aus einem Prompt entstehen – oder braucht es Reibung, Kultur, Persönlichkeit?
Max Lederer: „Echte Kreativität entsteht da, wo Reibung ist – wo Persönlichkeit auf Kultur trifft, wo es nicht bequem wird. Und genau da stößt KI an ihre Grenzen.
KI ist ein starkes Tool. Sie hilft uns, schneller zu werden. Sie hilft uns z.B. Routinen zu automatisieren, Daten auszuwerten. Das verschafft uns Luft – damit wir uns auf das konzentrieren können, was uns wirklich ausmacht: originelle, emotionale Ideen, die berühren statt nur zu funktionieren.
Ich sehe KI nach wie vor nicht als Ersatz, sondern als Sparringspartner. Sie kann inspirieren, provozieren, Impulse liefern, auf die wir vielleicht selbst nicht gekommen wären. Und das ist gut. Aber: Ohne uns fehlt der Kontext. Die Haltung. Der kulturelle Tiefgang.
KI kennt keine Ambivalenz. Keine Ironie. Kein Bauchgefühl. Sie kann das Wahrscheinliche generieren – aber nicht das Relevante fühlen.
Und genau deshalb bleibt der Mensch im Zentrum für echte Kreativität. Weil wir die Nuancen spüren. Weil wir wissen, wann etwas zu glatt ist. Und wann es knallt. Dazu kommt ein Punkt, den wir nicht unterschätzen dürfen: Verantwortung. Wer KI einsetzt, muss wissen, wie. Und warum. Nicht alles, was möglich ist, ist auch richtig. Gerade wir Kreativen haben hier eine Rolle – als Gestaltende, aber auch als Grenzsetzende. Abschließend kann man somit sagen, dass die KI uns inspirieren und supporten kann, aber die Bedeutung, die für echte Kreativität so wichtig ist, die liefern wir. Und das ist ein verdammt großer Unterschied.“