Business & Beyond Brexit-Wende: EU und Großbritannien besiegeln neue Ära der Zusammenarbeit

Brexit-Wende: EU und Großbritannien besiegeln neue Ära der Zusammenarbeit

Fischerei als Kompromissbereich

In der symbolträchtigen Fischereifrage haben beide Seiten einen Kompromiss gefunden: Britische und EU-Schiffe erhalten für weitere zwölf Jahre gegenseitigen Zugang zu ihren Gewässern. Kritiker sehen darin ein Zugeständnis Londons, das einen wichtigen Verhandlungstrumpf aus der Hand gibt. Befürworter betonen hingegen die Planungssicherheit für die Fischereibranche beiderseits des Ärmelkanals.

Neue Brücken für junge Menschen

Das Abkommen umfasst zudem die Grundzüge eines Jugendmobilitätsprogramms, das auch die Teilnahme am Studentenaustauschprogramm Erasmus+ vorsieht. Die Details werden noch ausgearbeitet, doch die Richtung ist klar: Die nächste Generation soll nicht unter den Grenzen leiden, die ihre Eltern errichtet haben.

Deutsch-britische Freundschaft im Fokus

Parallel zur EU-Vereinbarung plant Deutschland ein bilaterales Freundschafts- und Partnerschaftsabkommen mit Großbritannien. Das Auswärtige Amt bestätigte laufende Gespräche, ohne einen konkreten Zeitplan zu nennen. Diese Initiative unterstreicht die strategische Bedeutung, die Berlin den Beziehungen zu London beimisst – besonders jetzt, da sich Bundeskanzler Merz, Frankreichs Regierung und Polens Premier Tusk um ein einheitliches Vorgehen in der Ukraine-Politik bemühen.

Die neue Partnerschaft zwischen Großbritannien und der EU markiert den Beginn einer pragmatischen Ära in den europäischen Beziehungen. Während eine Mehrheit der Briten laut Umfragen die Brexit-Entscheidung mittlerweile bereut, zeigt das Abkommen einen dritten Weg jenseits von EU-Mitgliedschaft oder vollständiger Isolation.

Die geopolitischen Realitäten – von Russlands Aggression bis zur Unberechenbarkeit der USA – haben ideologische Gräben überbrückt und einen neuen Pragmatismus erzwungen. In den kommenden Jahren dürfte diese Annäherung weiter voranschreiten, ohne dass ein formeller EU-Wiedereintritt auf der Agenda steht. Stattdessen entwickelt sich ein maßgeschneidertes Beziehungsmodell, das Souveränität mit praktischer Zusammenarbeit verbindet – ein mögliches Vorbild für flexible europäische Kooperationsformen im 21. Jahrhundert.

Quelle: Manager Magazin

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