Business & Beyond Über die Freude an der Freiheit

Über die Freude an der Freiheit

Und eben diese Freiheit ist es, die vielen Menschen, egal in welchem Zeitalter man lebt, nicht selbstverständlich ist. Während wir die eine Form immer ersehnen können, das vermag jeder, ist die andere Form der Freiheit zu etwas und für etwas, für manchen zu anstrengend. Es ist so, als würden sie überfordert und ziehen sich zurück und warten darauf, dass andere für sie Entscheidungen treffen, die sie selber nicht vermögen oder glauben nicht vermögen zu können. Und eben davon haben wir auch im Zusammenhang mit unseren Zeiten und unserem Land zu reden.

Wir leben in einer nicht perfekten Demokratie

Wir haben heute vielfältig darüber gehört und in den Privatgesprächen uns ausreichend ausgetauscht darüber, dass wir in einer nicht perfekten Demokratie leben, ja. Alle Institutionen sind vorhanden, so wie man sie sich wünscht. In einer liberalen, offenen Demokratie. Aber gleichwohl sind die Menschen, die in diesen Institutionen wirken und die die Menschen wählen, die zu regieren haben, Menschen wie sie sind. Und sie sind immer auch zu einem Teil unwillig, das zu tun, was Ihnen als Lebensmöglichkeit offenkundig angeboten wird: Nämlich in einer freiheitlichen Gesellschaft ein Citoyen, ein selbständiger Bürger zu sein. Diese tiefsitzende Furcht vor Eigenständigkeit und Selbstbestimmtheit ist gar nicht so sehr von politischen Familien oder politischen Prägungen abhängig, sondern sie ist ein Grundproblem der menschlichen Existenz.

Erich Fromm, der von den Nazis verfolgte Psychologe und Psychotherapeut, würde sagen, es ist die Furcht vor der Freiheit, die uns Menschen begleitet, die wir doch uns alle nach Freiheit sehnen und gleichzeitig vielfach davor fürchten, sie wirklich als Gestaltungsraum der eigenen Möglichkeiten auch zu leben.

Das wird uns also begleiten. Wir können das nur Abmindern dadurch, dass wir immerfort zeigen, dass es in dieser offenen Gesellschaft der Demokratie Räume der Möglichkeiten für jeden gibt. Sie ist nicht nur eine Gesellschaft der Möglichkeiten für die Begabten und besser Gestellten, für die, die angekommen sind. Nein, sie ist auch ein Raum der Möglichkeiten für jene, die ganz frisch zu uns gekommen sind oder die von einem niedrigen sozialen Level aus starten. Eine Vielzahl unserer leitenden Politikerinnen und Politiker ist in dieser freiheitlichen Gesellschaft von unten gestartet, sie haben nicht große Mitgift erworben als Jugendliche, Studentin oder Student, sondern sie haben sich hart ihre politische Karriere erarbeitet.

Wirtschaft ermöglicht Verantwortung

Im Unternehmerischen ist es genauso, wir haben einen Raum der Möglichkeiten geschaffen, der alle einlädt, aber nicht alle sind bereit, und willens die Risiken, die mit der Selbstverantwortung einhergehen, auch anzunehmen. Und wenn sie mich heute auszeichnen dafür, dass ich zu ihnen gehöre und zu diesem Ludwig Erhard-Denken gehöre als ein Vertreter einer Form des – sagen wir – wirtschaftlichen Denkens, dem soziale Verpflichtungen nicht fremd sind, dann fühle ich mich irgendwie zu Hause. Nicht, weil ich ein Fachmann für Wirtschaftliches wäre, aber weil der Raum der Wirtschaft jedem Menschen auch die Möglichkeit eröffnet, das, wovon ich eben sprach, nämlich Verantwortung zu übernehmen, zu erlernen von der Pike auf in seinem Handwerksbetrieb, in seinem Unternehmen, in einer Leitungstätigkeit in Großunternehmen oder Dax-Firmen. Alle diese Möglichkeiten der Selbstermächtigung bietet unsere offene Gesellschaft.

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