Leadership & Karriere Produzenten-Duo Wiedemann & Berg: “Der Markt ist nie gesättigt“

Produzenten-Duo Wiedemann & Berg: “Der Markt ist nie gesättigt“

Solche Beziehungen muss man auch pflegen können.

QB: Der Kern ist Vertrauen. Ein kreativer Partner muss wissen, dass seine Arbeit besser und nicht mühsamer wird, dass alle Seiten mehr davon haben, wenn wir zusammenarbeiten. Man kann nicht erzwingen, dass einem der andere zuhört und Anmerkungen respektiert. Aber gerade auf dem Top-Level ist das der Schlüssel. Kein Abhängigkeitsverhältnis in die eine oder andere Richtung. Sondern eine gesunde Partnerschaft. In Hollywood wird das oft finanziell gelöst. Wer zahlt, sagt an. Aber das ist nicht unser Ansatz. Da braucht es das gegenseitige Verständnis, dass der Partner die Expertise, Loyalität, Ehrlichkeit und Power hat, die zu besseren kreativen und am Ende auch wirtschaftlichen Ergebnissen führt.

Das klingt in der Theorie völlig nachvollziehbar.

MW: Zugegeben, wir haben es mit starken Kreativen zu tun, die starke Visionen haben. Da ist oft Fingerspitzengefühl gefragt.

Das heißt, hinter den Kulissen fliegen manchmal die Fetzen?

MW: In einer Zusammenarbeit gibt es immer Diskussion. Das ist per se nichts Schlimmes. Es ist ein Erarbeiten und Lösen von Fragestellungen, dabei muss man die Dinge von unterschiedlichen Seiten beleuchten. Wichtig ist, dass es immer über der Gürtellinie bleibt und es um die Sache geht.

QB: Also ich erinnere mich nicht daran, dass es in unserer gesamten Arbeitshistorie je einen wirklichen Streit gab. Ja, wir haben Dinge diskutiert, aber das ist nie wirklich eskaliert. Mir ist dabei Diplomatie lieber, aber deswegen kann man ja trotzdem Eier beweisen.

Aber letztlich sagen Sie, wo es langgeht, und Ihre Mitstreiter müssen sich danach richten?

QB: Nein. Die Kunst des Produzierens besteht darin, den Kreativen den Raum zu geben, ihre Vision zu entfalten, und sie dabei bestmöglich zu unterstützen. Aber eben in einem Rahmen, der für alle Sinn macht. Dazu gehört es, Grenzen aufzuzeigen und gemeinsam herauszufinden, was wirklich zwingend für die Vision nötig ist und was nicht. Ganz abgesehen davon sind die Grenzen fließend, denn ein großer Anteil der produzentischen Arbeit ist ja auch kreativ.

Momentan scheint der Fernsehmarkt insbesondere bei Serieninhalten keine Grenzen zu kennen. Sehen Sie ein Ende oder eine Schwelle, nach der diese Form des Erzählens irrelevant wird?

QB: Wir können absolut kein abnehmendes Interesse an starkem Content erkennen. Aber der Boom führt natürlich auch zur Etablierung starker Player, die ihre Marktposition dazu nutzen werden, die Strukturen zu ihren Gunsten zu ändern. Das wird den Markt eher herausfordern als eine Änderung der Zuschauerinteressen.

MW: Es steht eine ganze Reihe von neuen Playern in den Startlöchern, die jetzt loslegen wollen. Und in Zukunft wird es durch die Digitalisierung noch mehr Freizeit geben. Nehmen Sie allein das Thema selbstfahrende Autos. Was mache ich denn, wenn ich, sagen wir in 15 Jahren, nicht mehr am Steuer sitzen muss? Diese Freizeit will mit Inhalten gefüllt werden. Und der Markt dafür ist nie gesättigt. Wenn man eine Serie gesehen hat, will man die nächste sehen.

QB: Ich hoffe allerdings sehr, dass ich auch in 20 Jahren noch selbst Auto fahren darf …

 

Der Beitrag stammt aus unserer aktuellen Ausgabe 05/18. Im Titel erzählen wir von Bitcoin-Wunderkind Marco Streng, der den globalen Krypotowährungsgiganten Genesis Mining aufgebaut hat. Außerdem: In unserem Dossier „Streaming“ widmen wir uns der Technologie, die die Entertainment-Branche einmal komplett umgekrempelt hat. Weitere Infos gibt es hier.

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