Leadership & Karriere Warum Mallorcas Hauptstadt ideal für Startups ist

Warum Mallorcas Hauptstadt ideal für Startups ist

Gesünder gründen

Überhaupt kann man auf Mallorca ziemlich viel vom Geist Chouinards mitbekommen. Wenn Gomera die Insel für Vollaussteiger ist, dann ist Mallorca eine Art Gomera mit Unterwäsche und Geschäftssinn. Der deutsche Gründer Gerry Haag ist seit acht Jahren auf der Insel. „Wir sind hier Fans von ,Work smart, not hard‘ – das manifestieren wir“, sagt er. Sicher, man arbeitet an spannenden Projekten, „aber eher 20 bis 30 Stunden die Woche, ich würde niemandem zu 60-Stunden-Wochen raten, never ever.“

Haag hat mit Mallorca Startups eine Meet-up-Gruppe ins Leben gerufen, die sich dann und wann trifft und austauscht. Er sagt, gut, es ist alles etwas kleiner hier. Es ist auch nicht ganz so leicht, im großen Stil junge Mitarbeiter ranzukarren, andererseits sind die, die dann doch kommen, ohne große Versprechen da, freiwillig – „die verstehen es“, sagt Haag. Oft gehört: Die Beträge mögen kleiner sein, aber wenn ein Coder erst mal hier in der Sonne sitzt, dann will der nicht so schnell nach sonst wo weiter.

Aber noch mal zurück zu dem unbeholfenen, eingangs erwähnten Gedanken, dass ganz Mallorca ein Offsite sei – ganz abwegig ist der nicht. Haag sagt, dass es keinen perfekteren Ort für ein Unternehmen gibt, sich mit einem Team mal ein paar Tage auf einer Finca aus dem Alltag zu schießen und Strategien zu planen. Andererseits sieht er bei den Meet-ups immer wieder, dass die Leute hier produktiver arbeiten können, vor allem in den Wintermonaten, wenn nicht viel los ist. „85 Prozent der Hotels schließen am 1. November für fünf Monate. Dann beginnt der Breathing Room.“

Julia Emmert hingegen sagt, dass sie im Sommer von der Insel flüchtet. Die deutsche Gründerin von Urban Drivestyle hat erkannt, dass es nicht viel bringt, in den heißen Monaten mit Hochtouren zu arbeiten: „August ist ein Problem. Manchmal hängen dann die Sachen wochenlang am Zoll fest.“

Fun-Bikes für Männer im besten Agentur-Alter

Sie ist vor Jahren freiberuflich und wegen einer Beziehung nach Mallorca gekommen. Mit Freunden hat sie hier eine Fahrradvermietung aufgemacht, und daraus ist dann Urban Drive-style erwachsen: ein Unternehmen, das Fun-Bikes herstellt und auf der ganzen Welt verkaufen will. Das erste Produkt, das Unimoke, ist auf Männer im besten Agentur-Alter zugeschnitten, „die Manchild-Figur“. Sie lächelt. Und nach einer Testfahrt muss man sagen: Sie hat recht.

Sie selber fährt damit jeden Tag rum, zum Ponyhof ihrer Tochter und zum Strand. Die Location des Ladens, von dem aus Urban Drivestyle in die Welt kommt, liegt leicht nördlich des Stadtzentrums: Direkt davor stehen sich die Prostituierten Palmas im Nachmittagslicht die Beine in den Bauch und rauchen; Emmert kann vom ebenerdigen Büro aus den Frauen beim Auf- und Abstöckeln zusehen.

Auch Emmert will die Eigenheiten des Ortes für sich nutzen. Sie hat den Anschluss an den Bettenburg-Adel ebenfalls als Erfolgskonzept ausgemacht. Die Hotelbranche soll ein Hebel für das Unimoke sein. Per Partnerschaft mit etwa der Kette Meliá will sie das Unimoke präsentieren. Die sollen es dann über ein Partnernetzwerk in Städten auf der ganzen Welt kaufen können.

Eigene Geschäfte wird es nicht geben, auch die direkte Vermietung an Touristen hat sie wegen zu dünner Margen bleiben gelassen – hier im Hauptquartier werden nur noch die Prototypen erdacht und gebaut. Dafür verantwortlich ist Chefmechaniker Philipp, der eher zufällig in das Unternehmen gekommen ist. Er hatte vor ein paar Jahren keine Lust mehr auf Deutschland und ist mit dem Rucksack nach Mallorca ausgewandert. Emmert sah den jungen Mann im Hostel gegenüber ihrer Wohnung, unterhielt sich mit ihm und stellte ihn ein.

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