Productivity & New Work Bei Industrie 4.0 ist Deutschland als Startup-Standort die Nummer 1

Bei Industrie 4.0 ist Deutschland als Startup-Standort die Nummer 1

Ein Gastbeitrag von Uwe Horstmann,  General Partner des Operational VC Project A.

Trotz starker Startup-Szene hinkt Deutschland den USA, China und UK hinterher. Aber im Bereich Industrie 4.0 sieht es anders aus: Die deutsche Industrie und der Mittelstand verstehen Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Automatisierung als Schlüsseltechnologien. Milliardenschwere Investitionen sind die Folge und begründen derzeit das extrem schnelle Wachstum der High-Tech Start-up-Landschaft in Deutschland. Für Industrie-4.0-Startups sind wir das Silicon Valley. 

Noch immer ist die Strahlkraft des Silicon Valley weltweit ungeschlagen. Doch im Bereich Industrie 4.0 sieht es anders aus: Die Industrie, das Herzstück der deutschen Wirtschaft, setzt auf die Zusammenarbeit mit Gründern der High-Tech-Branche. Erkennbar auch an folgenden Zahlen: Rund 40 Milliarden Euro will die deutsche Industrie jährlich bis 2020 in Industrie 4.0 Anwendungen investieren. Bis zu 153 Milliarden Euro zusätzliches volkswirtschaftliches Wachstum werden für Deutschland dadurch bis 2020 prognostiziert. Keine unrealistische Schätzung des Bundeswirtschaftsministeriums, denn die Industrie, der Mittelstand, die Gründer und die Investoren sind auf dem Spielfeld zusammengerückt, um sich jetzt in dem Wettstreit um die weltweite Technologieführerschaft zu positionieren.

Wir sehen hier einen Startup-Boom in dem Bereich Industrie 4.0 und Deutschland auf Platz 1

Diese zunehmende Investitionsfreude in Verbindung mit herausragenden Talenten lassen den Industrie-4.0-Startup-Markt extrem wachsen. Industrie 4.0 – das ist die intelligente Vernetzung und Automatisierung der Produktion, im Vertrieb und im After-Sales-Service. Im Vordergrund steht die Effizienzsteigerung durch Künstliche Intelligenz. Auch die durchgehende Datenerfassung in Echtzeit zur Steuerung hochautomatisierter Prozessabfolgen, Sensor-Technologien oder digitale Schnittstellen sind gerade die heißen Themen.

Deutsche Startups gehören in diesen Bereichen weltweit zu den spannendsten Neugründungen. Mit micropsi industries haben wir ein Unternehmen in unserem Portfolio, das durch künstliche Intelligenz die Roboter-Arm-Koordination in der Produktion unterstützt.

Weit über den bisherigen State-of-the-Art hinaus lassen sich komplette Bewegungen von Robotern und Cobots direkt und in Echtzeit aus Kamerainformationen steuern. Vorher als nicht automatisierbar geltende Produktionsprozesse werden nun möglich. Roboter und Cobots können durch eine visuelle Sensorik und maschinelles Lernen feinmotorische Bewegungen ausführen. Neue Prozesse werden dadurch ermöglicht und Produktionslinien werden effizienter und stringenter bei geringeren Kosten.

Die Technologien sind schon da, die Talente und das Geld auch. Nur die politischen Strukturen fehlen noch.

Bei Project A sehen wir jährlich ca. 175 Startups im Bereich Industrie 4.0, Tendenz steigend – vor allem in den letzten drei Jahren. Viele der Startups haben großes Potenzial. Die Gründer kommen von den Unis wie der TU München, dem Karlsruher Institut für Technologie oder der RWTH Aachen und zeichnen sich durch extrem hohe Kompetenz aus. Zum Teil haben sie schon an der Uni Algorithmen bzw. Technologien entwickelt, die sie dann mit ihren Unternehmensgründungen in die Praxis überführen.

Das ist, was Deutschland gegenüber anderen Standorten auszeichnet: Die Technologien sind vorhanden, die Talente und die Investoren auch. Die zentralen Standorte sind startup-freundlich: Berlin ist als Hauptstadt der Venture Capitalists bislang vor allem für IT-Startups besonders günstig. Und Süddeutschland mit seinem hohem Industrieanteil bietet sich für Industrie-4.0-Neugründungen an. Hier sind die großen Fertigungshallen, hier ist man auch physisch nah am Kunden. Hier ist die größte Industrie- und Wissenschaftsdichte. Bei diesen Standortvorteilen kommt das Silicon Valley nicht mit.

Es ist gesund, in der Nähe der Industriekunden zu gründen. Laserhub, ein weiteres Industrie-4.0-Startup aus dem Portfolio von Project A, wurde in Stuttgart gegründet. Über eine digitale Plattform können Industrieunternehmen Bauteile aus Blech bestellen. Aufträge werden auf dem Laserhub-Portal eingestellt. Ein Algorithmus ermittelt die Kosten und verbindet anschließend mit verfügbaren Produzenten. Laserhub entwickelt sich sehr gut, was auch an der physischen Nähe zur Industrie liegt.

Was aber die Politik betrifft: Zwar ist mit der industriepolitischen Strategie 2030 ein Zeichen gesetzt worden, aber die tatsächliche Nutzung der neuen Technologien geht für den einzelnen Gründer noch viel zu langsam. Die Politik muss entschlossener vorgehen, um den Praxistransfer von der Technologie zur Anwendung und mit mehr Fördermöglichkeiten voranzutreiben. Politische Vorleistung sollte hier sein, Innovationen für die Industrie schneller sichtbar zu machen, schneller in die Erprobung zu schicken und anschließend den Praxistransfer zu fördern. Mit mehr Speed werden wir auch weiter global vor allem mit China und Japan mithalten können. Denn gerade hier spielt sich der Wettstreit um die Technologieführerschaft zwischen den USA und China gerade hoch, weshalb auch die Politik verstärkt versuchen wird, die Entwicklung Künstlicher Intelligenz voranzutreiben.

 

ÜBER PROJECT A

Project A ist der Operational VC, der neben Kapital ein großes Netzwerk und exklusiven Zugang zu einem breiten Spektrum an Services bietet. Der Berliner Investor verwaltet 260 Millionen Euro, mit denen er Technologie-Startups finanziert. Kern von Project A ist das Team aus 100 erfahrenen Experten, die die Portfoliounternehmen operativ unterstützen in Bereichen wie Software Engineering, Marketing, Design, Kommunikation, Business Intelligence, Sales und Recruiting. Zum Portfolio gehören Unternehmen wie Catawiki, WorldRemit, uberall, Homeday, Spryker, KRY und Wonderbly. Mehr Informationen auf www.project-a.com und auf dem Blog insights.project-a.com.

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