Leadership & Karriere Fünf Ideen für besseres Essen

Fünf Ideen für besseres Essen

Milch aus Erbsen, Löffel mit Geschmack und der beste Lieferservice der Welt: So wollen Gründer*innen aus Deutschland unsere Ernährung neu erfinden.

Hoffnung im Kasten

Die Agrilution-Gründer ermöglichen Salatanbau in der Küche. Foto: Agrilution

Im Jahr 2023 soll es acht Milliarden Menschen geben, um das Jahr 2050 könnten es zehn Milliarden sein. Wie sollen die sich alle ernähren? Max Lössls Lösung des Problems kostet aktuell 2.979 Euro und sieht chic aus. Seine Firma Agrilution baut hüfthohe Gewächskästen, „Plantcubes“.

Darin züchtet man in der Wohnung computergesteuert auf Saatmatten etwa Salat und Kräuter. Das freut Hobbyköche – die Technologie aber hat das Zeug zur Revolution. Als Sohn einer Entwicklungshelferin erlebte Lössl in China viel Armut, das weckte den Wunsch zu helfen. Ein Buch über Vertical Farming zeigte ihm, wie: Mit seinem Schulfreund Philipp Wagner entwarf er nach dem Studium in der Garage erste Gewächskästen. Pflanzen brauchen Kohlendioxid, Wasser und Licht – „ob natürlich oder künstlich macht keinen Unterschied“, so Lössl. Man kann Gemüse in Lagerhallen oder Stollen anbauen. Ohne Pestizide, mit weniger Wasser. Der „Plantcube“ lässt Salate sprießen – und die Hoffnung.

Genau dein Geschmack

Die Honest Food-Gründer liefern Essen, das auf regionale Vorlieben abgestimmt ist. Foto: Honest Food Company

Für die Welteroberung geben sich Robin Steps und Sebastian Klein fünf Jahre: 2025 wollen sie der global führende Essenslieferant sein. Sie selbst halten das für eine großzügige Schätzung; schließlich verkaufte Steps bereits sein Start-up vino24 an einen großen Weinhändler.

Klein entwickelte während des BWL-Studiums in Mannheim, wo sich die beiden kennenlernten, schon Apps, war dann bei einer Venture-Capital- Firma und einer Unternehmensberatung – Berufe, in denen man von Lieferdiensten am Leben gehalten wird und mit den Pizzabot*innen per Du ist. Da lag die Gründung der Honest Food Company nahe, doch das Geschäftsmodell überrascht: Sie betreiben Restaurants, die es nicht gibt, nämlich fünf virtuelle Läden mit verschiedenen Landesküchen (Blattgold, Mamacita, Holy Chicken, Baba Noni und Beste Freunde), deren Angebot zudem auf den deutschen, österreichischen oder etwa britischen Geschmack zugeschnitten ist.

Die Gerichte kochen Partnerlokale, die alle Zutaten geliefert bekommen und nach Vorgabe zubereiten. In einem Artikel stand, Robin Steps und Sebastian Klein produzierten Tiefkühlkost; es kommen jedoch nur einzelne Komponenten schockgefrostet, der Großteil wird frisch gekauft, so Steps.

Die Restaurants können mit den Zusatzlieferungen ihre Auslastung auf computergesteuerte 100 Prozent bekommen und ihre Karte erweitern. Steps und Klein reden viel von Algorithmen, ihre Kochexpertise ebenso groß ist? Nicht ganz, darum holen sie sich Profiköch*innen, testen ausgiebigst und überarbeiten halbjährlich jedes Menü. Kritiker*innen haben sie auch – ihre Eltern sähen das Liefergeschäft skeptisch, sagt Steps. Aber: „Erst hat mein Vater Reisen im Netz gebucht, heute kauft er online seine Kleidung. Als Nächstes wird er so sein Abendessen ordern.“

Die Kraft der Erbse

Vlyfoods produziert Milch aus Erbsen – für mehr Nährstoffe und mehr Geschmack. Foto: Vlyfoods

Die Kuh macht Muh, und die Milch kommt aus der Erbse. So wird man es im Kindergarten 2050 lernen, wenn sich Nicolas Hartmann mit der Zukunft Milchindustrie nicht irrt. Ein Landwirt mag den Kopf schütteln, aber ein Blick ins Supermarktregal zeigt: Milch aus Soja, Milch aus Hafer, Milch aus Mandeln. Die Nachfrage ist längst da, und nicht nur von Veganern wie Hartmann.

Er studierte in Oxford, arbeitete als Ernährungsberater und erkannte, dass bei vielen Milchalternativen die Nährwerte nicht optimal waren: „Hafermilch etwa, die ich an sich mag, hat zu viel Zucker.“ Zwei Jahre Entwicklung an der TU Berlin steckten die drei Gründer in die Suche nach besserem Milchersatz. Sie probierten Exotisches wie Mohnproteine, blieben dann bei der gelben Spalterbse.

Das Team von VlyFoods (Vly wie fly, mit v wie vegan) ist interessant zusammengesetzt: Moritz Brauwarth kochte in Michelin-Sterne-Restaurants und passt auf, dass vor lauter Tüftelei der Geschmack nicht zu kurz kommt. Nicolas Hartmann wiederum achtet darauf, dass für mehr Geschmack  keine Gesundheitsaspekte geopfert werden. Jurist Niklas Katter schlichtet und macht Sales wie Finance. Sie produzieren bei einer Großmolkerei in NRW. Und wie schmeckt die Vly-Milch? „Manche sagen nussig, andere vanillig, aber alle loben die Cremigkeit“, sagt Nicolas Hartmann.

Löffel als Nachtisch

Spoontainable gibt Besteck frei zum Verzehr – und kämpf t so gegen unnötiges Plastik. Foto: Spoontainable

Nach mehr als einem Jahr Entwicklung, dem Spagat zwischen Uni-Büffeln und Startup-Gründung und der Suche nach Geldgeber*innen kann Julia Piechotta ihre plastikfreien Eislöffel endlich verpacken – in Plastik. „Wegen der Hygienevorschriften“, sagt Piechotta. Immerhin kriegt sie 500 Löffel in jeden Karton (bestellbar für 54 Euro), bevor der mit Schutzfolie umwickelt werden muss. An der Firma Spoontainable, die sie mit Amelie Vermeer aufgebaut hat, erkennt man, wie sehr der Kampf gegen Plastik noch am Anfang steht. Immerhin: Ab 2021 ist Plastikbesteck in der EU verboten.

Die Idee zum nachhaltigen Löffel kam Piechotta bei einer Kugel Eis. Wenn die Waffel essbar ist, warum nicht auch der Löffel? Sie probiert es mit Keksteig in der WG-Küche und scheiterte. Auch die Idee, die Löffel aus Lebensmittelresten zu fertigen, klappte erst nach einigen Fehlversuchen – und zwar mit Fasern von Kakaobohnenschalen. Unterstützung brachte ein Crowdfunding 2018, beim Großbäcker Coppenrath fanden sie Produktionsanlagen. An einem Tag werden dort 600.000 Löffel produziert – genug für ein Jahr. An die 40 Eisläden sind schon dabei, fürs Frühjahr sind weitere Produkte angekündigt.

Nie wieder warten

Die drei Gründer von ORDA wollen per App das Mittagessen im Restaurant optimieren – und es vor allem entspannter gestalten. Foto: Orda GmbH

Auch Student*innen können es eilig haben. Ert recht, wenn sie für eine Startup-Kaderschmiede wie das Center for Digital Technology and Management in München tätig sind. Janis Marquardt, Peter Juras und Christian Feuerbacher mussten beim Mittagessen jedenfalls zu oft auf freie Plätze warten, das Essen kam spät, das Bezahlen dauerte ewig.

Ihre Lösung: eine App namens ORDA, in der man nicht auf den Kellner warten muss, sondern sein Gericht am Handy vorbestellt – und nach dem Essen direkt bezahlen und gehen kann. Marquardt half seine Erfahrung: Mit 15 Jahren hatte er in einem Eisladen gearbeitet, später war er Barkeeper und half in der Geschäftsführung eines
Restaurants. „Marketing, Personal, Operatives – ich kenne die Probleme“, sagt er.

„Mittags will man rasch essen, abends stört etwas warten nicht – also haben wir uns mehr auf den schnellen Büro-Lunchbreak konzentriert.“ Bei Kaimug, einer Thai-Food- Kette, gab man ihnen eine erste Chance, Inzwischen hat die Käfer-Gruppe bei ORDA investiert. In München und Nürnberg funktioniert die App in mehr als 100 Restaurants, das Ziel ist Europa. Die Zeit drängt, mal wieder.

Dieser Text erschien ursprünglich in der Print-Ausgabe von INNOVATOR by The Red Bulletin. Das Magazin sowie das TV-Special INNOVATOR TV erzählen von innovativen Menschen und zukunftsträchtigen Ideen und inspiriert uns damit, die Welt von morgen mitzugestalten.

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