Personal Finance 5 1/2 Fragen & Antworten zur Diskussion um die Gamestop-Aktie

5 1/2 Fragen & Antworten zur Diskussion um die Gamestop-Aktie

Die Diskussion um die Gamestop-Aktie schlägt im Moment hohe Wellen. Um die ganze Situation professionell einschätzen zu lassen und euch nochmal die grundlegenden Fragen dazu zu beantworten, haben wir mit Maria Mann gesprochen. Sie ist Gründerin von Financery, einem Finanz-Service für Frauen, und dort in der Finanzberatung tätig.

#1 Wie konnte der Streit um die Gamestop-Aktie auf einmal so groß werden?

Mit dem Ziel, Hedgefonds mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen, haben sich private Anleger*innen in einer Gruppe organisiert und sich dazu verabredet, – in diesem Fall – die Gamestop-Aktie zu kaufen, für einen bestimmten Zeitraum zu halten und so den Wert der Aktie zu steigern. Die Hedgefonds wiederum hatten zuvor auf eine fallende Wertentwicklung der Gamestop-Aktie gewettet. Womit sie nicht gerechnet hatten, war die entgegenwirkende Aktion der privaten Anleger*innen – der Wert der Aktie stieg, die Wette der Hedgefonds ging nicht auf und sie haben sehr viel Geld verloren.  

Daraufhin haben Hedegfonds ihren Einfluss so genutzt, dass der Handel, insbesondere der Kauf der Gamestop-Aktie, zwischenzeitlich ausgesetzt wurde. Man kann sagen, sie haben den privaten Anleger*innen die Möglichkeit genommen, das Spekulieren auf eine Wertsteigerung der Aktie für sich zu nutzen. Über die Einschränkung des Handelns wurde privaten Anleger*innen letztlich der Handlungsspielraum genommen, den diese Hedegfonds ganz selbstverständlich für sich beanspruchen.

#2 Was bedeutet das für den Aktienmarkt?

Die Geschichte um die Gamestop-Aktie ist ein gutes Beispiel dafür, dass der Wert einer Aktie nicht unbedingt den realen Wert eines Unternehmens oder dessen zukünftige Gewinnentwicklung widerspiegelt. Aktien handeln mit Erwartungen. Hier, in dieser Geschichte, geht es in keiner Weise um das Unternehmen selbst.

Ich denke, in diesem Fall wird man den Markt genauer beobachten. Man wird sich den Handel, vor allem durch Hedgefonds, aber auch über Neobroker und Handelsplätze, detaillierter anschauen und möglicherweise durch Kontrollorgane stärker entgegenwirken.

#3 Gab es so etwas in der Vergangenheit schon mal?

Dass der Handel mit Aktien ausgesetzt wird, passiert durchaus, jedoch sinnvollerweise dann, wenn sich eine Informationslage verändert und diese Information allen Anleger*innen zugänglich gemacht wird. Beispielsweise wird so Insiderhandel eingeschränkt. 2019 gab es die Situation, dass die EU den Handel mit Schweizer Aktien blockiert hat. Hintergrund war, dass die Schweiz einen vorliegenden Entwurf für ein Partnerschaftsabkommen zwischen der EU und der Schweiz unterschreiben sollte. Das Blockieren des Handels mit Schweizer Aktien sollte die Unterschrift der Schweiz erzwingen.

#4 Welche Lösung muss jetzt her, wie muss das Problem gelöst werden?

Was sich hier zeigt – und schließlich zur Eskalation der Situation führte – ist, dass nicht alle Marktteilnehmer*innen denselben Zugang zum Markt haben. Wenn es einen Aktienmarkt gibt, dann muss es einen fairen Zugang zu diesem Markt für alle Anleger*innen geben. Es darf kein Nachteil durch Handelseinschränkungen für die eine oder andere Seite entstehen. Es ist wie bei Monopoly, nur weil die eine Person gewinnt, kann die andere Person nicht plötzlich sagen: „Du spielst nicht mehr mit.“

#5 Hat sich die Gamestop-Situation bei euch bemerkbar gemacht? Wenn ja, wie?

Nein, bei Financery spekulieren wir nicht mit Aktien. Unser Ziel ist es, Frauen finanziell zu stärken. Hierfür entwickeln wir ganz praktische Lösungen wie unseren Finanz-Service, mit dem insbesondere Frauen ganzheitlich ein Vermögen aufbauen und in ihre Zukunft investieren können. So bieten wir ein global diversifiziertes Portfolio aus ETFs an, mit dem Risiken bei der Geldanlage minimiert werden können.

#5 ½ Wie stehst du zu der ganzen Diskussion?

Mir ist es wichtig, dass alle Menschen die gleichen Rechte und Chancen haben. Dabei ist es egal, ob es um den Handel mit Wertpapieren, Bildung oder eine faire Bezahlung zwischen den Geschlechtern geht. Jede*r muss dieselben Chancen zur Teilnahme haben. Und genau daran arbeiten wir täglich mit Financery.

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