Green & Sustainability Diese beiden Gründer haben ein System geschaffen, das Küsten schützt und Riffe wiederbelebt

Diese beiden Gründer haben ein System geschaffen, das Küsten schützt und Riffe wiederbelebt

Weltweit sterben Korallenriffe. Um dem begegnen zu können, haben Jaime Ascencio und Daniel Dacomba Reefy gegründet. Ihr System soll Küsten schützen und Riffe wiederbeleben.

Herr Ascencio, Herr Dacomba, Sie haben Reefy im November 2019 in Delft gestartet und wurden für die Idee bereits mit dem EU BlueInvest Award 2021 in der Kategorie „Healthy Oceans and Resilient Coasts“ ausgezeichnet. Wie kommen zwei Mexikaner dazu, in den Niederlanden ein Unternehmen zu gründen?

Ascencio: Die Idee für Reefy hatte ich schon Jahre vorher. Nach meinem Bachelor-Abschluss in Mexiko habe ich als Vetriebsingenieur Küstenschutzlösungen in Mexiko und der Karibik verkauft. Dabei sah ich die Folgen von Überfischung und Klimawandel aus nächster Nähe: sterbende Korallenriffe, Überschwemmungen und Strände, die durch Erosion verschwanden.

Doch ich sah auch, dass die gängigen Lösungen, die ich verkaufte, nicht funktionierten. Sie hielten den Wellen nicht stand. Tonnenschwere Betonblöcke wurden unter Wasser wie Popcorn in einem Sturm umhergewirbelt. So richteten sie oft mehr Schaden an, als dass sie halfen. Ich beschloss zu lernen, wie man es besser machen kann. 2017 kam ich in die Niederlande, um einen weiterführenden Master in dem Bereich zu machen.

Dort haben Sie dann Daniel Dacomba kennengelernt.

Ascencio: Genau. Daniel ist genau wie ich für sein Masterstudium nach Holland gekommen. Ich habe Küsteningenieurwesen studiert, Daniel Wasserwirtschaft. Wir haben uns kennengelernt, weil wir beide Teil der mexikanischen Gemeinde in Delft waren.

Wie ging es dann weiter?

Ascencio: Zunächst habe ich selbst weiter an Lösungen gearbeitet. Ich habe viel ausprobiert und an der Uni mit Expert:innen gesprochen. Irgendwann hatte ich einen riesigen Stapel an Zeichnungen. Ich wusste früh, dass die Lösung modular sein muss, damit man die Blöcke ineinander verzahnen kann, sodass sie später an ihrem Platz bleiben. Zudem war wichtig, dass das System einfach zu verstehen und installieren ist.

Wann haben Sie Daniel Dacomba ins Boot geholt?

Ascencio: Das war noch während des Masters. Für einen Kurs sollte man eine Business-Idee anschieben – für mich war direkt klar, was ich machen wollte. Doch ich brauchte einen Partner. Daniel war dafür die perfekte Wahl. Ich vertraue ihm blind und würde ihm sogar mein Bankkonto anvertrauen.

Herr Dacomba, wie war Ihre erste Reaktion, als Sie von der Idee hörten?

Dacomba: Es war skurril. Wir waren in Jaimes Wohnung, und er hat mir all diese Zeichnungen gezeigt. Und danach hat er gesagt: „Mann, du bist die erste Person, der ich das erzähle.“ Jaime und ich sind in vielen Dingen sehr auf einer Wellenlänge, wir beide lieben das Meer und sind gerne in der Natur. Natürlich war ich entsprechend begeistert von der Idee. Und je mehr wir an Reefy arbeiteten, desto überzeugter wurden wir, dass unsere Lösung wirklich funktioniert.

Fehlte nur noch ein Biologe.

Ascencio: Genau, als Ergänzung unseres Zwei-Mann-Teams haben wir letztes Jahr einen Biologen gesucht. Leon Haines war die perfekte Ergänzung, denn er teilt unsere Leidenschaft für den Ozean und kennt dazu alle möglichen Pflanzen- und Tierarten auf Latein.

Haines: Als ich die Ausschreibung bei Reefy sah, war ich noch in Indonesien und arbeitete in einem Korallenriff-Schutzprogramm. Das Programm wurde durch Tourist:innen und Freiwillige finanziert. Durch Corona ging es auf einmal nicht mehr weiter. Die Anzeige von Reefy kam also genau zur richtigen Zeit.

Sie sind alle Taucher, Herr Ascencio und Herr Haines sogar zertifizierte – was fasziniert Sie so am Ozean?

Ascencio: Wasser war schon immer mein Element. Als ich klein war, hat mir mein Vater den Spitznamen „Pescado“ gegeben, Spanisch für Fisch, weil ich immer im Wasser sein wollte. Noch heute werde ich von meiner Familie so genannt.

Haines: Ich hatte auch schon immer eine große Anziehung zum Ozean. Aber so richtig wurde meine Leidenschaft für den Meeresschutz erst 2014 geweckt, als ich für ein Praktikum nach Thailand ging, um dort an einem Korallenriff-Restaurierungsprojekt mitzuarbeiten.

Die ganze Umgebung und die Leidenschaft der Menschen dort haben meine Karriere wirklich angestoßen. Ich habe gesehen, wie empfindlich das marine Ökosystem ist und wie sehr es unsere Hilfe braucht. Korallenriffe gelten als Regenwälder der Meere, an die eine Million Tier- und Pflanzen- arten sollen in ihnen leben. Doch jedes zweite Riff soll bereits zerstört sein – bis 2050 könnten es alle sein. Was bedroht sie?

Haines: Die Hauptbedrohung für Korallenriffe ist definitiv die steigende Meerestemperatur. Denn eine oberflächennahe Koralle ist im Grunde ein Lebewesen, in dem eine Alge wohnt. Durch diese Algen beziehen die Korallen einen Großteil ihrer Energie. Wenn es zu warm wird im Meer, fangen die Algen an, Chemikalien wie Ozon zu erzeugen, die man auch freie Radikale nennt. Als Konsequenz wird die Alge von der Koralle abgestoßen. Doch ohne Alge fehlt es an Energie, sodass die Koralle schließlich weiß wird und stirbt. Man nennt das Korallenbleiche.

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